Kristallene Töne und ein Hauch von Swing
Vier Gitarristen interpretieren vier Komponisten beim letzten vis-à-vis-Konzert 2017
TROSSINGEN – Vier Gitarristen, vier Komponisten: Beim letzten vis-àvis-Konzert des Jahres 2017 im vollbesetzten Würfelsaal der Volksbank sind am Donnerstagabend Werke aus dem 18., dem 20. und dem 21. Jahrhundert erklungen.
Als Quartett rahmten Prof. Michael R. Hampel und drei seiner Studierenden das Programm ein: Gemeinsam mit Robert Menczel, Martin Köhler und Shuo Liu frönte der Prorektor der Musikhochschule dem großen Argentinier Astor Piazzolla. Zunächst mit dem „Tod des Engels“, einem vielschichtigen und spannungsgeladenen Tango nuevo mit chromatischen Linien über dominanten Sequenzen. Und einem Hauch von Swing. Mehr Swing steckt im „Libertango“, bei dem das Quartett erneut perfektes Zusammenspiel zeigte und die Musik wie ein anregendes Stereo-Erlebnis wirken ließ.
Die ältesten Werke des Abends spielte Hampel, der seit 1993 an der Hochschule das Fach Gitarre verkörpert, solistisch und virtuos: fünf barocke Sonaten des Neapolitaners Domenico Scarlatti. Geruhsam und mit zärtlichem Ein-Finger-Arpeggio die Sonate Kk 8, munter die komplizierte Kk 521 und meisterhaft die Kk164, die anno 1749 der Königin Maria Barbara von Spanien gewidmet wurde. Waren diese drei Werke in G-Dur gesetzt - einer der Lieblingstonarten Scarlattis -, so klang doch die Sonate Kk213 in d-Moll am eindrucksvollsten.
Fünf der zwölf „Etudes“des Brasilianers Heitor Villa-Lobos hatte Martin Köhler einstudiert. 1929 original für Gitarre komponiert, reichten die Stücke von sanft im „andantino“über melancholisch, spritzig und rasant bis hin zum unruhigen „piu mosso“.
Zwei der „Jahreszeiten in Buenos Aires“von Piazzolla setzte Shou Liu um, mit 23 Jahren der jüngste der vier Gitarristen: Sowohl die „sonnigen“Passagen als auch die kristallenen Töne gelangen dem Chinesen hervorragend.
Mit dem jüngsten Werk hatte sich Robert Menczel auseinandergesetzt: „Calvario“, 2008 von dem Libanesen Zad Moultaka geschrieben. Menczel nutzte hierfür eine zweite Gitarre, an deren Saiten er riss, um schroffe Klänge zu erzeugen, und an deren Wirbeln er während des Spiels drehte. Manchmal hatte Menczel beide Hände am Gitarrenhals, kitzelte dort eine Saite, und erzeugte mit einem elektronischen Gerät „zugespielte Klänge“sowie Hall und düstere Glockenschläge.
Kräftigen Applaus gab es für jedes der so unterschiedlichen Beispiele von Gitarrenmusik. Die vis- à- vis- Saison 2018 beginnt am 15. Februar mit einem „ Cellissimo“- Abend.