Trossinger Zeitung

Ein Leben in der Vertikalen: 100 Jahre „Huberbuam“

Unter Bergsteige­r-Fans sind die beiden Extremspor­tler Thomas und Alexander Huber Superstars – Ein Ende der Abenteuerl­ust ist nicht in Sicht

- Von Aleksandra Bakmaz

MÜNCHEN (lby) - Sie hangeln sich an steilen Wänden entlang, besteigen die schwierigs­ten Berge und passieren anspruchsv­olle Routen: Alexander und sein älterer Bruder Thomas Huber gehören zu den besten Kletterern der Welt. Mit spektakulä­ren Expedition­en haben sie sich als „Huberbuam“einen Namen gemacht. Seit mehr als 25 Jahren sind sie staatlich geprüfte Bergführer und gelten als Aushängesc­hilder ihres Sports. Rechnerisc­h wurden die beiden am Samstag zusammen 100 Jahre alt. Zum Jubiläum zeigt Servus TV am Montag (21.15 Uhr) einen Dokumentar­film über die Brüder.

An der Abenteuerl­ust der Extremspor­tler ändert ihr Alter, Alexander wird 49 und Thomas ist 51, aber nichts. Doch der Mount Everest, der höchste Berg der Welt, steht nicht auf ihrer Wunschlist­e. „Das ist kein Berg für uns, der ist für den modernen Abenteuert­ourismus“, sagt Alexander Huber. Einen absoluten Wunschgipf­el haben die berühmten Bergsteige­r auch nicht. „Es gibt nichts Bestimmtes, was wir jetzt noch klettern wollen.“ Eines nach dem anderen Gemeinsam haben die „Huberbuam“bereits die steilen Wände im Karakorum in Zentralasi­en erklommen. Sie hingen in der arktischen Kälte am Mount Asgard in Kanada und stellten einen Rekord bei ihrer Durchqueru­ng der berühmten „Nose“Route im Yosemite-Park in den USA auf. Man erledige einfach eines nach dem anderen, „dann hat man wieder einen neuen Horizont“, sagt Thomas Huber, der schon mehr als 1000 Vorträge über seine Abenteuer in luftiger Höhe gehalten hat.

Für ihn endet eine Klettertou­r im Juli 2016 fast tödlich. An einer Wand in Berchtesga­rden verliert er den Halt und stürzt zwölf Meter in die Tiefe. Wie durch ein Wunder kommt er nur mit einer Kopfverlet­zung davon. „Ich hatte wahnsinnig Glück, dass ich keine bleibenden Schäden gehabt habe“, sagt er heute. Der Sturz war ein Schock für den verheirate­ten Familienva­ter, der ihn nachdenkli­cher gemacht hat. „Mein Leben hat dadurch eine ganz neue Wertigkeit bekommen“, sagt er.

Doch sich durch einen Rückschlag unterkrieg­en lassen, das sei nicht infrage gekommen. Auch das „höhere“Alter hemme die Lust an komplizier­ten Wänden und Bergen nicht, so die „Huberbuam“. „Es ist ein bisschen eine Volkskrank­heit bei uns – man wird älter und tut dann gewisse Dinge nicht mehr“, sagt Thomas Huber und plädiert für mehr Abenteuerl­ust.

„Ich spiele in einer Stoner PunkBand und schreie meine Energie hinaus als Sänger, wir gehen auch noch in die großen Berge, sind mutig und versuchen noch mal neue Wege zu erkunden.“

Auch Jahrzehnte nach seinem ersten Ausflug in die Berge als kleiner Junge in Bayern schwärmt Alexander Huber noch: „Klettern ist einfach eine dreidimens­ionale Auseinande­rsetzung mit dem Körper – da wird Gleichgewi­cht, Kraft und Beweglichk­eit angesproch­en“, sagt der DiplomPhys­iker. Er fördere auch das Vertrauen in sein Gegenüber. Das Vertrauen zu Bruder Thomas sei quasi endlos – auch wenn die beiden manchmal streiten. „Wenn man Konflikte ausleben muss, ist das kein schlechtes Zeichen“, sagt der Extremspor­tler. Doch bei all der Liebe zum Sport: Gesundheit und die Familie seien das, was eigentlich zählt, da sind sich die „Huberbuam“einig. Und das werde auch die nächsten 100 Jahre so bleiben.

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FOTO: DPA Vertrauen einander, pflegen aber auch eine Streitkult­ur: Die Extremklet­terer Alexander Huber (links) und Thomas Huber.

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