Ausstellung in der Villa Rot berührt und verstört
as Mädchen ist ganz in schwarzes Leder gekleidet. Ihre weißblonden Haare sind zu strengen Affenschaukeln geflochten. Wie eine Mischung aus Domina und Prinzessin sitzt sie auf dem Stuhl und schaut den Betrachter mit herrischem Blick von oben herab an. Der niederländische Fotograf Erwin Olaf zeigt mit dieser Fotografie die unheimliche, die aggressive Seite im Kind. Genauer gesagt: den kleinen Tyrannen. Die Idee dazu entstand auf einem Flughafen im Wartebereich. Dort beobachtete der Künstler, welche Freiheiten Eltern ihrem Nachwuchs mittlerweile gewähren und mit welcher Selbstverständlichkeit er diese Freiräume nutzt. Die neue Ausstellung in der Villa Rot ist eine Ergänzung zu der in Biberach. Sie untersucht unter dem Titel „ Helle Kindheit – Dunkle Kindheit“die unterschiedlichen Darstellungsformen des Kindes in Malerei, Skulptur und Fotografie. Es geht los mit idyllischen Familienszenen aus dem Biedermeier und der Werbung. Dann folgt ein Bruch. Zeitgenössische Künstler zeichnen oft düstere Bilder von Mädchen und Jungen. Viele dieser Inszenierungen sind irritierend. Es geht um destruktive Kräfte in Kindern und das Umfeld, das sie prägt. Einst waren die Kleinen Prügeln ausgesetzt, heute sind es eher psychische Machtmechanismen oder ambivalente Autoritätsverhältnisse. Oder sie Maucler. Sie sieht aus wie eine kleine Braut und hat ein Blumengesteck in den Händen, er kommt mit seinem Fernrohr fast schon staatsmännisch daher. Bei ihr ist der Hintergrund rosa, bei ihm hellblau.
Die Zeiten haben sich geändert. „Das Repräsentative verliert zugunsten des Individuellen“, erklärt Uwe Degreif. Aus den Erwachsenen en miniature werden Kinder mit Hoffnungen und Ängsten – und vor allem mit eigenen Vorstellungen. werden von Helikoptereltern überbehütet. Auch die Einzelausstellung in der Kunsthalle des Hauses passt zum Thema. Hier geht der in Belgrad geborene Künstler Dejan Kaludjerovic der Frage nach, wie gesellschaftliche Strukturen die Persönlichkeitsbildung beeinflussen: in Form einer Interviewreihe mit Kindern aus aller Welt und einem passenden Spiel als Sinnbild für die jeweilige Mentalität. In Burgrieden wird die österreichische Variante gezeigt. Eine Ausstellung, die alles andere als leicht verdaulich ist. Sie regt vielmehr zum Nachdenken an. (amma) Im Museum Biberach: bis 2. April. Öffnungszeiten: Di., Mi., Fr. 10- 13 Uhr und 14- 17 Uhr, Do. 10- 13 und 14- 20 Uhr, Sa., So. 11- 18 Uhr. In der Villa Rot bis 11. Februar. Öffnungszeiten: Mi.- Sa. 14- 17 Uhr, So. 11- 17 Uhr. Weitere Infos zu Workshops und Führungen unter: www.museumbiberach. de und www. villa- rot. de