Vor dem Tod kann man sich nicht drücken
Professor Knud Eike Buchmann hat sein Buch über „Sterben und Tod“vorgestellt
TROSSINGEN - „Gelassen und angstfrei mit dem Lebensende umgehen“, zu diesem Thema hat in der Stadtbücherei eine Lesung stattgefunden. Professor Knud Eike Buchmann, Psychotherapeut, Buchautor und erster Vorsitzender der Hospizbewegung Schwarzwald-Baar, hat sein Buch „Sterben und Tod“vorgestellt.
Kerstin Kunke, Leiterin der Trossinger Hospizgruppe, führte durch die Veranstaltung: „Dieser Abend findet anlässlich des Welthospiztags statt.“Auch wenn das Sterben und der Tod schon von jeher die Menschen begleitet, habe sich die Hospizbewegung erst vor etwa 25 Jahren gegründet. „Es entstanden Hospizgruppen, stationäre Hospize und die ambulante Palliativversorgung. Wenn auch schon viel für Menschen am Lebensende entstanden ist, gibt es noch viel zu tun“, fuhr sie fort.
Um Aufklärungsarbeit in diesem Bereich zu leisten, hat das Hospizteam Knud Eike Buchmann zu einer Lesung eingeladen. „In den Medien sind die Liebe und der Tod große Themen. Mein Anliegen ist es, das Sterben anzugehen“, sagte er zu Beginn. Ein Teil seines Buches beschäftigt sich mit dem Thema „Wie willst du sterben“. Dazu hat der Autor viele Menschen befragt und ein großes Kaleidoskop an Antworten bekommen. Die einen wollen noch mal raus in die Natur, die anderen ein Fest feiern oder sich mit Freunden umgeben. Manche Sterbende richten ihren Blick schon ins Jenseits und hoffen, dort Vertraute wiederzutreffen. In seinen Recherchen stellte der Autor fest, dass Männer ihr Leid, ihr Ausgeliefertsein, als Identitätskrise empfänden, während Frauen die Situation zumeist besser annehmen könnten.
Knud Eike Buchmann beleuchtete in seinem Buch auch das Umfeld Sterbender. Dabei stellte er die Unsicherheit des sozialen Umfeldes fest. Das „nicht wissen, wie mit dem Sterbenden umzugehen ist“führe oft zu sozialer Armut, erklärte der Autor. „Eine Beisetzung ist immer auch eine Prüfung des eigenen Lebens“, sagte er. In einem seiner Kapitel widmete er sich auch dem Thema „Humor“. „Das ist mir am schwersten gefallen“, gab Buchmann zu. Humor, auch im Angesicht des Sterbens, könne Abstand, wie auch Nähe schaffen. „Es gibt Menschen, die können mit dem richtigen Humor über die Ernsthaftigkeit der Situation hinweg helfen“, sagte der Autor. Jedes Sterben ist einzigartig Zum Ende seiner Lesung verlas Knud Eike Buchmann eine „Wunschliste“. Die Sterbenden hatten ganz unterschiedliche Wünsche. Angefangen von den Personen die sagen, dass sie gerne erkennen möchten, wann ihre biologische Zeit zu Ende ist, über diejenigen, die dem Tod gelassen entgegen treten möchten, bis zu jenen, die alles geregelt haben möchten.
Auf die Einladung des Autors, Fragen zu stellen, reagierte das Publikum mit Stille. Da hielt Knud Eike Buchmann eine Karte hoch auf der stand: „Du kannst dich vor allem drücken, aber nicht vor deinem Tod.“Leises lachen ging durch den Raum und jemand sagte: „Da ist er, der Humor.“
Anette Kaspar und Brunhilde Koch begleiteten die Lesung mit ihren Zithern musikalisch und sorgten so für einen würdigen Rahmen.