Der Knieschnapper ist jetzt Geschichte
Im Necklemer Stadtteil ist eine rund 100 Jahre alte Treppe abgebaut worden
VS-SCHWENNINGEN - „Da geht er hin, auf dem so viele gegangen sind ...!“Bei diesem Anblick könnte man fast melancholisch-lyrisch werden: Seit Montag ist der Schwenninger Knieschnapper endgültig besiegelte Geschichte.
Ein kleiner Bagger fraß sich von Stufe zu Stufe der alten Verbindungstreppe zwischen Brenzstraße und Panoramaweg im Necklemer Stadtteil und machte aus ihr letztlich ein stufenloses Etwas. In der späten, der rund 100- jährigen Geschichte der steilen Treppe mit der eigentümlichen Bezeichnung hatten beidseits, oben wie unten, Schilder mit der Aufschrift „Begehen auf eigene Gefahr!“Nutzer darauf aufmerksam gemacht, dass die Treppe mit ihren lang gezogenen Stufen durchaus „zuschnappen“könnte.
Anders als in deren Hochzeiten, bei der sie den Zugang zu einem bis zum Zweiten Weltkrieg bestehenden Festplatz beim Panoramaweg von der Brenzstraße aus darstellte, wurde sie in den vergangenen Jahren nur noch sporadisch benutzt. Der Panoramaweg ist über den Waldfriedhof oder die Frühlingshalde gut erreichbar. Aufgeben wollte das kurz nach dem Ersten Weltkrieg erstellte und in den vergangenen Jahren immer mehr verfallende Bauwerk dennoch kaum jemand. Zu sehr ist es mit der Geschichte und dem Charme des Necklemer Stadtteils verbunden.
Ursprüngliche Pläne sahen eine Generalsanierung der Anlage durch Abriss und anschließenden Wiederaufbau mit 98 Stufen inklusive Handlauf, Entwässerungsrinne und Beleuchtung vor. Mit 337 000 Euro wurde diese Version im Kostenvoranschlag verbucht. Eine wesentlich simplere Sanierung bewegte sich in der Kostenschätzung bei 100 000 Euro. 70 000 Euro wurden für den Haushaltsposten Knieschnapper eingestellt. Noch immer zu viel für eine Treppe, die offensichtlich nur noch selten gebraucht wird. Immer wieder wies der stellvertretende Vorsitzende des Schwenninger Heimatvereins Siegfried Heinzmann auch in seiner Funktion als Gemeinderat auf den maroden Zustand des Knieschnappers hin. Der 1940 in der Neckarstadt geborene Träger der Bürgermedaille war ein starker Verfechter einer Sanierung. Als selbst er kürzlich im Technischen Ausschuss für einen Abriss plädierte, war das Schicksal des Knieschnappers besiegelt. Eventuell werden nun Gelder für die Sanierung des Viktoriaplatzes im Necklemer Stadtteil frei – immerhin unweit der Treppe mit dem eigentümlichen Namen.