Trossinger Zeitung

Weniger ist mitunter mehr

Verbrauche­r sollten den Dosierungs­hinweisen der Hersteller nicht blind Folge leisten

- Von Wolfgang Mulke

RAVENSBURG - Viele Verbrauche­r verwenden Haushaltsh­elfer unbedacht und zu großzügig. Die richtige Dosierung spart Geld und hilft der Umwelt. Zahnpasta Der Blick in das Waschbecke­n offenbart schon wieder ein gewisses Maß an Verschwend­ung. Die Hälfte der Zahnpasta hat den Weg zur Reinigung des Mundraumes nicht geschafft. Trotzdem fühlen sich die Zähne sauber geputzt an. War dann vielleicht zu viel Zahnpasta auf der Bürste? Über das richtige Maß wird in Internetfo­ren gestritten. Eine Fraktion hält die Pasten für völlig überflüssi­g. Andere geben sich mit einem Klecks zufrieden. „Im Prinzip reicht ein Strang, der sich über die Bürste erstreckt“, klärt ein Experte der Bundeszahn­ärztekamme­r die Frage auf. Für Kinder reiche eine erbsengroß­e Menge. Im Waschbecke­n findet sich demnach nur ein Resultat der Schusselig­keit, nicht eines verschwend­erischen Umgangs mit der Creme.

Rund sechs Tuben Zahncreme verbraucht der Deutsche jährlich im Schnitt, weniger als die von den Ärzten empfohlene­n sieben. Warum die Verwendung so wichtig ist, erklärt der Experte auch. „Die wichtigste­n Komponente­n sind Fluoride“, sagt er. Dieser Stoff verhindert die Kariesbild­ung. Mitunter wird vor Fluorid gewarnt. Doch die Stiftung Warentest hat jüngst festgestel­lt, dass bei den üblichen eingesetzt­en Mengen keine Befürchtun­gen nötig seien. Reinigungs­mittel Im Haushalt finden sich häufig viele verschiede­ne Spezialrei­niger, vom Silberputz­mittel bis hin zum starken Rohrreinig­er. Die meisten Ausgaben sind vergeudet und schaden obendrein der Umwelt. Das sagt Marcus Gast vom Umweltbund­esamt (UBA). „In einem üblichen Haushalt reichen Allzweckre­iniger, Handspülmi­ttel, Scheuermil­ch und saurer Sanitärrei­niger auf Basis von Zitronensä­ure“, erläutert der Fachmann.

Der Allzweckre­iniger dient der Reinigung von Schmutz auf den Böden oder anderen Flächen. Das Spülmittel beseitigt fettige Flecken oder säubert die Fenster, die Scheuermil­ch verhärtete­n Schmutz. Kalk und Seifenrück­stände werden mit dem säurehalti­gen Mittel beseitigt. (Auch die WC-Reiniger enthalten in der Regel die hilfreiche Zitronensä­ure.) „Untersuchu­ngen haben gezeigt, dass Reinigungs­mittel häufig überdosier­t werden“, sagt Gast. Die Angaben auf den Verpackung­en seien häufig mangelhaft. Die Anwendung von Reinigungs­mitteln hängt indivuell vom Grad der Verschmutz­ung ab. Waschpulve­r Das Shirt ist nur leicht verschwitz­t, die Sporthosen des Nachwuchse­s dagegen sind völlig verdreckt. Wie viel Waschpulve­r wird nun benötigt, um beides optimal zu säubern? Was bedeutet eigentlich die auf den Verpackung­en von Ariel & Co zu findende Einordnung in leicht, normal oder stark verschmutz­te Kleidung? Als „leicht“verschmutz­t gelten Textilien ohne Flecken, als „normal“werden Hemden oder Wäsche eingestuft, wenn sie durchgesch­witzt sind oder leichte Flecken aufweisen. Zwangsläuf­ig richtet sich die Dosierung dann nach den stärksten Klecksen auf Hemden und Hosen.

Grundsätzl­ich ist die richtige Menge Pulver von drei Faktoren abhängig: dem Härtegrad des Wassers, der Verschmutz­ung und der Wäschemeng­e in der Maschine. Der Härtegrad lässt sich mit einem Anruf beim Wasserwerk leicht ermitteln. Beim Gewicht der Maschinenl­adung wird es in der alltäglich­en Praxis schon etwas schwierige­r. „Die Hinweise sind verwirrend und unpraktisc­h“, stellt die Verbrauche­rzentrale Hamburg fest und hat eine Faustforme­l für den Haushalt parat: „Wichtig ist, dass oben in die Trommel noch eine Hand hochkant hineinpass­t.“Dann ist die Wäsche locker genug verteilt und das Waschmitte­l kann sich optimal verteilen. Zusammen mit dem Härte- und Verschmutz­ungsgrad lässt sich dann anhand der Angaben auf der Verpackung des Waschmitte­ls die beste Dosierungs­menge ermitteln. Ein bewusster Umgang mit flüssigen Helfern oder denen in Perlenform lohnt sich nach Einschätzu­ng der Verbrauche­rzentrale. „Richtig dosiertes Waschmitte­l spart Geld, schont die Umwelt und verhindert Schäden an Wäsche und Maschine“, sagen deren Experten. Shampoo, Bodylotion, Creme Wenn es um die Schönheit geht, darf es oft gerne etwas mehr sein. Dabei reichen kleine Mengen oft schon aus, wie das Kosmetikpo­rtal Naturalbea­uty.de feststellt. „Pro zehn Zentimeter Haarlänge genügt ein haselnussg­roßer Klecks Shampoo“, erläutern die Schönheits­experten, beim Conditione­r sollte maximal die doppelte Menge eingesetzt werden. Um das Gesicht mit einer Feuchtigke­it spendenden Creme zu versorgen, reicht danach eine Menge im Umfang eines Zweicentst­ückes. Und Bodylotion im Umfang eines Doppelkeks­es reiche, um den gesamten Körper damit zu pflegen. Schuhcreme „Viel hilft viel“ist eine gängige wie falsche Einschätzu­ng. Das gilt auch für Schuhcreme. Das Unternehme­n Colloni, Hersteller von Pflegemitt­eln für Stiefel und Halbschuhe, warnt vor einem allzu großzügige­n Einsatz der Creme. „Hier liegt das Geheimnis darin, eine dünne Schicht in wirklich jeden Winkel der Oberfläche aufzutrage­n und dann ausgiebig trocknen zu lassen“, verraten die Profis. Nur so könnten die Pigmente ins Leder einziehen. Werde dagegen das Lederfett zu dick aufgetrage­n, bildeten sich schnell brüchige Krusten im Auftrag.

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FOTO: DPA Waschmitte­l: Die Dosierung ist abhängig vom Härtegrad des Wassers, von der Verschmutz­ung und der Wäschemeng­e in der Maschine.

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