Schöne heile Welt
Es ist ja so: Der Trossinger an sich hat Model-Qualitäten. Wer den hiesigen Sport- und Fitnessstudios einen Besuch abstattet, wer in Haarstylingund Visagisten-Salons unterwegs ist oder im Nagel-Studio vorbeischaut, der bekommt den Eindruck: Trossingerin und Trossinger haben nichts anderes im Sinn, als zu Modeln.
Oft wird im Nagel-Studio nicht nur genagelt, auch Tatoos werden auf alle möglichen Körperstellen gebrannt, die Straßen sind voll von modelhaften Gestalten, die viel Geld ausgeben, um so auszusehen wie sie aussehen. Ja: Die ganze Stadt gefällt sich im Modelhaften, sie hat die modelhafte Kleinstadtgröße, verfügt über eine eigene Model-Eisenbahn, besitzt einen Model-See, an dem seit 50 Jahren die Angler ihre Rute wie kleine Playmobil-Figuren auswerfen und einen kleinen Zoo von exotischen Fasanen und Dammwild am Gauger.
Kein Wunder, dass sich kleine und große Trossinger demzufolge gerne Modelle anschauen. Erst war es die Lego-Ausstellung, nun ist es Playmobil im Auberlehaus: Der Hang, die Wirklichkeit als Spielzeugwelt abzubilden und von oben drauf zu gucken wie auf eine Märklin-Stadt, ist in Trossingen recht verbreitet. Da kann man nicht nur Fahrzeuge hin und her schieben, oder Häuser verändern und umstellen, man kann ganze Straßen verlegen oder neu gestalten, Baustellen im Nu auf- und abbauen, Kreisverkehre verschönern, Grundstücke bebauen, oder kleine ImbissWagen in der oberen Hauptstraße aufstellen und bei Mißfallen einfach wieder wegnehmen – alles das, was in der Wirklichkeit nicht so leicht zu machen ist.
Vielleicht gerade deswegen sind die Lego- und Playmobilausstellungen so gut besucht, weil sie die schöne heile Welt darstellen, die im Alltag der Musikstadt oft Jahre für ihre Erschaffung braucht ...