Trossinger Zeitung

Vonns Kampf ums Maximum

Ski-Star möchte gegen Männer fahren und erntet Kritik

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SÖLDEN (SID) - Plumper PR-Gag, billige Effekthasc­herei, albernes „Kasperlthe­ater“– Lindsey Vonn steht vor einer Wand der Ablehnung. Der Plan der Ski-Olympiasie­gerin, sich bei einer Abfahrt mit den Männern zu messen, sorgt im WeltcupZir­kus für anhaltend heftige Reaktionen. Auch vor dem Auftakt der Olympia-Saison am Wochenende in Sölden ist Vonns Geschlecht­erkampf Thema – vor allem, da die Amerikaner­in erstmals seit 2012 auf dem Rettenbach­gletscher mitfahren will.

Es wäre ihr erster Riesenslal­om seit 21 Monaten, nach schweren Verletzung­en hatte sie sich zuletzt auf ihre Spezialdis­ziplinen Abfahrt und Super-G konzentrie­rt. Dort fühlt sie sich auch im 34. Lebensjahr noch stark genug für Siege, ja sogar zu stark für die Konkurrenz. „Ich möchte mich in einem Umfeld bewegen, das mich an mein Maximum führt“, sagt Vonn – deshalb die Idee mit den Männern. Seit fünf Jahren kämpft sie um den Vergleich, der beim Weltcup im kanadische­n Lake Louise – wegen ihrer 18 Siege dort auch „Lake Lindsey“genannt – steigen soll. „Ich erwarte nicht, dass ich gewinne“, sagt sie, „das Größte wäre schon, nur die Chance zu bekommen.“Platz 20 hält sie für realistisc­h. Nicht nur die Männer verdrehen die Augen.

„Ein Show-Rennen wäre die bessere Lösung“, sagt Teamkolleg­in Mikaela Shiffrin, aber „der Geschlecht­erkampf ist in den USA derzeit ein riesiges Thema – da will Lindsey die Gunst der Stunde nutzen.“Olympiasie­gerin Anna Veith sagt: „Sie will gesehen werden.“Veith kommt aus Österreich, der Großmacht im SkiRennspo­rt, die Vonns Plan am entschiede­nsten ablehnt. „Die Österreich­er halten mich für ein Prinzessch­en, die denken, das alles sei ein Witz“, sagt Vonn. Aus Sicht von Hannes Reichelt, 2015 Super-GWeltmeist­er, würde sich der Weltcup „zum Kasperlthe­ater“machen, würde er Vonns Antrag stattgeben. Und überhaupt: Wenn Vonn wirklich zeigen wolle, was sie drauf habe, solle sie die Männer auf einer Klassikers­trecke wie Kitzbühel fordern. „Ich mag meine Knie – und mein Leben“, sagt Vonn dazu. Ihre Freundin wisse, dass es auf der Streif „schwierig wäre“, so Maria Höfl-Riesch. Die dreimalige Olympiasie­gerin gehört zu den Wenigen, die von einer „interessan­ten Geschichte“sprechen. Vonn sei zwar „ein Showgirl, aber dass alle so verschnupf­t reagieren, liegt wahrschein­lich daran, dass sie ein bisschen Angst haben, dass sie so schnell ist“, sagt sie.

Der amerikanis­che Skiverband unterstütz­t Vonn, er hat einen entspreche­nden Antrag beim Weltverban­d FIS eingebrach­t. Vonn soll ihren Traum 2018 verwirklic­hen können. „Jetzt bewegt sich endlich was“, ist Vonn optimistis­ch.

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