Arbeitgebervertreter: „Das wird eine schwierige Tarifrunde“
„Die Arbeitszeitfrage ist eine Machtfrage. Das wird eine schwierige Tarifrunde“, sagen Walter Wadehn, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Albstadt, die auch für den Landkreis Tuttlingen zuständig ist, und derAesculap Betriebsrats vorsitzendeEkk eh ard Rist auf Nachfrage unserer Zeitung. Daher erwarten sie eine schwierige Tarifrunde. Rist unterstützt die Forderung der IG Metall vollumfänglich. Die sechs Prozent mehr Lohn, die sich die Gewerkschaft auf die Fahnen geschrieben haben, resultieren aus der anhaltend guten wirtschaftlichen Lage. Wadehn sieht die Lohnforderung auch nicht als Knackpunkt für die Verhandlungen, die am 15. Novem- ber in Böblingen beginnen werden. Das würde vielmehr die Forderung nach den 28 Stunden werden. „Die faktische Arbeitszeit ist weit weg vom Tarifvertrag“, betont er. Das habe eine Umfrage der IG Metall im vergangenen Jahr ergeben. Viele Kollegen könnten Arbeit und Familie nicht unter einen Hut bringen: „Viele Arbeitgeber nehmen keine Rücksicht auf die familiäre Situation, auch nicht auf die psychische Belastung“, sagt Wadehn. Wer einmal in Teilzeit gegangen wäre, und das seien zumeist Frauen, würde damit die berufliche Karriere beenden. Daher pocht die Gewerkschaft auch auf ein Rückkehrrecht auf die tariflichen 35 Stunden. „Unsere Forderung ist eigentlich eine Kulturrevolution“, sagt Wadehn. Hierdurch könnten Frau und Mann die unbezahlte Familienarbeit übernehmen und sich um Notfallsituationen kümmern. „Die meisten Menschen werden daheim gepflegt“, betont Wadehn. Dass jetzt nahezu alle Arbeitnehmer, denen der Schritt möglich ist, diesen auch machen, bezweifelt Rist: „Von 600 Schichtarbeitern werden nicht 595 die Arbeitszeit verkürzen. Sie haben dazu aber die Möglichkeit“, sagt Rist. Auch wenn die Arbeitgeber eine Kompensation zahlen müssten, müsste sich der Arbeitnehmer die Reduzierung der Stunden auch leisten können. Schließlich würde der Zuschuss den Lohnverzicht nicht auffangen. (cg)