Im digitalen Zeitalter angekommen
Neues Landeszentrum „Musik-Design-Performance“an der Trossinger Musikhochschule eröffnet
TROSSINGEN - Mit einem GalaAbend ist das einwöchige Festival zur Einweihung des neuen Landeszentrums „Musik-Design-Performance“an der Trossinger Musikhochschule zu Ende gegangen. Im Beisein von Theresia Bauer, BadenWürttembergs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, präsentierten Lehrkräfte und Studierende die Arbeit sämtlicher Fachbereiche der Hochschule als „Reise durch Raum und Zeit“. Rektorin Elisabeth Gutjahr betonte in ihrer Begrüßungsrede, dass dieser rote Faden „kein gewöhnliches Konzert“ergeben werde. Multimedial aufgestellt Bei der Zusammenstellung des Programms wurden Ideen und Wünsche aller Beteiligten aufgegriffen und durch zusätzliche Beiträge multimedialer Art ergänzt. Gezeigt werden sollte so, in welche Bereiche der Gesellschaft Musik hineinrage und wo sie eine auch von Musikern mitbestimmte Rolle übernehmen könnte und sollte. Besonderen Dank richtete Gutjahr an die Ministerin, auf deren Initiative das neue Landeszentrum zurückgehe. Ehrwürdige Tradition und künstlerische Erkundung digitaler Technik wolle man hier nicht als getrennte Welten pflegen.
Theresia Bauer erinnerte daran, dass erste Ideen zu einem solchen Zentrum 2014 im Rahmen einer hitzig geführten Debatte über die „Zukunftsfähigkeit“der baden-württembergischen Musikhochschulen aufgetaucht seien. Damals habe man deren „Kaputtsparen“durch Sicherstellung von Qualität und Steigerung von Unverwechselbarkeit abwenden wollen. Hochwertige Traditionspflege jenseits nur musealer Bewahrung und „ganzflächiges Weitergeben“über elitäre Bereiche hinaus erwies sich als Richtschnur. An den jeweiligen Standorten sollten Schwerpunkte auf Spitzenniveau ausgebildet werden.
In einem Wettbewerb vor externen Gutachtern überzeugte Trossingen mit seiner Konzeption „Musik – Design – Performance“. Dann sei es sehr schnell gegangen, lobte Bauer. Das jetzt eröffnete Landeszentrum werde nicht zuletzt dank strategischer Kooperationen international ausstrahlen. Das Programm des Abends bot eine beeindruckende Leistungsschau der Hochschule. Unmöglich können hier alle Beiträge einzeln gewürdigt werden. Visualisierte Musik Elektronische Klanglandschaften von Olaf Taranczewski bildeten reizvolle akustische Intermezzi. Eine gestisch gesteuerte Live-Performance von Thorsten Greiner visualisierte ein Werk von Nikolaus Brass für Akkordeon (Hans Maier). Rolf Lislevand improvisierte auf einer raren Replik der 2001 bei Trossingen ausgegrabenen Leier aus dem 6. Jahrhundert und auf einer neuen Gitarre des norwegischen Intrumentenbauers Oyvind Fjeld. Mit Looping-Klängen baute er eine Brücke über die Jahrhunderte.
Die Hochschul-Bigband steuerte ein harmonisch gewitztes, pathetisch-schräges Arrangement des Volkslieds „Kein schöner Land“von Matthias Anton bei. Marieke Spaans’ lebendige Darbietung von Couperins Cembalostück „Les barricades“hätte auch ohne nette Video-Bebilderung für sich eingenommen. Der Eingangschor von Bachs Weihnachtsoratorium sprach ohnehin für sich. Der Kammerchor unter Leitung von Michael Alber und das von Anton Steck geleitete Barockorchester demonstrierten rein akustisch, was die Exzellenz dieser Hochschule ausmacht.