Zeppelin Konzern setzt auf alte Reifen
FRIEDRICHSHAFEN (flo) - Der Zeppelin Konzern baut die weltweit erste Pyrolyse-Anlage in den USA. Bei der Pyrolyse werden alte Reifen in ihre Bestandteile zerlegt. Dabei wird hochwertiger Industrieruß gewonnen. Der wiederum ist eine wichtige Zutat bei der Produktion von Reifen. Das Verfahren hat Zeppelin entwickelt, weil die bisherige Verwertung von alten Reifen nicht sinnvoll sei. Diese werden entweder wiederaufbereitet, zu Granulat für den Straßenbau verarbeitet oder zum Heizen von Öfen der Zementproduktion verwendet. Das Projekt soll die Wirtschaftlichkeit des neuen Geschäftsfeldes beweisen.
MÜNCHEN (dpa) - Der Elektrokonzern Siemens will wegen der Probleme in der Kraftwerks- und in der Antriebssparte weltweit rund 6900 Jobs streichen, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Zwei Werke im sächsischen Görlitz und in Leipzig mit zusammen 920 Arbeitsplätzen sollen geschlossen werden, wie das Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte.
Durch die geplante Zusammenlegung des in Erlangen und Offenbach angesiedelten Lösungsgeschäfts der Kraftwerkssparte dürfte auch der Standort Offenbach mit rund 700 Beschäftigten vor dem Aus stehen. Für ein Werk in Erfurt prüft Siemens zudem mehrere Optionen, darunter auch einen Verkauf. Die Maßnahmen sollten möglichst sozialverträglich gestaltet werden, erklärte Siemens.
Schon seit längerem wird Siemens in der Kraftwerkssparte mit weltweit rund 46 800 Beschäftigten vor allem seine großen Gasturbinen in Deutschland und Europa nicht mehr los. Das sorgt für Preisverfall und Überkapazitäten. Das Geschäftsfeld Prozessindustrie und Antriebe mit zuletzt rund 44 800 Mitarbeitern weltweit bietet etwa Getriebe, Motoren, Antriebe und Kupplungen für die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie an. Es ist damit auch stark von den Rohstoffpreisen abhängig. In beiden Sparten hatte Konzernchef Joe Kaeser bereits Jobs gekappt.
Schon vor Bekanntgabe der Kürzungspläne hatte die SiemensFührung auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Die IG Metall sieht darin einen Bruch der bei Siemens geltenden Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Sie hatte deshalb massiven Widerstand gegen die Pläne angekündigt.
VW will über zehn Milliarden Euro in China investieren
PEKING (AFP) - Volkswagen will in China gemeinsam mit örtlichen Partnern in den kommenden Jahren mehr als zehn Milliarden Euro in die Produktion von Elektro- und Hybridfahrzeugen investieren. Wie der Autobauer am Donnerstag mitteilte, sollen 15 in China produzierte „grüne“Modelle auf den Markt kommen, rund 20 weitere sollen bis 2025 folgen. Insgesamt will VW bis 2025 rund 1,5 Millionen Elektro- und Hybridautos in dem Land absetzen. Volkswagen muss in China auch deswegen Gas geben, weil ab 2019 Quoten für Autos mit Elektro- oder Hybridantrieb gelten.
BER-Ausbau geplant, noch kein Eröffnungstermin
BERLIN (dpa) - Der Ausbau des zu klein geratenen neuen Hauptstadtflughafens beschäftigt heute wieder den Betreiber-Aufsichtsrat. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup will den Kontrolleuren erklären, wie viel die geplanten Ausbaustufen in Schönefeld jeweils kosten könnten und wie viele zusätzliche Passagiere sie ermöglichen würden. Es soll dem Vernehmen nach noch kein neues Datum für den Erstflug genannt werden – obwohl die Eröffnung des Flughafens inzwischen sechs Jahre auf sich warten lässt.
Industrie besorgt über Einfluss chinesischer Partei
BERLIN (dpa) - Die Kommunistische Partei Chinas versucht sich nach Darstellung deutscher Firmen immer stärker in deren Unternehmenspolitik einzumischen. „Mit Sorge betrachten wir den zunehmenden Einfluss der Partei auf Geschäftsentscheidungen“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, dem „Handelsblatt“(Donnerstag). Seit Amtsantritt von Staats- und Parteichef Xi Jinping vor fünf Jahren habe die Partei ihre Macht ausgeweitet.
