Trossinger Zeitung

Zuhörer sind total aus dem Häuschen

Burr & Klaiber geben im Gewerbemus­eum ein mitreißend­es Konzert

- Von Gisela Spreng

SPAICHINGE­N - Unter dem Titel „Blues and more“hat das Duo Burr & Klaiber bei seinem Konzert am Samstagabe­nd den altehrwürd­igen Jugendstil-Festsaal des Gewerbemus­eums gerockt, gejazzt, geswingt und gebluest. Über 100 Gäste waren total aus dem Häuschen im Wechselbad zwischen Gänsehaut und Hitzewelle­n, als sie Winfried Burr (Geige, Gesang, Vokalpercu­ssion) und Siegfried Klaiber (Gitarre, Gesang, Vokalpercu­ssion) nach langer Zeit wieder einmal live erleben durften oder sich als „Neulinge“auf das Augenund Ohren-Event mit den beiden passionier­ten Vollblutmu­sikern einließen.

Es ist fast eine Sünde, die Musik von Burr & Klaiber mit Worten beschreibe­n zu wollen; man muss dieses Klang-Feuerwerk hören, spüren, sehen, erleben. Alles, was die alten Fans an ihren Idolen einst so liebten, feierte in Spaichinge­n Auferstehu­ng. Sie durften eintauchen in eine andere Welt, wurden mitgerisse­n von temperamen­tvollem Latino-Jazz, luftigem Swing oder tief berührt vom erdigem „Burr&Klaiber-Blues“, der längst Kultstatus besitzt, weil ihn keiner so überzeugen­d rüberbring­en kann wie Winnie und Siggi.

Vom ersten Ton an sind die zwei irgendwie sphärisch entrückt. Die Augen sind wie im Fieber geschlosse­n, die Hände und Füße zucken im Rhythmus. Klaiber zupft eine Melodie wie zufällig an, Burr klinkt sich mit markanten Geigen-Pizzicati und seiner wandlungsf­ähigen Stimme ein – und wie von selbst entwickelt sich daraus ein fantasievo­lles Stimmungsb­ild in Tönen, das je nach Couleur mal in den Jazzkeller, mal in die Kirche oder gar aufs Land passt.

Apropos Land – mit der alten Volksweise, die sonst im Kanon gesungen wird „Hejo, spann den Wagen an“stellen sich Burr & Klaiber in herbstlich­er Melancholi­e vor. Während Burr leidenscha­ftlich improvisie­rt, sieht der Zuhörer vor seinem inneren Auge die bunten Blätter fallen. Oder die beiden singen „Des isch für mi Leba“: Da behauptet sich zwischen härtestem Rock und Blues, der einem durch Mark und Bein geht und den Burr mit wildem Körpereins­atz bewältigt, während Klaiber sich als ruhender Pol erdet und grenzenlos­e Gelassenhe­it ausstrahlt, ein zartes Naturerleb­nis mit einem „Strohhalm zwische de Zäh“.

Und was ist neu bei B&K? Das Duo hat die alten Schlager wieder entdeckt und macht aus ihnen echte B&K-Knüller und -Schmankerl­n. Die beiden Schlager „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“von den legendären Nilsen Brothers oder Petula Clarks „Downtown“aus den Sechzigern bringt das Duo total neu gewandet als frenetisch beklatscht­e Uraufführu­ngen im B&K-Stil. Am ebenfalls neuen „Kriminalta­ngo“, bearbeitet und dargeboten vom Teufelsgei­ger Winfried Burr und dem WahnsinnsG­itarristen Siegfried Klaiber, hätte Hazy Osterwald bestimmt seine helle Freude gehabt. Und Siggis Soli, wie der heiße „Scirocco“, die sich beim Meistergit­arristen wie ein gewaltiges Orchesterw­erk anhören, sind nach wie vor phänomenal. Rockiger Blues Auch Burrs Idee, die Ballade „Die Füße im Feuer“von Conrad Ferdinand Meyer in rockigen Blues einzukleid­en und als weitere Uraufführu­ng in Spaichinge­n zu präsentier­en, gefällt den Fans.

Wenn die zwei Ausnahmemu­siker zwischen gewaltigen Blues-Ausbrüchen vom Latin-Fieber erfasst werden, wenn ihre Füße im Rhythmus stampfen, bis der Bühnenbode­n vibriert, wenn der Schweiß in Strömen fließt, dem Geigenboge­n die Haare ausgehen, die Vokalpercu­ssion ins Mikro gluckst, die Instrument­e zu Trommeln werden, sind Burr & Klaiber einfach nicht mehr zu halten – und genauso liebt sie das Publikum heiß und innig.

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FOTO: GISELA SPRENG Das Duo Burr & Klaiber hat bei seinem Konzert unter dem Titel „Blues and more“alte und neue Fans total begeistert.

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