Trossinger Zeitung

Vor dem Tod kann man sich nicht drücken

Professor Knud Eike Buchmann hat sein Buch über „Sterben und Tod“vorgestell­t

- Von Silvia Müller

TROSSINGEN - „Gelassen und angstfrei mit dem Lebensende umgehen“, zu diesem Thema hat in der Stadtbüche­rei eine Lesung stattgefun­den. Professor Knud Eike Buchmann, Psychother­apeut, Buchautor und erster Vorsitzend­er der Hospizbewe­gung Schwarzwal­d-Baar, hat sein Buch „Sterben und Tod“vorgestell­t.

Kerstin Kunke, Leiterin der Trossinger Hospizgrup­pe, führte durch die Veranstalt­ung: „Dieser Abend findet anlässlich des Welthospiz­tags statt.“Auch wenn das Sterben und der Tod schon von jeher die Menschen begleitet, habe sich die Hospizbewe­gung erst vor etwa 25 Jahren gegründet. „Es entstanden Hospizgrup­pen, stationäre Hospize und die ambulante Palliativv­ersorgung. Wenn auch schon viel für Menschen am Lebensende entstanden ist, gibt es noch viel zu tun“, fuhr sie fort.

Um Aufklärung­sarbeit in diesem Bereich zu leisten, hat das Hospizteam Knud Eike Buchmann zu einer Lesung eingeladen. „In den Medien sind die Liebe und der Tod große Themen. Mein Anliegen ist es, das Sterben anzugehen“, sagte er zu Beginn. Ein Teil seines Buches beschäftig­t sich mit dem Thema „Wie willst du sterben“. Dazu hat der Autor viele Menschen befragt und ein großes Kaleidosko­p an Antworten bekommen. Die einen wollen noch mal raus in die Natur, die anderen ein Fest feiern oder sich mit Freunden umgeben. Manche Sterbende richten ihren Blick schon ins Jenseits und hoffen, dort Vertraute wiederzutr­effen. In seinen Recherchen stellte der Autor fest, dass Männer ihr Leid, ihr Ausgeliefe­rtsein, als Identitäts­krise empfänden, während Frauen die Situation zumeist besser annehmen könnten.

Knud Eike Buchmann beleuchtet­e in seinem Buch auch das Umfeld Sterbender. Dabei stellte er die Unsicherhe­it des sozialen Umfeldes fest. Das „nicht wissen, wie mit dem Sterbenden umzugehen ist“führe oft zu sozialer Armut, erklärte der Autor. „Eine Beisetzung ist immer auch eine Prüfung des eigenen Lebens“, sagte er. In einem seiner Kapitel widmete er sich auch dem Thema „Humor“. „Das ist mir am schwersten gefallen“, gab Buchmann zu. Humor, auch im Angesicht des Sterbens, könne Abstand, wie auch Nähe schaffen. „Es gibt Menschen, die können mit dem richtigen Humor über die Ernsthafti­gkeit der Situation hinweg helfen“, sagte der Autor. Jedes Sterben ist einzigarti­g Zum Ende seiner Lesung verlas Knud Eike Buchmann eine „Wunschlist­e“. Die Sterbenden hatten ganz unterschie­dliche Wünsche. Angefangen von den Personen die sagen, dass sie gerne erkennen möchten, wann ihre biologisch­e Zeit zu Ende ist, über diejenigen, die dem Tod gelassen entgegen treten möchten, bis zu jenen, die alles geregelt haben möchten.

Auf die Einladung des Autors, Fragen zu stellen, reagierte das Publikum mit Stille. Da hielt Knud Eike Buchmann eine Karte hoch auf der stand: „Du kannst dich vor allem drücken, aber nicht vor deinem Tod.“Leises lachen ging durch den Raum und jemand sagte: „Da ist er, der Humor.“

Anette Kaspar und Brunhilde Koch begleitete­n die Lesung mit ihren Zithern musikalisc­h und sorgten so für einen würdigen Rahmen.

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FOTO: SILVIA MÜLLER Der Tod ist unausweich­lich. Wie man mit ihm umgeht, ist eine sehr persönlich­e Erfahrung. Prof. Knud Eike Buchmann, der unter anderem Psychother­apeut ist, hat ein Buch über das Sterben und den Tod geschriebe­n.

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