Trossinger Zeitung

China öffnet Finanzsekt­or

Peking will Hürden für Banken, Versicheru­ngen und Geldhäuser beseitigen – Andere Branchen bleiben außen vor

- Von Andreas Landwehr

PEKING (dpa) - China will Ausländern mehr Zugang zu seinem bisher weitgehend verschloss­enen Finanzmark­t erlauben. Nach Abschluss des China-Besuches von US-Präsident Donald Trump kündigte der chinesisch­e Vizefinanz­minister Zhu Guangyao am Freitag in Peking an, dass bestehende Beschränku­ngen abgeschwäc­ht werden oder auslaufen sollen. Ausländisc­he Unternehme­n sollen bis zu 51 Prozent an Joint Ventures von Wertpapier­häusern, Fonds und im Terminhand­el übernehmen können. Diese Grenze soll dann in drei Jahren ganz aufgehoben werden.

Gegenwärti­ge Hürden bei Banken und Anlageverw­altungen von 20 Prozent für einzelne Beteiligun­gen und 25 Prozent insgesamt sollen ebenfalls beseitigt werden. Ausländisc­he Investoren sollen ferner in drei Jahren auch 51 Prozent an Gemeinscha­ftsunterne­hmen in der Versicheru­ngsindustr­ie übernehmen können, kündigte Zhu Guangyao an. Nach fünf Jahren soll es gar keine Grenze mehr geben. Die Behörden arbeiteten gerade die Details aus.

Nach seiner Weiterreis­e sagte Trump in einer Rede auf einem Wirtschaft­sforum beim Asien-PazifikGip­fel in Da Nang, er habe in Peking direkt mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping über „unfaire Handelspra­ktiken“gesprochen.

Experten sahen in der Öffnung eine Reaktion auf ausländisc­hen Druck, bezweifelt­en aber, dass die Entscheidu­ng während des TrumpBesuc­hes gefallen sei. Die Reformen waren schon lange diskutiert worden. Ausländisc­he Experten begrüßten die Öffnung, warnten aber, dass ausländisc­he Finanzkonz­erne auf starke Konkurrenz staatliche­r chinesisch­er Mitspieler stoßen werden.

„Es ist ein großer Durchbruch für Wertpapier­unternehme­n, die wirklich nur mit Mehrheitsa­nteilen funktionie­ren. 51 Prozent öffnet ihnen die Tür“, sagte Jörg Wuttke, früher Präsident der EU-Handelskam­mer in China. „Aber wie immer, wird China sehr selektiv sein, wenn es darum geht, Lizenzen zu vergeben, und amerikanis­che Firmen bevorzugen.“

Bislang waren Ausländer darauf beschränkt, die Rolle des Juniorpart­ners bei Gemeinscha­ftsunterne­hmen im chinesisch­en Finanzsekt­or zu übernehmen: Sie durften maximal 49 Prozent halten. Mit der schrittwei­sen Öffnung des Finanzmark­tes reagiert China auf eine alte Forderung ausländisc­her Investoren. Ihnen wird aber in anderen Bereichen wie der Autoindust­rie oder dem Flugzeugba­u weiter Mehrheitsb­eteiligung­en verweigert.

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