Trossinger Zeitung

„Es werden Rote Linien überschrit­ten“

Arbeitgebe­r zeigen sich von den aktuellen Forderunge­n der IG Metall schockiert

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Anfang kommenden Jahres drohen auch im Landkreis Tuttlingen Warnstreik­s in der Metallund Elektroind­ustrie. Die Fronten nach den Forderunge­n seitens der Gewerkscha­ft IG Metall (IGM) sind schon jetzt verhärtet, obwohl die aktuelle Tarifrunde erst Ende des Jahres beginnt. Arbeitgebe­r-Vertreter sprachen bei einem Pressegesp­räch am Dienstagab­end beim Tuttlinger Medizintec­hnik-Unternehme­n Henke-Sass, Wolf von „Roten Linien“, die die IGM jetzt überschrei­ten würde.

Wie in unserer Mittwochau­sgabe im Wirtschaft­steil berichtet, sollen nach der Forderung der IGM Arbeitgebe­r ihre Arbeitszei­t bis zu zwei Jahre lang von 35 auf 25 Stunden reduzieren und im Anschluss wieder 35 Stunden arbeiten können. Das soll für Arbeitnehm­er möglich werden, die Kinder unter 14 Jahren haben oder Angehörige pflegen müssen. Dazu sollen die Arbeitgebe­r einen Entgeldzus­chuss zahlen. Zudem fordert die Gewerkscha­ft einen Lohnzuwach­s von sechs Prozent.

Diese Forderunge­n lehnt die Bezirksgru­ppe Schwarzwal­d-Hegau vom Arbeitgebe­rverband Südwestmet­all ab. Am Dienstagab­end besprachen sich dazu die Unternehme­rkontaktgr­uppen VillingenS­chwenninge­n/Furtwangen und Konstanz-Singen/Tuttlingen. „Die Reaktion auf die Forderunge­n der IG Metall waren in der Kontaktgru­ppe so heftig wie schon seit Langem nicht mehr. So emotional kenne ich das gar nicht. Es wurde gesagt, dass Rote Linien überschrit­ten werden“, berichtete Peter Decker, Geschäftsf­ührer von Henke-Sass, Wolf. Das könne von den Arbeitgebe­rn nicht hingenomme­n werden. Die Gewerkscha­ft wolle laut Decker nur das in ein Korsett hineinpres­sen, was derzeit schon gelebte Praxis sei. Um als Arbeitgebe­r attraktiv zu bleiben, würden die Unternehme­n schon längst auf die individuel­len Bedürfniss­e der Arbeitnehm­er Rücksicht nehmen. Fachkräfte schwer zu finden Bezirksgru­ppen-Geschäftsf­ührer Ralph Wurster betonte, dass die Arbeitgebe­r jetzt schon Probleme haben würden, Fachkräfte zu finden. Das gelte laut Gabriel Berger, Geschäftsf­ührer der Abteilung Tarifpolit­ik/Tarifrecht bei Südwestmet­all, inzwischen auch schon für Anlernkräf­te. Die Situation würde durch die Reduzierun­g der Wochenarbe­itszeit auf 28 Stunden für zwei Jahre noch verschärft werden. Was die Arbeitgebe­r ärgert: Laut Tarifvertr­ag dürfen nur 18 Prozent der Arbeitnehm­ern mehr als 35 Stunden pro Woche arbeiten. „Die IG Metall macht keine Anstalten, das Volumen auch nach oben zu setzen. Es geht nur nach unten, nicht nach oben“, sagte Benedikt Lenhart, Personalch­ef von IMS Gear in Donaueschi­ngen. Auch wenn die wirtschaft­liche Lage derzeit gut sei, stünde die Branche vor Herausford­erungen: „Wir müssen jetzt in die Entwicklun­g investiere­n“, betonte Lenhart. Auch daher weist Südwestmet­all die Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn zurück: „Die Unternehme­n müssen die Entgelderh­öhung auch überlegen können“, sagte Frank Springorum, Geschäftsf­ührer des Hammerwerk­s Fridingen. „Nicht mehr Spielraum“Er betonte, dass die Wettbewerb­sfähigkeit der Unternehme­n in den vergangene­n Jahren gesunken sei, da die Produktivi­tät nicht in dem Maße wie der Lohn gestiegen sei. Schon heute würde in der Metall- und Elektroind­ustrie in der Region ein Durchschni­ttslohn von 60 000 Euro bezahlt werden: „Da ist nicht mehr Spielraum. Die sechs Prozent waren ein Schock für die Unternehme­n“, sagte Wurster. Die Tendenz, dass einfache Arbeiten ins Ausland verlagert werden, würde dadurch weiter steigen.

 ?? ARCHIVOTO: CHRISTIAN GERARDS ?? Wie schon Anfang 2015 drohen auch Anfang des kommenden Jahres Warnstreik­s der IG Metall. Die Fronten scheinen angesichts der Forderunge­n der Gewerkscha­ft derzeit verhärtet. Unser Archivfoto zeigt einen Warnstreik im Januar 2015 beim Tuttlinger...
ARCHIVOTO: CHRISTIAN GERARDS Wie schon Anfang 2015 drohen auch Anfang des kommenden Jahres Warnstreik­s der IG Metall. Die Fronten scheinen angesichts der Forderunge­n der Gewerkscha­ft derzeit verhärtet. Unser Archivfoto zeigt einen Warnstreik im Januar 2015 beim Tuttlinger...

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