Lange thront der Hölzlekönig nicht mehr
Kein Denkmalschutz – Wilfried Steinhart und Wigand Stählin kämpfen trotzdem für Erhalt
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Was wird aus dem Hölzlekönig? Dass die Traditionsgaststätte zwischen Villingen und Schwenningen nicht im bisherigen Stil beibehalten wird, ist mittlerweile klar. Ein Abriss ist daher naheliegend. Und dagegen wehrt sich nicht nur der Villinger Wilfried Steinhart.
Geschichtsträchtig ist die Gaststätte Hölzlekönig aus mehreren Gründen: Hat sie einst die Grenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden markiert, steht sie heute noch an der Grenze zwischen beiden Stadtbezirken. Der Schwenninger mag die Zugehörigkeit des Gasthauses zum Neckarstadtteil derweil für sich proklamieren, verbindet er doch den Namen in erster Linie mit der Einzelfigur der Schwenninger Narrenzunft.
Dass die Ursprünge des 111 Jahre alten Gebäudes aber noch weiter auf die einst höchste Tanne Deutschlands, den Hölzlekönig, sowie auf die gleichnamige Kunstsage des Schwenningers G. Herrigel zurückführen, wird in der unlängst erschienenen Broschüre des Dauchingers Wigand Stählin offensichtlich. „Das Gasthaus zum Hölzlekönig in VS – Plädoyer für seinen Erhalt“: Anhand eines historischen Abrisses macht dieser in Zusammenarbeit mit dem Villinger Kunstfreund Wilfried Steinhart die Bedeutung des Gebäudes für VS deutlich. Steinhart setzt sich nicht das erste Mal für den Erhalt wichtiger Kunstwerke in der Doppelstadt ein. Ganz aktuell konnte auf seine Initiative hin das Mosaik des Künstlers Berthold Müller-Oerlinghausen aus dem ehemaligen Schwenninger Klinikum gerettet werden. Seit Sommer vergangenen Jahres steht es unter Denkmalschutz. Und wie sieht es mit dem Hölzlekönig aus? Es ist kein Geheimnis mehr, dass die Gaststätte im Zuge der Neugestaltung des Klinikareals nicht wie bisher fortgeführt werden soll. „Wir müssen schauen, dass das Gelände um das Holiday Inn sich adäquat entwickelt“, sagt Projektentwickler Günter Tarlatt von der Rebholz Immobiliengruppe, der das Gebäude mittlerweile gehört. Fakt sei, dass der Pächter noch einen Vertrag bis Ende 2019 hat und dieser auch solange bestehe, „damit der Mann wirtschaften kann“. Fakt sei auch, dass es sich nicht lohnen wird, das Gebäude weiterhin bestehen zu lassen. Innerhalb von 100 Jahren sei es rund zwölf Mal umgebaut worden und habe keinen schützenswerten Kern. Zusammen mit der Grundstücksgesellschaft und dem Pächter des Holiday Inn werde nach einer gastronomischen Lösung gesucht. „Die Überlegungen sind aber noch nicht abgeschlossen“, sagt Tarlatt. Die Prämisse liege derzeit erstmal darauf, das Hotel in Betrieb zu bringen. Anfang des Jahres hatte das Landesamt für Denkmalschutz in Freiburg in Kooperation mit der Unteren Denkmalschutzbehörde mitunter auf Initiative von Wilfried Steinhart hin die Gaststätte auf Denkmalschutz geprüft. Es wurde festgestellt, dass das Gebäude in so großen Teilen umgebaut worden ist, dass mögliche Eigenschaften nicht mehr erkennbar sind, teilt die Behörde mit.
Ein Grund mehr für Steinhart und Wigand Stählin, sich für den Erhalt stark zu machen. „Unsere Absicht ist es, einer möglichst großen Öffentlichkeit bewusst zu machen, welchen Verlust die Bürger der Doppelstadt durch den Abriss des Hauses erleiden“, meinen sie. Gasthaus steht für Vereinigung Dabei gehe es nicht um die Backsteine des Hauses, die unter Gesichtspunkten des Denkmalschutzes nicht zwingend erhaltenswürdig sind. Es gehe vielmehr um ein mehr als 100 Jahre altes Haus im Stil der Schwarzwaldarchitektur, „das durch sein Erscheinungsbild die es umgebenden seelenlosen Zweckbauten in keiner Weise ästhetisch stört, sondern im Gegenteil aufwertet und von ihnen ablenkt“, heißt es in der Schrift. Das Gasthaus stehe auch für die Vereinigung der Städte zur Doppelstadt durch die Zeremonie an diesem Ort im Jahr 1972 und gehöre sowohl zur Heimatgeschichte als auch zur Erinnerungskultur von VS.