Auf den Spuren von Gottfried Jetter
Ausstellung im Fruchtkasten beleuchtet die Anfänge der Tuttlinger Medizintechnik
Info & Anmeldung: VHS-Geschäftsstelle, Schulstraße 6, Telefon 07461/9691-0, www.vhs-tuttlingen.de TUTTLINGEN - Die neue Ausstellung im Fruchtkasten, „Tuttlinger Gründer: Gottfried Jetter“ist einem Mann gewidmet, der mit seinen innovativen Ideen den Grundstein zum Aufstieg der Stadt Tuttlingen als Weltzentrum der Medizintechnik gelegt hat. Am Freitagabend ist diese Ausstellung im Foyer des Rathauses im Beisein von zahlreichen Besuchern – die Stühle reichten nicht aus – eröffnet worden, und kann bis zum 25. März 2018 besichtigt werden.
„Gottfried Jetter war der Unternehmer, der Vater der Medizintechnik, der vor 150 Jahren den größten Industriebetrieb in Tuttlingen begründet hat, den es je hier gab“, erklärte Oberbürgermeister Michael Beck und verwies dabei auf die Aesculap AG, die in diesem Jahr mit „150 Jahre Weltzentrum der Medizintechnik“ein Jubiläum feierte. Gottfried Jetter, der 1838 in Tuttlingen geboren wurde, erhielt am 21. Januar 1867 von der Stadt Tuttlingen die Bestätigung für seine Gewerbeanmeldung als Messerschmied und chirurgischer Instrumentenmacher. Weite Gesellenwanderung Zuvor hatte er eine Ausbildung im Messerschmiedehandwerk bei Johannes Martin gemacht. Nach seiner Lehre führte ihn seine Gesellenwanderung nach Straßburg, Genf, Paris und Marburg, um dann nach Tuttlingen zurückzukehren und dort nach dem Vorbild der Pariser Firmen Lüer und Mathieu feine chirurgische Instrumente herzustellen. Messerschmiede wie Andreas Manz fertigten in Tuttlingen schon Jahrzehnte zuvor Instrumente für den Arzt, aber dies war eher ein Zuverdienst. Jetter war der erste, der sich ausschließlich auf medizinische Instrumente spezialisierte. „Damit gründete er eine Tradition, die seit 150 Jahren gutes Geld erwirtschaftet, Arbeitsplätze schafft, den Ärzten Handwerkszeug in die Hand gibt, und letztendlich damit den Kranken zur Genesung verhilft“, bemerkte Beck.
„Gottfried Jetter begann in einer Werkstatt in der Wilhelmstraße mit zwei Gehilfen die am häufigsten angewendeten Arztinstrumente herzustellen, wobei er sich auf Augeninstrumente spezialisierte“, berichtete Museumsleiterin Gunda Woll. Jetter wollte dabei nicht Lieferant für einzelne Ärzte sein und auf Bestellung arbeiten. Auf Lager anbieten wollte er eine Reihe von Standard-Instrumenten, um so Instrumentenmacher, die dem wachsenden Bedarf nicht mehr genügen konnten, zu unterstützen. „Dabei nutze er die zahlreichen Kontakte, die er während seiner Gesellenwanderung geknüpft hatte“, erzählte Woll.
Jetter nahm auch seine Schwager Wilhelm und Christian Scheerer in den Betrieb auf: Wilhelm Scheerer wurde zum Instrumentenmacher ausgebildet, Christian Scheerer ermöglichte er die Lehre zum Kaufmann. 1887 nahm er sie als gleichberechtigte Teilhaber auf und fortan hieß der Betrieb „Jetter & Scheerer“. 1890 übergab er ihnen diesen dann komplett und zog sich zurück. Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits 440 Mitarbeiter beschäftigt. Er blieb dem Unternehmen stets verbunden und bei der Gründung der Aktiengesellschaft für Feinmechanik, vormals „Jetter & Scheerer“, wurde er in den Aufsichtsrat berufen. Jetter ging eigene Wege Gottfried Jetter bildete viele Instrumentenmacher aus, die sich später auch selbstständig machten, so dass sich die Berufssparte in Tuttlingen rasch verbreitet und die Stadt zum heutigen Weltzentrum der Medizintechnik machte. Dabei ging Gottfried Jetter von Beginn an eigene Wege, wusste Woll zu berichten. So nahm er zum Beispiel 1873 an der Weltausstellung in Wien teil, in der Gruppe „Wissenschaftliche Instrumente in der Rubrik „Chirurgie“.
Die Ausstellung im Fruchtkasten, die mit der Unterstützung von Wolfgang Kramer vom Aesculap-Archiv und Manfred Dworschak vom Asklepios-Museum unterstützt worden war, gibt einen umfassenden Überblick über die Arbeit und Vorgehensweise von Gottfried Jetter. Ein besonderer Dank ging an Walter Kümmerlen „der so richtig für die Sache brannte“, wie Woll sagte.
Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von den Musikschullehrern Karl Koch und Barbara Klobe. Geöffnet ist die Ausstellung im Fruchtkasten: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag, jeweils von 14 bis 17 Uhr (außer am 24. und 31. Dezember und Fasnacht).