Mord aus Kindersicht
Der Polizist, der Mord und das Kind (ZDF, Mo., 20.15 Uhr) – Ein wohltuender Perspektivwechsel! Während sich unzählige Krimis tagaus, tagein auf Täter und Ermittler konzentrieren, beleuchtet der Film von Dorothee Schön (Buch) und Johannes Fabrick (Regie) einfühlsam die Tragödie von Kindern, die einen Mord in der Familie miterleben mussten – und das ist eine Rarität im Programm. Vor allem aber haben die beiden die Vorlage für ihr TV-Drama nicht selbst erfunden, sondern sie ließen sich durch die Lebensgeschichte des Pädagogen Carlos Benede inspirieren.
Dieser Benede war bis 2015 Kommissar für Opferschutz in München. Heute leitet er die Jugendhilfeeinrichtung „Weitblick“in Dachau. Durch sein Buch „Kommissar mit Herz“ist die Öffentlichkeit auf ihn aufmerksam geworden – zu Recht. Denn Benede ist ein Mensch, der hinschaut. Er selbst ist als Waise im Heim aufgewachsen und heute noch dankbar für die Geborgenheit, die er bei den Franziskanerinnen fand. Wie im wirklichen Leben nimmt Benede im Film den elfjährigen Alexander bei sich auf, der miterleben musste, wie sein Vater seine Mutter erstach. Matthias Koeberlin liefert in der Rolle als Benede die überzeugende Charakterstudie eines Mannes, der Verantwortung und Nächstenliebe lebt. Ihm ebenbürtig ist der kleine Joshio Marlon, der mit unverstellter Direktheit die schwierige Rolle des traumatisierten Kindes meistert. Toll.