„So will keiner gewinnen“
Yannick Heinrich vom SV Tuningen lässt Schiedsrichter Elfmeterpfiff zurücknehmen
TUNINGEN - Die drei Punkte hätte der SV Tuningen in der FußballKreisliga A 2 gut gebrauchen können. Gegen den bisherigen Zweiten FC Frittlingen lag der Tabellensechste bis in die Schlussminuten in Führung und musste doch mit einem 2:2 zufrieden sein. Weil sich Mittelfeldspieler Yannick Heinrich für das Fairplay und gegen einen Elfmeter entschied.
Es läuft die 75. Minute: Der SVT führt 2:1 und will den Vorsprung gegen Frittlingen über die Zeit retten. „Nach dem 2:0 haben wir aufgehört, Fußball zu spielen und uns nur hinten reingestellt“, sagt Trainer Samuel Witzig. Trotzdem hat sein Team die Chance zur Entscheidung. Nach einem Pass in die Tiefe kommt Heinrich im Frittlinger Strafraum an den Ball und kurz danach zu Fall. Schiedsrichter Jürgen Buhl (Mühlheim), der dem Spielgeschehen hinterhereilt, entscheidet auf Elfmeter. „Ich war vielleicht 15 Meter weit weg. Ich habe gesehen, dass die Spieler kreuzen und es bei dieser Bewegung eine Berührung gegeben haben muss“, sagt der Schiri, der daraufhin auf den Punkt zeigt.
Zur Ausführung des Strafstoßes kommt es aber nicht. Heinrich bleibt nach dem Pfiff keineswegs liegen. „Er ist sofort aufgestanden und hat gesagt, dass es keinen Kontakt gab“, berichtet Buhl. Auf dem durch den Regen aufgeweichten Rasen sei er nur ausgerutscht, sagt Heinrich, der trotz Nachfragen des Schiedsrichters den Elfmeter nicht haben will. „Ich bin so erzogen worden, dass ich ehrlich bin“, sagt der 25-jährige Bautechniker. „Wahrscheinlich hätten wir den Elfmeter ohnehin verschossen. Wegen des Karmas.“
Bei diesem Urteil ist sich sein Trainer Samuel Witzig nicht sicher. Er glaubt, das wäre das 3:1 und vielleicht die Entscheidung gewesen. Kritik muss sich Heinrich von ihm nicht anhören. „Auch wenn es uns den Sieg gekostet hat. Ich weiß, Yannicks Entscheidung zu schätzen. Davor ziehe ich den Hut.“Auch Buhl ist glücklich, dass er vor einer Fehlentscheidung bewahrt wurde. Ich habe mich bei ihm bedankt, dass er so fair war. Von den Spielern beider Mannschaften hat er auch Beifall bekommen“, meint der Schiedsrichter, der so eine Aktion in den vergangenen Jahren nicht erlebt hat. „Das ist nachahmenswert.“
Auch Trainer Witzig meint: „So will keiner gewinnen.“Auch wenn der SVT gerne weiter vorne landen und um den Aufstieg mitspielen würde.