Ex-Opel-Chef Neumann bei ZF im Gespräch
Ex-Opel-Chef Karl-Thomas Neumann im Gespräch – Aufsichtsrat bespricht am Dienstag weiteres Vorgehen
FRIEDRICHSHAFEN (ben) - Eigentümer und Aufsichtsrat des Friedrichshafener Automobilzulieferers ZF suchen intensiv nach einem Nachfolger für den am Donnerstag entlassenen Vorstandschef Stefan Sommer. Erste Verhandlungen mit potenziellen Kandidaten begannen nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“bereits vor rund zwei Monaten, bevor überhaupt klar war, wann der Konzern sich von Sommer trennen würde. Zu den Managern, mit denen die Vertreter von Aufsichtsrat und Eigentümern im Gespräch sind, gehört auch der frühere Opel-Chef Karl-Thomas Neumann.
FRIEDRICHSHAFEN - Nach der Trennung von Vorstandschef Stefan Sommer müssen Eigentümer und Aufsichtsrat des Automobilzulieferers ZF schnellstmöglichst einen Nachfolger für den 54-jährigen Ingenieur suchen. Die Kontrolleure des Friedrichshafener Konzerns kommen am Dienstag zu einer nächsten regulären Sitzung zusammen und werden dort vor allem über potenzielle Bewerber diskutieren. Klar ist offenbar, dass das Gremium noch keinen Kandidaten hat, sonst hätte der Aufsichtsrat nicht den bisherigen Finanzchef Konstantin Sauer als kommissarischen Vorstandschef berufen.
Klar ist aber offenbar auch: Eigentümer und Aufsichtsrat schauen sich nicht erst seit vergangener Woche nach einem neuen Vorstandschef für den Konzern um, der in diesem Jahr einen Umsatz von 40 Milliarden Euro erwirtschaften wird: Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“aus Unternehmens- und Eigentümerkreisen führen die Verantwortlichen bereits seit rund zwei Monaten Gespräche mit Managern, die für eine Nachfolge Sommers, von dem sich das Unternehmen am Donnerstag trennte, infrage kommen könnten.
Ein Kandidat, mit dem Vertreter von Eigentümer und Aufsichtsrat gesprochen haben, ist wohl der frühere Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, der bei dem Autobauer im Sommer ausgeschieden ist, nachdem GM seine deutsche Tochter an die französische PSA-Gruppe verkauft hat. Neumann würde damit wichtige Kunden kennen und hätte durch seine frühere Tätigkeit beim ZF-Rivalen Continental auch Erfahrung im Zuliefergeschäft. Neumann soll nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“auch schon 2012 bei der Berufung Sommers als ZF-Chef im Gespräch und Favorit von Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand gewesen sein, der als Chef der Zeppelin-Stiftung 93,8 Prozent der Anteile im Aufsichtsrat vertritt. Sommer hatte aber im damaligen ZFChef Hans-Georg Härter und in Aufsichtsratschef Giorgio Behr die damals mächtigeren Fürsprecher.
Auch der Name Jürgen Otto, der nach zwölf Jahren den Vorsitz der Geschäftsführung beim Coburger Autozulieferer Brose zum Ende des Jahres abgibt und nach eigenen Angaben im nächsten Jahr „eine neue Herausforderung“sucht, ist in den vergangenen Tagen immer wieder von Automobilmanagern im Hinblick auf ein mögliches ZF-Engagement genannt worden. Doch Otto habe von sich aus immer wieder erklärt, dass er keinen Posten bei ZF anstrebe. Experte: keine interne Lösung Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, hält eine interne Lösung für unwahrscheinlich, weil es im aktuellen Vorstand von ZF keine geeigneten Kandidaten gibt, die Sommer langfristig ersetzen könnten. Zudem wäre es schwierig, einen Vorstandskollegen von Interimschef Sauer nun zu installieren und den Finanzchef im Anschluss wieder ins zweite Glied zu verbannen. Bevor der Machtkampf zwischen Unternehmensvorstand um Stefan Sommer und den Eigentümern um Andreas Brand in den vergangenen Wochen allerdings vollends eskalierte, habe man im Umfeld der Eigentümer auch über Franz Kleiner, der für Qualität, Aktive und Passive Sicherheitstechnik und die Region Nordamerika verantwortliche Vorstand, und über Holger Klein, Chef der Division Fahrwerktechnik, als Manager gesprochen, die für weitere Aufgaben infrage kommen.