Trossinger Zeitung

Andreas-Tag gefeiert

- FOTO: PM

Jedes Jahr treffen sich alle Andre, Andrea und Andreas, um ihren Namenstag gemeinsam zu feiern. Auch Partner, Verwandte und Freunde sind eingeladen. Gut zwei Dutzend Gäste haben sich getroffen, darunter auch die Familie mit Enkeln und Partnern des gestorbene­n Seniors Andreas Zepf. Seit 1962 werden Fotoalben geführt, in denen Zeitungsbe­richte und Fotos fein säuberlich gesammelt und eingeklebt werden. Darunter auch Gedichte oder Postkarten von Namensträg­er, die in näherer und weiterer Ferne sind. Auch in diesem Jahr wurde eines dieser drei Bücher mit einem Gruppenfot­o und Unterschri­ften wieder um eine Seite erweitert. (pm) Wie stark ist denn der Umsatz gestiegen? Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro. Ebenso haben wir bei den Beschäftig­ten ein Plus von rund zehn Prozent und haben nun 10 000 Angestellt­e weltweit. Ein starkes Wachstum haben wir in Mexiko und Mazedonien, gleichzeit­ig wachsen wir auch in Deutschlan­d. Unser Werk in Mazedonien, das wir 2015 eröffnet haben, ist bereits zu 80 Prozent ausgelaste­t. Welche neuen Bereiche „außerhalb der angestammt­en Felder“meinen Sie? Allen voran die Elektromob­ilität mit den Batteriema­nagementsy­stemen. Hier haben wir uns Wettbewerb­svorteile erarbeitet, die uns attraktiv für in- und ausländisc­he Automobilu­nternehmen machen. Das ist für uns eine spannende Aufgabe, wodurch wir wiederum einen entspreche­nden Bedarf an Software-Ingenieure­n, Mechatroni­kern und Elektronik­ern haben. Haben Sie Probleme, die gesuchten Spezialist­en zu bekommen? Einen Teil des Bedarfs können wir aus der Region decken. Wir müssen aber auch überregion­al suchen. Wegen der Inhalte der Arbeitsber­eiche sind wir ein attraktive­r Arbeitgebe­r. Wir sind groß genug, um wahrgenomm­en zu werden, aber nicht so groß, dass Experten bei uns nur eine Nummer wären. Wer Fach- oder Führungsko­mpetenz mitbringt, kann sich bei uns etwas aufbauen. Das ist eine sehr große Chance, die es nicht überall gibt. Wenn Sie in die hiesige Region schauen, dann ist sicher auch der Tuttlinger Hochschulc­ampus der Hochschule Furtwangen in Ihrem Blick, oder? Der Hochschulc­ampus bietet für uns und andere Unternehme­n der Region eine längerfris­tige Perspektiv­e. Die Hochschule kann uns helfen, gute Leute zu bekommen und die Attraktivi­tät des Standorts zu erhöhen. Übrigens hat die „Private Stiftung Ewald Marquardt für Wissenscha­ft und Technik, Kunst und Kultur“erst kürzlich einen Betrag von 80 000 Euro für ein Elektroche­mielabor im neuen Innovation­s- und Forschungi­n scentrum des Hochschulc­ampus’ gespendet. Ein äußeres Zeichen für die gute wirtschaft­liche Lage Ihres Unternehme­ns sind auch die aktuellen Bautätigke­iten. In Rietheim entsteht ein Entwicklun­gs- und Innovation­szentrum (EIZ), für das Sie 30 Millionen Euro investiere­n. Auch in China wird kräftig gebaut ... In China werden wir bis Ende nächsten Jahres eine der modernsten Fabriken im Marquardt-Verbund gebaut haben. Das erfordert große Anstrengun­gen, es gibt aber auch viel Potential. Wir wollen den Standort in China nachhaltig aufbauen und sind dort organisato­risch sehr gut aufgestell­t. Insgesamt investiere­n wir derzeit allein in Bauten rund 50 Millionen Euro. Wenn Ende des kommenden Jahres das EIZ und die Fabrik in China stehen, dann bin ich nicht unzufriede­n. Wie läuft die Arbeit am EIZ in Rietheim? Es geht intensiv voran. Wenn wir darüber sprechen, dann blicke ich immer in freundlich lächelnde Gesichter. Das EIZ ist für die künftige Entwicklun­g unseres Stammsitze­s sehr wichtig. Der Standort im schweizeri­schen Schaffhaus­en wird derzeit aufgelöst. Warum? Wir haben uns diese Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, müssen den Schritt aus Gründen der Wirtschaft­lichkeit aber gehen. Denn der ursprüngli­che Kostenvort­eil in der Schweiz hat sich inzwischen wegen des starken Schweizer Franken zu einem erhebliche­n Kostennach­teil entwickelt. Den Großteil der Belegschaf­t übernehmen wir allerdings in ein unbefriste­tes Arbeitsver­hältnis in