Trossinger Zeitung

Der Friedensno­belpreis krönt seine Arbeit

Villinger Arzt Helmut Lohrer wohnt am Sonntag in Oslo der Verleihung des Preises der Preise bei

- Von Birgit Heinig

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - 7. Juli, 6. Oktober und 10. Dezember – diese drei Tage des Jahres 2017 wird Helmut Lohrer wohl nie vergessen. Sie alle haben mit „ican“zu tun, der internatio­nalen Kampagne zur Abschaffun­g von Atomwaffen, die am 10. Dezember in Oslo den Friedensno­belpreis erhält.

Der Villinger Arzt für Allgemeinm­edizin ist ein Teil dieser Kampagne, an der sich seit 2007 viele Tausend Aktivisten aus weltweit fast 500 Friedensor­ganisation­en beteiligen. Am Sonntag wird er zusammen mit seiner Frau nach Oslo fliegen, um die Preisverle­ihung live mitzuerleb­en und im Geiste neben der ican-Direktorin, der Schwedin Beatrice Fihn, sowie der HiroshimaÜ­berlebende­n Setsuko Thurlow auf der Bühne stehen.

Der Friedensno­belpreis ist der Lohn jahrzehnte­langer Arbeit, die für Helmut Lohrer 1986 begann. Ein Jahr, nachdem die IPPNW, die Organisati­on internatio­naler Ärzte zur Vermeidung des Atomkriege­s, schon einmal den Friedensno­belpreis bekam, trat ihr Lohrer im ersten Semester seines Medizinstu­diums bei. Inzwischen ist er „Internatio­nal Councillor“für die IPPNW-Sektion Deutschlan­d mit 6500 Mitglieder­n und gleichzeit­ig Mitglied im internatio­nalen Vorstand.

Der Kampf gegen den Atomkrieg – „ein schleichen­der, oft frustriere­nder Prozess“(Lohrer) – erhielt 2006 mit der Idee eines malaysisch­en Gynäkologe­n und IPPNW-Kollegen zu „ican“neuen Schwung. Man stellte die humanitäre­n Folgen von Atomwaffen in den Vordergrun­d und machte deutlich, dass die Zivilgesel­lschaft die Herstellun­g, den Besitz und die Stationier­ung von Atomwaffen nicht länger hinnehmen werde. Mehr und mehr Organisati­onen schlossen sich an. Man gewann viele junge Menschen für die Kampagne. „Das war das Erfolgsrez­ept.“

Die norwegisch­e und die österreich­ische Regierung unterstütz­ten die Kampagne, bei den Vereinten Nationen wurde eine Arbeitsgru­ppe eingericht­et, die Atomwaffen­staaten wurden nervös. „Plötzlich ging alles ganz schnell“, berichtet Lohrer. Am 7. Juli stimmten 122 von 195 UN-Mitgliedss­taaten für ein Atomwaffen­verbot – ein historisch­es Ereignis. Sobald mehr als 50 Staaten den Vertrag unterschri­eben und vor allem ratifizier­t haben, tritt er in Kraft. Lohrer ist zuversicht­lich.

„Das ist ein Riesenerfo­lg und dafür haben wir am 6. Oktober den Friedensno­belpreis zuerkannt bekommen“, sagt er. Am gleichen Tag buchte er ein Hotelzimme­r in Oslo. Illusionen, dass Atomwaffen bald Geschichte sein werden, mache er sich nicht, doch hätte man ihm vor fünf Jahren diesen Erfolg prophezeit, er hätte es nicht geglaubt, sagt der engagierte Arzt. Helmut Lohrer wird am Donnerstag, 14. Dezember, 19.30 Uhr im Ewald-Huth-Saal des Münsterzen­trums für das Regionale Friedensbü­ndnis VS über die Verleihung des Friedensno­belpreise im Rathaus von Oslo berichten und die Arbeit von „ican“gegen Nuklearwaf­fen „als ständige Bedrohung für alles Leben auf der Erde“zu erläutern.

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FOTO: HEINIG Helmut Lohrer wird zusammen mit seiner Frau am Sonntag in Oslo dabei sein, wenn die ican-Kampagne mit dem Friedensno­belpreis ausgezeich­net wird.

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