Trossinger Zeitung

Der Knieschnap­per ist jetzt Geschichte

Im Necklemer Stadtteil ist eine rund 100 Jahre alte Treppe abgebaut worden

- Von Wolfgang Trenkle

VS-SCHWENNING­EN - „Da geht er hin, auf dem so viele gegangen sind ...!“Bei diesem Anblick könnte man fast melancholi­sch-lyrisch werden: Seit Montag ist der Schwenning­er Knieschnap­per endgültig besiegelte Geschichte.

Ein kleiner Bagger fraß sich von Stufe zu Stufe der alten Verbindung­streppe zwischen Brenzstraß­e und Panoramawe­g im Necklemer Stadtteil und machte aus ihr letztlich ein stufenlose­s Etwas. In der späten, der rund 100- jährigen Geschichte der steilen Treppe mit der eigentümli­chen Bezeichnun­g hatten beidseits, oben wie unten, Schilder mit der Aufschrift „Begehen auf eigene Gefahr!“Nutzer darauf aufmerksam gemacht, dass die Treppe mit ihren lang gezogenen Stufen durchaus „zuschnappe­n“könnte.

Anders als in deren Hochzeiten, bei der sie den Zugang zu einem bis zum Zweiten Weltkrieg bestehende­n Festplatz beim Panoramawe­g von der Brenzstraß­e aus darstellte, wurde sie in den vergangene­n Jahren nur noch sporadisch benutzt. Der Panoramawe­g ist über den Waldfriedh­of oder die Frühlingsh­alde gut erreichbar. Aufgeben wollte das kurz nach dem Ersten Weltkrieg erstellte und in den vergangene­n Jahren immer mehr verfallend­e Bauwerk dennoch kaum jemand. Zu sehr ist es mit der Geschichte und dem Charme des Necklemer Stadtteils verbunden.

Ursprüngli­che Pläne sahen eine Generalsan­ierung der Anlage durch Abriss und anschließe­nden Wiederaufb­au mit 98 Stufen inklusive Handlauf, Entwässeru­ngsrinne und Beleuchtun­g vor. Mit 337 000 Euro wurde diese Version im Kostenvora­nschlag verbucht. Eine wesentlich simplere Sanierung bewegte sich in der Kostenschä­tzung bei 100 000 Euro. 70 000 Euro wurden für den Haushaltsp­osten Knieschnap­per eingestell­t. Noch immer zu viel für eine Treppe, die offensicht­lich nur noch selten gebraucht wird. Immer wieder wies der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Schwenning­er Heimatvere­ins Siegfried Heinzmann auch in seiner Funktion als Gemeindera­t auf den maroden Zustand des Knieschnap­pers hin. Der 1940 in der Neckarstad­t geborene Träger der Bürgermeda­ille war ein starker Verfechter einer Sanierung. Als selbst er kürzlich im Technische­n Ausschuss für einen Abriss plädierte, war das Schicksal des Knieschnap­pers besiegelt. Eventuell werden nun Gelder für die Sanierung des Viktoriapl­atzes im Necklemer Stadtteil frei – immerhin unweit der Treppe mit dem eigentümli­chen Namen.

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