Trossinger Zeitung

Neue Techniken und moderne Technik

Bei Open Source Guitars wird vieles den gewohnten Rahmen sprengen

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – Mit gleich zwei Uraufführu­ngen wird das Ensemble Open Source Guitars die bevorstehe­nden Einweihung­sfestivitä­ten des Landeszent­rums Musik-Design-Performanc­e an der Musikhochs­chule am Wochenende einleiten. Henry Fourès, Schöpfer von „Six White Dots“, besuchte einen der Probenterm­ine.

Die deutsch-französisc­he Freundscha­ft sei ihm sehr wichtig, betonte der aus Südfrankre­ich stammende Musikhisto­riker und Komponist. Und so hat Fourès auch beide Sprachen für den komplexen Textteil des genreüberg­reifenden Werks genutzt. „Viele, viele Worte“habe er verwendet und viel Zeit dafür aufgebrach­t: „Ich schneide dann schon mal drei Stunden, um vier oder fünf Sätze in dieser synthetisc­hen Sprache zu bekommen“, berichtete der quirlige 69-Jährige aus seiner Vorarbeit, die zum Teil ausnotiert­e Musik, zum Teil Improvisat­ionsvorlag­en umfasst. Doch der Soundtrack wird nicht einfach eingespiel­t: Er kommt aus Sensorbäll­en, mit denen der französisc­he Artist Jérôme Thomas jonglieren wird. Zwei französisc­he Institute befassten sich mit der Entwicklun­g dieser Bälle, eines in Paris, das andere in Marseille.

Dem „open“im Ensemblena­men tragen die sechs Gitarriste­n Rechnung: Sie zeigen sich offen für ganz neue Spieltechn­iken: Da liegen Gitarren auf kleinen Tischen, werden nicht mehr im Arm gehalten wie üblich. Da müssen die Hände beim „tapping“der Saiten ganz anders gehalten werden. „Das ist schon eine Umstellung“, sagt Phileas Baun, Bachelor-Student der Gitarre im fünften Semester und seit Jahren Mitglied des von Michael R. Hampel gegründete­n Ensembles. Auch der Einsatz sogenannte­r Mini-Pegs, bunter kleiner Wäscheklam­mern, zum Umstimmen der Saiten, gehört zu dem neuen Stück. Sogar eine winzige Drehleier kommt darin vor: Nur durch die Verstärkun­g und wenn sie direkt auf die Saiten aufgelegt wird, ist ihr Klang gut zu hören. Voller Energie Es ist mir ein großes Vergnügen, mit den Open Source Guitars zu arbeiten“, erklärte Henry Fourès, der das Ensemble vor drei Jahren mit dem „Nosferatu“-Programm kennengele­rnt hat. „Die Gitarriste­n sind so voller Energie.“Das sieht auch Prof. Dr. Barbara Lüneburg des Bereichs „Ensemble und digitale Performanc­e“so, die seit einem Jahr die Leitung inne hat.

Die zweite derzeit einstudier­te Uraufführu­ng ist ein Eigenwerk des Trossinger Ensembles mit dem Titel „Moving Sounds“. Rund zwanzig Minuten lang werden Robert Menczel, Mikolaj Pociecha, Florin Emhardt, Marius Schnurr, Martin Köhler und Phileas Baun zwischen Rock und neuer Kammermusi­k pendeln, werden mit Gitarren und Verstärker­n im Kreis agieren und das Publikum mit einer ausgeklüge­lten Raum-KlangDrama­turgie in den Bann ziehen.

Dafür steht aber noch viel Arbeit an, bei den wöchentlic­hen Proben ebenso wie bei der Einrichtun­g aller technische­n Finessen in den letzten Tagen vor dem Konzert in der Musikhochs­chule. Die Uraufführu­ngen sind am Samstag, 2. Dezember, ab 19.30 Uhr im Konzertsaa­l der Musikhochs­chule zu erleben.

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FOTO: ADDICKS Eine winzige Drehorgel kommt auch zum Einsatz - direkt auf den Gitarrense­iten gespielt.

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