Reformationsfeier füllt die Stadtkirche
Ökumene und Festkonzert kennzeichnen den außergewöhnlichen Feiertag in Tuttlingen
TUTTLINGEN - 500 Jahre Reformation und 200 Jahre Tuttlinger Stadtkirche sind am Dienstag musikalisch groß gefeiert worden. Den Festgottesdienst gestaltete musikalisch Kirchenmusikdirektor Helmut Brand in der Stadtkirche mit Bachs Reformationskantate „Gott der Herr ist Sonn und Schild“BWV 79 mit seinem Kantatenorchester und Kirchenchor, gemeinsam mit dem katholischen Kirchenmusiker Bernard Sanders und dessen Kirchenchor sowie den Solisten Brigitte Bayha und Matthias Baur. Es predigten der evangelische Dekan Sebastian Berghaus und der katholische Dekan Matthias Koschar in vorbildlicher Ökumene vor den Anwesenden in der vollbesetzten Kirche.
Im abendlichen Festkonzert „Ein feste Burg ist unser Gott“für Bläser und Orgel, erlebten die Zuhörer Grandioses. Brand lud dazu Matthias Schneider mit seinem Ensemble ein, sechs Trompeter mit Johannes Elsässer an der Spitze, drei Posaunisten, einem Euphoniumspieler, einem Tubisten und einem Paukenspieler. Eröffnung mit Matthias Michel Brand als glänzender Organist und Musiker eröffnete das Konzert mit der festlichen Ouvertüre von Matthias Michel, als Scheinwerfer auf das Kommende. Von dem französischen Spätromantiker Alexandre Guilmant musizierte er dessen erste Orgelsonate in d-moll, in der Bearbeitung mit Bläsern von Friedhelm Flamme.
In den Orgelpart des Anfangs bauten die Bläser gewaltige Klangtürme. Wenn die Einzelinstrumente die Melodien in den Orgelpart einfügten und dann auch das ganze Bläsertutti erstrahlte, ergab dies herrliche sinfonische Musik. Das Pastorale für Orgel danach war eine wunderbare Hirtenmusik in lichter Natur. Fortissimoklänge eröffneten das Finale. Der Orgelpart strömte in Geschwindigkeit dahin, von den Bläsern immer wieder bereichert bis zum strahlenden Schluss. All die Bläser spielten profimäßig in höchster Präzision zum Staunen der Hörer.
In William Faulkes festlichem Orgelpräludium war das Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“von einer wunderbaren romantischen Klangwelt umgeben, die Brand brillant aus der Orgel holte. In der Reformationssuite von Benjamin Culli über die Lieder Martin Luthers hatten die Bläser wieder zu tun. Erst feierlich „Ein feste Burg ist unser Gott“, dann sanft dunkel „O Lamm Gottes unschuldig“und als drittes Lied „Nun freut euch. liebe Christen mein“kühn und flott, mit Posaunensolo.
Von einem weiteren französischen Spätromantiker, Charles-Marie Widor, durften die Zuhörer dessen Allegro aus der Orgelsinfonie Nr. 6 g-moll erleben. Majestätisch, von göttlicher Größe, übermenschlich war es. Was will man noch mehr darüber sagen? Den Musikern sei dafür Dank gesagt. Gerne hätte man applaudiert, doch es folgte noch das Andante aus Widors 4. Orgelsinfonie in f-moll für Orgel, lieblich, irdisch mit göttlichem Atem. Den Abschluss bildet Otto Nikolai Zum Schluss hörte man die kirchliche Festouvertüre „Ein feste Burg ist unser Gott“von Otto Nikolai, in der Bearbeitung für Bläser und Orgel, die bereist im ersten Festkonzert am Sonntag (siehe Artikel auf Seite 19) im Original für Chor und großem Orchester zu hören war. Diesmal war die Klangwirkung noch größer.
Dekan Berghaus dankte den Musikern für das wunderbare, zu Herzen gehende Konzert und bat die Anwesenden zu Luthers Abendgebet, das im Programm abgedruckt war, das andächtig gesprochen wurde.