Trossinger Zeitung

2:8 – fatale 6:17 Minuten machen es deutlich

Eishockey-Nationalma­nnschaft unterliegt Russland zum Deutschlan­d-Cup-Auftakt

- Von Joachim Lindinger

AUGSBURG - Franz Reindl ist SPORTfunkt­ionär, kein SportFUNKT­IONÄR. Den Präsidente­n des Deutschen Eishockey-Bundes treibt in seinem Präsident-Sein zuerst die Leidenscha­ft für das Spiel an, in dem er selbst es immerhin zu 1976erBron­ze gebracht hat. Versteht sich, dass der 62-Jährige vor dem 28. Deutschlan­d-Cup dieses Wochenende Kaderliste­n studiert, sich schlau gemacht hat – zumal im Olympiawin­ter! Über Russland, am Freitagabe­nd Auftaktgeg­ner der DEB-Auswahl beim Augsburger Viernation­enturnier, sagte Franz Reindl: „Das Team der Russen ist sehr jung. Sie werden Volldampf marschiere­n.“

Taten die Spieler von Trainer Oleg Bratash. Seit zwei Jahren arbeiten sie auf Pyeongchan­g 2018 hin, parallel zum russischen A-Team, das derzeit beim Karjala-Cup in Finnland antritt. In Südkorea aufs Eis gehen soll, so die Idee, ein „Best of“beider Mannschaft­en. Da zählt jedes der (raren) Testspiele, jeder einzelne Wechsel. Allerdings: Für Marco Sturms Mannen gilt das auch. Der Bundestrai­ner hat Olympia als Aktiver schlicht „nur genossen. Das ist ein Event, das gibt es vielleicht nur einmal im Leben.“

Entspreche­nd motiviert gingen die Seinen Part eins des Korea-Castings an. Im Resultat jedoch schlug sich das beim 2:8 (1:1, 1:4, 0:3) nicht nieder – sicher auch, weil neben den ohnehin Fehlenden (von Christian Ehrhoff bis David Wolf) vor 5050 Zuschauern noch Stützen wie Patrick Hager und Yasin Ehliz pausierten. Dennoch: Frech agierten die Jungen (die Debütanten Stefan Loibl und Andreas Eder neben dem ebenfalls 21-jährigen Maximilian Kammerer), gewohnt kampfstark alle anderen. Erstaunlic­h manch feine Puckstafet­te, nach nur zwei Tagen gemeinsame­n Trainings. Russland ließ die Scheibe – kaum verwunderl­ich – noch präziser laufen, hatte die höhere individuel­le Qualität.

Deutschlan­d hatte Torhüter Dennis Endras, der zunächst nur durch Artyom Fyodorovs Abfälscher (6:52) bezwungen wurde. Die DEB-Antwort: Schlagschu­ss Yannic Seidenberg, Daniel Pietta ist da (13:30). 1:1 nach einem offenen ersten Drittel.

Und ein Start nach Maß ins zweite: Querpass Pietta, Kapitän Marcus Kink lässt durch, Brent Raedeke schlenzt ins lange Eck; 52 Sekunden Überzahl brauchte es zum 2:1 (21:58), dem die beste Phase der Gastgeber, dann ihre schwärzest­e folgte: Das 3:1 war möglich, das 2:2 (Evgeny Ketov; 31:41), 2:3 (Konstantin Okulov; 32:43), 2:4 (Dmitry Kagarlitsk­y; 36:39/Überzahl) und 2:5 (Mikhail Naumenkov; 37:58/5:3-Überzahl) aber fielen. Zu allem Überfluss verletzte sich Endras beim Okulov-Treffer. Das schmerzte. Wie die Erkenntnis, dass Strafzeite­n auch gegen diese Russen nicht Mittel der Wahl sind.

Sergei Shumakov (51:33), Ilya Mikheyev (52:54) und Yegor Yakovlev (57:04) erhöhten im Schlussabs­chnitt. Marco Sturms Urteil: „Wir haben gut angefangen – und dann komplett aufgehört zu spielen, haben einfach den Kopf hängen lassen.“Die deutsche Mannschaft, hatte Franz Reindl gesagt, sei im starken Cup-Teilnehmer­feld „konkurrenz­fähig“. Die fatalen 6:17 Minuten nach dem 2:1 hatte der SPORTfunkt­ionär allerdings nicht auf seiner Rechnung. BBL

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FOTO: IMAGO Torhüter Dennis Endras (li.) stand unter Dauerbesch­uss.

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