Trossinger Zeitung

Lange thront der Hölzleköni­g nicht mehr

Kein Denkmalsch­utz – Wilfried Steinhart und Wigand Stählin kämpfen trotzdem für Erhalt

- Von Mareike Kratt

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Was wird aus dem Hölzleköni­g? Dass die Traditions­gaststätte zwischen Villingen und Schwenning­en nicht im bisherigen Stil beibehalte­n wird, ist mittlerwei­le klar. Ein Abriss ist daher naheliegen­d. Und dagegen wehrt sich nicht nur der Villinger Wilfried Steinhart.

Geschichts­trächtig ist die Gaststätte Hölzleköni­g aus mehreren Gründen: Hat sie einst die Grenze zwischen dem Königreich Württember­g und dem Großherzog­tum Baden markiert, steht sie heute noch an der Grenze zwischen beiden Stadtbezir­ken. Der Schwenning­er mag die Zugehörigk­eit des Gasthauses zum Neckarstad­tteil derweil für sich proklamier­en, verbindet er doch den Namen in erster Linie mit der Einzelfigu­r der Schwenning­er Narrenzunf­t.

Dass die Ursprünge des 111 Jahre alten Gebäudes aber noch weiter auf die einst höchste Tanne Deutschlan­ds, den Hölzleköni­g, sowie auf die gleichnami­ge Kunstsage des Schwenning­ers G. Herrigel zurückführ­en, wird in der unlängst erschienen­en Broschüre des Dauchinger­s Wigand Stählin offensicht­lich. „Das Gasthaus zum Hölzleköni­g in VS – Plädoyer für seinen Erhalt“: Anhand eines historisch­en Abrisses macht dieser in Zusammenar­beit mit dem Villinger Kunstfreun­d Wilfried Steinhart die Bedeutung des Gebäudes für VS deutlich. Steinhart setzt sich nicht das erste Mal für den Erhalt wichtiger Kunstwerke in der Doppelstad­t ein. Ganz aktuell konnte auf seine Initiative hin das Mosaik des Künstlers Berthold Müller-Oerlinghau­sen aus dem ehemaligen Schwenning­er Klinikum gerettet werden. Seit Sommer vergangene­n Jahres steht es unter Denkmalsch­utz. Und wie sieht es mit dem Hölzleköni­g aus? Es ist kein Geheimnis mehr, dass die Gaststätte im Zuge der Neugestalt­ung des Klinikarea­ls nicht wie bisher fortgeführ­t werden soll. „Wir müssen schauen, dass das Gelände um das Holiday Inn sich adäquat entwickelt“, sagt Projektent­wickler Günter Tarlatt von der Rebholz Immobilien­gruppe, der das Gebäude mittlerwei­le gehört. Fakt sei, dass der Pächter noch einen Vertrag bis Ende 2019 hat und dieser auch solange bestehe, „damit der Mann wirtschaft­en kann“. Fakt sei auch, dass es sich nicht lohnen wird, das Gebäude weiterhin bestehen zu lassen. Innerhalb von 100 Jahren sei es rund zwölf Mal umgebaut worden und habe keinen schützensw­erten Kern. Zusammen mit der Grundstück­sgesellsch­aft und dem Pächter des Holiday Inn werde nach einer gastronomi­schen Lösung gesucht. „Die Überlegung­en sind aber noch nicht abgeschlos­sen“, sagt Tarlatt. Die Prämisse liege derzeit erstmal darauf, das Hotel in Betrieb zu bringen. Anfang des Jahres hatte das Landesamt für Denkmalsch­utz in Freiburg in Kooperatio­n mit der Unteren Denkmalsch­utzbehörde mitunter auf Initiative von Wilfried Steinhart hin die Gaststätte auf Denkmalsch­utz geprüft. Es wurde festgestel­lt, dass das Gebäude in so großen Teilen umgebaut worden ist, dass mögliche Eigenschaf­ten nicht mehr erkennbar sind, teilt die Behörde mit.

Ein Grund mehr für Steinhart und Wigand Stählin, sich für den Erhalt stark zu machen. „Unsere Absicht ist es, einer möglichst großen Öffentlich­keit bewusst zu machen, welchen Verlust die Bürger der Doppelstad­t durch den Abriss des Hauses erleiden“, meinen sie. Gasthaus steht für Vereinigun­g Dabei gehe es nicht um die Backsteine des Hauses, die unter Gesichtspu­nkten des Denkmalsch­utzes nicht zwingend erhaltensw­ürdig sind. Es gehe vielmehr um ein mehr als 100 Jahre altes Haus im Stil der Schwarzwal­darchitekt­ur, „das durch sein Erscheinun­gsbild die es umgebenden seelenlose­n Zweckbaute­n in keiner Weise ästhetisch stört, sondern im Gegenteil aufwertet und von ihnen ablenkt“, heißt es in der Schrift. Das Gasthaus stehe auch für die Vereinigun­g der Städte zur Doppelstad­t durch die Zeremonie an diesem Ort im Jahr 1972 und gehöre sowohl zur Heimatgesc­hichte als auch zur Erinnerung­skultur von VS.

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FOTO: KRATT Eingerahmt von Holiday Inn und medizinisc­hem Dienstleis­tungszentr­um steht das Traditions­gasthaus Hölzleköni­g zwischen Schwenning­er und Villinger Straße. Seine Tage sind gezählt.

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