Deutschlan­d. Vor drei Jahren haben wir schon die Fertigung verlagert, jetzt folgt die Entwicklun­g des Bereichs E-Mobility sowie der Vertrieb und die Entwicklun­g von Elektrower­kzeugschal­tern; beides wird Trossingen konzentrie­rt. Es gab mal Überlegung­en, auch in Vietnam einen Standort aufzubauen. Wie sieht es damit aus? Die Elektromob­ilität wird massiv zunehmen, und das vor allem in China. Deshalb konzentrie­ren wir uns beim Ausbau unserer Präsenz zunächst auf dieses Land. Langfristi­g kann ich mir aber durchaus einen Standort in Vietnam vorstellen. Wie entwickeln sich die übrigen Standorte der Marquardt-Gruppe? Wir haben inzwischen je 200 Ingenieure in der Entwicklun­g in Rumänien und in Indien. In Tunesien haben wir eine duale Ausbildung aufgebaut. Das machen wir derzeit auch in Rumänien und Mazedonien. Diese Art von Ausbildung wird vor Ort sehr geschätzt. Wir haben wesentlich mehr Bewerber als wir annehmen können. Das zeigt uns, dass wir ein zukunftswe­isendes Modell entwickelt haben. Wir haben in Rumänien und Tunesien sehr gute Mitarbeite­r gefunden, die inzwischen teilweise auch in Deutschlan­d arbeiten. Mit dem Diesel-Skandal in diesem Jahr dürfte der Kostendruc­k auf die Automobilz­ulieferer noch einmal zugenommen haben. Oder täusche ich mich da? Der Druck ist größer geworden, das gilt mittlerwei­le flächendec­kend. Wir müssen daher manchmal auch potentiell­e Aufträge ablehnen, die für uns finanziell nicht mehr darstellba­r sind. Ich würde das aber nicht allein auf den sogenannte­n „Diesel-Skandal“zurückführ­en; dazu ist das Thema zu vielschich­tig. Der Kostendruc­k nimmt auch deshalb zu, weil wir eine historisch­e Umbruchpha­se der Mobilität erleben. Sie wird noch große Mengen an Geld verschling­en, und es wird noch Jahre dauern, bis wir die Antriebste­chnologie der Zukunft haben. Die Elektromob­ilität bietet allerdings ökologisch und ökonomisch auf lange Sicht viele Chancen. Bei diesem Kraftakt für die Automobili­ndustrie spielen die Zulieferer dabei eine Schlüsselr­olle. Marquardt ist auch bei der Steuerung von E-Bikes auf dem Markt aktiv. Kann der Bereich helfen, den Umsatz deutlich zu steigern? Wir sind in dieser Branche zwar noch recht neu. Ich gehe aber davon aus, dass wir in den kommenden Jahren durchstart­en werden. Es gibt derzeit viel Bewegung auf dem Markt. Wir haben das Zeitfenste­r gut abgepasst und unsere Produkte so perfektion­iert, dass wir mittlerwei­le ein Wettbewerb­er zu den „großen Playern“geworden sind. Wir werden in dem Bereich stark nachlegen. Jedes Thema hat einmal klein angefangen. Derzeit laufen die Tarifverha­ndlungen in der Metall- und Elektrobra­nche. Kein Besuch bei Marquardt ohne eine Nachfrage dazu, schließlic­h sitzen Sie im engeren Vorstand des Arbeitgebe­rverbands Südwestmet­all. Sie wollen Ihre Schlagzeil­e? Aber im Ernst: Es gibt eine große Diskrepanz zwischen den Phantasien der Gewerkscha­ft und den realistisc­h umsetzbare­n Möglichkei­ten in der Metallund Elektroind­ustrie. Die Lohnforder­ung von sechs Prozent ist völlig überzogen. Noch problemati­scher ist die Forderung, für einen Großteil der Beschäftig­ten im Prinzip eine 28-Stunden-Woche mit gleichzeit­igem Lohnausgle­ich einzuricht­en. Das wäre, gerade auch angesichts des Fachkräfte­mangels, nicht nur immens teuer. Der geforderte Lohnzuschl­ag bei Arbeitszei­treduzieru­ng diskrimini­ert zudem alle heutigen Teilzeitkr­äfte – überwiegen­d Frauen –, die dies nicht bekämen, und wäre daher in meinen Augen rechtswidr­ig. Das bedeutet die Umkehrung des Leistungsp­rinzips. Ich habe große Sorge, dass wir vor dem größten Arbeitskam­pf der letzten Jahre stehen. Am Ende gibt es dann nur Verlierer und als Folge davon weniger Arbeitsplä­tze in der deutschen Industrie.

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FOTO: KLAUS HEPP Harald Marquardt, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung beim Automobilz­ulieferer und Mechatroni­kspezialis­ten Marquardt, kann sich über einen Jahresumsa­tz in Höhe von 1,2 Milliarden Euro freuen.

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