Josef Wund mitten aus dem Leben gerissen
Beim Rückflug von einer Geschäftsreise abgestürzt – Friedrichshafen trauert um außergewöhnliche Persönlichkeit
FRIEDRICHSHAFEN - Die Freunde vom Kegler-Stammtisch warteten am Donnerstagabend vergeblich auf ihn. Jeden zweiten Donnerstag im Monat treffen sie sich in der Friedrichshafener VfB-Gaststätte. Josef Wund wollte etwas später dazustoßen, nachdem er von einer Geschäftsreise kommend auf dem Bodensee-Airport gelandet war. So war es geplant. Doch das Flugzeug kam in Friedrichshafen nicht an. Im Landeanflug stürzte es nahe Waldburg ab. Alle Insassen kamen ums Leben. Unter ihnen Josef Wund.
Mit ihm verliert Friedrichshafen eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Auch im Alter von 79 Jahren stand der „Bäderkönig“– wie er bundesweit genannt wurde – mitten im Schaffen. Badeparadiese in Erding, Bad Wörishofen, Titisee-Neustadt, Sinsheim, Euskirchen oder Bukarest sind von ihm gebaut worden. Aktuell arbeitete er an einem Projekt im hessischen Bad Vilbel. Zu Wunds Firmengruppe gehören 50 Unternehmen. In Friedrichshafen hielt er sich aus der Bäder-Diskussion heraus. Als dort über die Thermalbad-Pläne des Schweizers Kurt Eicher diskutiert wurde, wurde er gefragt, warum er nicht baue? Mit seinen Bäderangeboten wolle er grundsätzlich auch denen ein Urlaubsgefühl ermöglichen, die nicht auf die Malediven reisen können, um Badespaß zu erleben, sagte er der „Schwäbischen Zeitung“vor der Eröffnung der Therme in Erding. Dieses Bad, die größte Therme der Welt, macht 50 Millionen Euro Umsatz und rund zehn Millionen Euro Gewinn im Jahr. Damit war Wund in Erding der größte Gewerbesteuerzahler, noch vor der Brauerei „Erdinger“.
In seiner Stadt Friedrichshafen hatte der gebürtige Mariabrunner, der einmal Maurer gelernt und auf dem zweiten Bildungsweg Architektur und Bauingenieurswesen studiert hatte, schon vor Jahrzehnten Pflöcke eingeschlagen. Die früheren Messehallen wurden von ihm gebaut. Die heutige ZF-Arena, in der die Volleyballer die Massen anziehen, war sein Werk und zur damaligen Zeit mit dem geschwungenen Dach ein Highlight. Sie galt als größte freitragende Gasbeton-Hängedach-Halle der Welt. Vielbeachtet war der Bau des deutschen Pavillons für die Expo 2000 in Hannover.
Wund baute nicht nur in eigener Regie, er streckte auch die Kosten vor. Bundesweit hat er Industriebauten verwirklicht. Zudem errichtete er 31 Tennishallen und 13 Krankenhäuser, Letztere vor allem in Ostdeutschland. Sein Credo immer wieder: In Deutschland wird zu teuer gebaut. Mit Lindauer Stadtrat über Kreuz In Lindau hatte Josef Wund seinen Firmensitz für sein Erdinger Badeparadies. Auf der Lindauer Insel besitzt Wund neben der Klinik von Werner Mang eine Penthouse-Wohnung, in der er aber nicht wohnte. Mit dem Stadtrat der Inselstadt lag er zuletzt über Kreuz, nachdem dieser seine Pläne für ein Kongresszentrum ignoriert hatte. Wund zog sich in Lindau auch aus den Plänen für den Bau einer Therme zurück, für die er die Idee eingebracht hatte. An der Ausschreibung durch die Stadt beteiligte er sich nicht.
Josef Wund war ein Visionär, ein harter Arbeiter, der sich selbst mit 79 Jahren nicht zurückgelehnt hat. Mit seiner Josef-Wund-Stiftung hat er verfügt, dass jedes Jahr begabte junge Menschen am jeweiligen Sitz seiner Firmen mit einer zweistelligen Millionensumme gefördert werden.