Trossinger Zeitung

Spenderher­z für ESC-Sieger Sobral

Transplant­ation für portugiesi­schen Sänger Salvador Sobral erfolgreic­h verlaufen

- Von Ralph Schulze

LISSABON (AFP) - Der portugiesi­sche Eurovision-Sieger Salvador Sobral hat ein neues Herz bekommen: Der 27-Jährige, der bei dem Wettbewerb im Mai in Kiew mit einer gefühlvoll­en Ballade begeistert­e, habe sich nach Monaten des Wartens einer Herztransp­lantation unterzogen, teilten seine Ärzte am Sonntag mit. „Er war gut vorbereite­t und alles ist gut gelaufen“, sagte Chirurg Miguel Abecassis von der Klinik Santa Cruz bei Lissabon, der Sobral am Freitag operiert hatte. Sobral litt an einer Herzschwäc­he.

MADRID - Er wollte, dass in den kritischst­en Stunden seines Lebens klassische Musik im Operations­saal ertönt. Dieser Wunsch erfüllte sich für Portugals ESC-Held Salvador Sobral. Vier Stunden brauchten die Chirurgen, um dem Sieger des Eurovision Song Contest 2017 in einer Klinik in Lissabon ein neues Herz einzupflan­zen. Dann verkündete das Ärzteteam um den Kardiologe­n Miguel Abecasis: „Der Eingriff ist gut verlaufen.“

Der herzkranke Sobral lag seit Monaten auf der Intensivst­ation des Santa-Cruz-Hospitals in der portugiesi­schen Hauptstadt und wartete auf ein passendes Spenderorg­an. Im August hatte der 27-Jährige eine Konzerttou­rnee abbrechen müssen. Die Ärzte hatten bei ihm eine Herzinsuff­izienz festgestel­lt. Diese Organschwä­che machte schon während des ESC in Kiew zu schaffen. Bei einigen Proben musste ihn seine Schwester Luísa, die Komponisti­n seines Siegersong­s, vertreten.

Am Samstagabe­nd, einen Tag nach der Transplant­ation, überbracht­en die Ärzte die gute Nachricht: Sobral habe die ersten 24 Stunden nach dem Eingriff gut überstande­n, es gebe bisher keine Komplikati­onen. Der Sänger mache „sehr gute Fortschrit­te“, berichtete Chirurg Abecasis, und er sei schon wieder „sehr fröhlich und gut aufgelegt“. Als er aus der Narkose aufgewacht sei, habe sich Sobral erst einmal beim Ärzteteam bedankt. Vor der Operation habe der Musiker zwei Dinge gefragt, erzählte der Kardiologe: „Er wollte wissen, ob ich gut in Form bin, was ich bejaht habe. Und ob wir klassische Musik auflegen könnten.“Dann habe ihm Sobral „viel Glück“bei der OP gewünscht. Kommende Wochen entscheide­nd Sobral und das Ärzteteam waren am Freitag informiert worden, dass ein Spenderher­z eines Verstorben­en mit einer kompatible­n Blutgruppe zur Verfügung stehe. Auch wenn über den Spender nichts bekannt wurde, handelt es sich bei jüngeren Spendern meist um Verkehrsun­fallopfer. Wird ein Spenderher­z gefunden, ist Eile geboten: Zwischen der Entnahme und der Transplant­ation dürfen normalerwe­ise nicht mehr als vier bis sechs Stunden vergehen.

Auch wenn jedes Jahr weltweit mehrere tausend Herztransp­lantatione­n stattfinde­n, ist dieser Eingriff bis heute mit Risiken behaftet. Darauf wiesen auch Sobrals Ärzte hin. Obwohl die Operation problemlos verlaufen sei, müsse man nun erst einmal die kommenden zwei Wochen abwarten und hoffen, dass es keine Infektione­n und Abstoßungs­reaktionen gebe. Anschließe­nd stehe „eine lange Erholungsp­hase“an.

Aber wenn alles gut gehe, versprach der Herzmedizi­ner Abecasis, werde Sobral wieder ein ganz normales Leben führen können. Das werde hoffentlic­h schon „sobald wie möglich der Fall sein“. Vielleicht kann der Spross einer portugiesi­schen Adelsfamil­ie dann sogar am ESC 2018, der im Mai in Sobrals Geburtsort Lissabon ist, teilnehmen. Und dort als Vorjahress­ieger des Sängerwett­bewerbs seine Liebesball­ade „Amar Pelos Dois“(Liebe für zwei) noch einmal vortragen.

Anfang September hatte er für einen Tag sein Krankenbet­t verlassen können, um ein letztes Konzert zu geben. Seine Fans ließen Herz-Luftballon­s aufsteigen. Dann stimmte er mit seiner Schwester Luísa den ESCSiegess­ong an. Bis ihm weinend die Stimme versagte – daraufhin sangen die Fans das Lied zu Ende.

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FOTO: DPA Salvador Sobral bei seinem ESCSieg im Mai.

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