Arbeitnehmer sorgen sich wegen Digitalisierung
STUTTGART (AFP) - Die Digitalisierung beeinflusst den Arbeitsalltag in Deutschland erheblich und führt bei jedem sechsten Arbeitnehmer zur Sorge um den eigenen Arbeitsplatz. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage der Beratungsgesellschaft EY unter 1400 Arbeitnehmern in Deutschland. Mit 70 Prozent geht eine große Mehrheit der Beschäftigten demnach davon aus, dass sich durch die Digitalisierung künftig ihr eigener Aufgabenbereich verändert – fast jeder Dritte erwartet sogar eine erhebliche Veränderung. FRIEDRICHSHAFEN - Der Zeppelin Konzern aus Friedrichshafen will ein ganz neues Geschäftsfeld erobern: das Recycling von Autoreifen. Im US-Staat Indiana baut das Unternehmen derzeit eine Anlage, die den Beweis liefern soll, dass sich mit der Rückgewinnung von Industrieruß richtig Geld verdienen lässt.
Wer sich neue Reifen aufziehen lässt, verschwendet meist keinen Gedanken daran, was mit den alten passiert. In der Regel werden ein paar Euro Entsorgungsgebühr bezahlt, dann ist der Fall erledigt. Gut 63 Millionen Altreifen fallen in Deutschland pro Jahr an. Ein Teil davon wird runderneuert oder zu Granulat für den Straßenbau verarbeitet. Ein Großabnehmer ist die Zementindustrie, die ihre Öfen mit dem schwarzen Rund heizt. Viele der alten Pneus gehen auch in den Export – um dann nach ein paar Jahren Gebrauch möglicherweise doch auf irgendwelchen Deponien zu landen.
Der Zeppelin Konzern will das ändern. Die Häfler Anlagenbauer sehen in Altreifen einen wertvollen Rohstoff, der aufbereitet wieder in der Reifenproduktion verwendet werden kann – und zwar gewinnbringend. Die Pyrolyx AG, langjähriger Kooperationspartner von Zeppelin, hat dafür in den vergangenen neun Jahren ein Verfahren entwickelt beziehungsweise verfeinert: die Pyrolyse. Dabei werden klein gestückelte Reifen in ihre Bestandteile zerlegt und hochwertiger Industrieruß für die Reifenproduktion gewonnen. „Sinnvolle Verwertung“Seit August baut Zeppelin in Terre Haute im US-Bundesstaat Indiana an der weltweit ersten industriellen Pyrolyse-Anlage. Mit 55 Mitarbeitern will Pyrolyx hier ab Sommer 2019 jährlich vier Millionen Reifen recyceln und 13 Tonnen des begehrten Rußes, den die Fachleute Carbon Black nennen, produzieren. Der Nachhaltigkeitsgedanke stehe bei diesem Projekt ganz oben, betonen die Verantwortlichen. „Wir leben davon, Anlagen zu bauen, mit denen Reifen hergestellt werden. Uns hat es natürlich gestört, dass es keine Technologie gab, um diese Reifen nachhaltig einer sinnvollen Verwertung zuzuführen“, sagt Geschäftsbereichsleiter Guido Veit von der Zeppelin Systems GmbH.
Nachhaltigkeit hin, Umweltfreundlichkeit her – neben den ökologischen müssen auch die ökonomischen Aspekte der neuen Technologie stimmen. „Wir sind überzeugt, eine Produktqualität zu haben, die vernünftige Erlöse bringt“, erklärt Guido Veit. „Der Prozess hat eine hohe Verfügbarkeit und ist kostengünstig. Der Betreiber hat ein tragfähiges Geschäftsmodell.“Er sagt aber auch: „Erzählen können wir viel. In Terre Haute müssen wir jetzt den industriellen Beweis liefern.“
Wenn das Pilotprojekt den gewünschten Erfolg hat, sollen 2019 und 2020 weitere Anlagen in den USA entstehen, verrät Axel Kiefer, Geschäftsführer der Zeppelin Systems GmbH. Großes Potenzial erkennt er auch in Europa und vor allem in China, dem größten Automarkt der Welt. Angesichts der weltweiten Herausforderung durch das Problem Altreifen glaubt er an „ein neues Geschäftsfeld, in dem wir noch viele Jahre lang tätig sein könnten“. Lange auf Gewinne warten Guido Veit stellt klar, dass ein langer Atem erforderlich ist, bevor das Reifen-Recycling erste Gewinne abwirft. „Ein neues Verfahren zu entwickeln ist das eine, Sie müssen aber auch einen neuen Markt schaffen“, sagt der Geschäftsbereichsleiter. „Als Game Changer sind Sie derjenige, der die Kreise derjenigen stört, die bislang mit den entsorgten Reifen Geld verdienen.“Die Kunst sei, in einer relativ konservativen Branche Kunden zu finden, die ihre Rezepturen zugunsten neuer Produkte wie beispielsweise recycling-Black Carbon anpassen. In den USA sind Zeppelin und Pyrolyx auf einem guten Weg – ein Drittel der Kapazität der neuen Anlage ist schon verkauft.