Bartra schläft, Stuttgart siegt
Dank Akolo und Brekalo schlägt Aufsteiger VfB auch Borussia Dortmund
STUTTGART - Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, lautet eine alte russische Weisheit. Der Holländer Peter Bosz hat sich Gorbatschows Regel zu eigen gemacht. Am Donnerstag strich Dortmunds Trainer seinen Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang, weil sich der 30 Minuten mehr Zeit genommen hatte, zum Training zu erscheinen als die Kollegen. Nicht das erste Mal in der Woche und in seiner BVB-Zeit, bereits im Vorjahr war er deshalb mal aus dem Kader geflogen. „Damals war das okay. Aber diesmal wollte ich nicht zu spät sein“, sprach der Gabuner.
Wie dem auch sei: Einen wie Aubameyang – in der Form des Frühherbst – hätte der kriselnde Pokalsieger am Freitag beim 1:2 (1:1) beim VfB Stuttgart gut gebrauchen können. Vielleicht hätte der 28-Jährige den Ball, den sein Ersatz André Schürrle nach zwei Minuten verstolperte, ja reingemacht. Dass manche Spieler gelegentlich auch auf dem Feld verschlafen, bewies im Gegenzug BVBVerteidiger Marc Bartra. Dessen Rückpass auf Torhüter Roman Bürki geriet viel zu fest, Bürki konnte den Ball nur in die Beine von Chadrac Akolo prallen lassen, und der spazierte sehr aufgeweckt zur 1:0-Führung Richtung Tor (5.). Bartra schien Bürki mit seiner Nervosität so angesteckt zu haben, dass der zuweilen umstrittene Schweizer nach sechs Minuten ums Haar das 0:2 verursacht hätte. Wieder landete sein Fehlpass – diesmal indirekt – bei Akolo, diesmal aber warf sich Bürki erfolgreich in den Schuss. Es war ein derart konfuser Start der vor kurzem noch so starken Dortmunder, dass man Angst um sie bekam – respektive um die Zukunft von Bosz.
Allerdings sammelten sich die Gäste rasch und übernahmen das Kommando beim Aufsteiger, der wieder von Christian Gentner angeführt wurde. Sechs Wochen nach der Attacke des Wolfsburger Torhüters Koen Casteels war der Kapitän wie- der an Bord – allerdings mit Gesichtsmaske. Stuttgart ließ sich hintenrein drängen, und der BVB kam zu Chancen: Torhüter Ron-Robert Zieler entschärfte Schüsse von Maximilian Philipp und Mario Götze, Santiago Ascacibar klärte in höchster Not vor Kagawa. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte – kurz zuvor war VfB-Stürmer Daniel Ginczek mit Adduktorenproblemen gegen Takuma Asano ausgewechselt worden – fiel der verdiente Ausgleich dann doch: Götze chippte den Ball im Strafraum an den Ellbogen von Benjamin Pavard, Zieler hielt Schürrles miserablen Elfmeter, Philipp aber donnerte den Abpraller aus kurzer Distanz hoch ins Eck. 7:1 Schüsse und 64 Prozent Ballbesitz verbuchte Dortmund zur Pause vor 59 000 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena.
VfB-Trainer Hannes Wolf, der in der Abwehr wieder auf eine Dreierkette um den genesenen Leader Hol- ger Badstuber setzte, reagierte und brachte Josip Brekalo für den ebenfalls verletzten Torschützen Akolo (leichter Muskelfaserriss). Ex-Torjäger Simon Terodde blieb also nach wie vor draußen, aber nach 51 Minuten war klar: Wolf hatte alles richtig gemacht. Brekalo lief nach Pass von Berkay Özcan völlig frei rechts auf und davon, ließ den ebenfalls (für Sokratis) eingewechselten Zagadou ins Leere laufen und tunnelte ihn und Bürki schließlich zum 2:1.
Auch Stuttgarts zweiter Torschuss saß also, und wieder zeigten sich die bekannten BVB-Probleme in der Rückwärtsbewegung – vor allem Kapitän Marcel Schmelzer stand neben sich. Nach 71 Minuten hätte der VfB den 500. Heimsieg seiner Bundesligageschichte schon klar machen können – Özcans Volleyschuss aber ging drüber. Dann bäumte sich Dortmund auf: Yarmolenkos Tor wurde wegen Handspiels abgepfiffen, Weltmeister Schürrle scheiterte erneut an Zieler. Auch Stuttgarts Asano hatte noch eine Riesenchance, am Ende aber reicht es auch so: Stuttgart bleibt 2017 ungeschlagen, und der BVB, der nun auf Tottenham und Schalke trifft, geht schweren Zeiten entgegen.
Hannes Wolf aber durfte sich freuen: „Wir haben das insgesamt fantastisch gemacht. Ich bin natürlich sehr stolz auf die Mannschaft.“ Stuttgart: Zieler - Pavard, Badstuber, Baumgartl - Beck, Ascacibar, Gentner, Insua - Akolo ( 46. Brekalo), Özcan ( 85. Aogo) - Ginczek ( 45.+ 1 Asano). – Dortmund: Bürki - Toljan, Sokratis ( 46. Zagadou), Bartra, Schmelzer - Weigl - Götze, Kagawa ( 63. Dahoud) - Yarmolenko, Schürrle ( 83. Guerreiro), Philipp. – Tore: 1: 0 Akolo ( 5.), 1: 1 Philipp ( 45.+ 3), 2: 1 Brekalo ( 51.). – Zuschauer: 58 932 ( ausverkauft). – Zieler hält Handelfmeter von Schürrle ( 45.+ 3). 2. Bundesliga ( 14. Spieltag) Darmstadt 98 – SV Sandhausen 1:2 (0:1) Tore: 0: 1, 0: 2 Sukuta- Pasu ( 17., 71.), 1: 2 Banggaard ( 84.). – Zuschauer: 14 650. Arm. Bielefeld – E. Braunschweig 2: 2 ( 1: 0) Tor: 1: 0 Schütz ( 7.), 1: 1 Abdullahi ( 56.), 1: 2 Hochscheidt ( 64.), 2: 2 Putaro ( 90.). – Zuschauer: 16 367. außerdem: