Sparkasse richtet Sprechstunden ein
Der scheidende Bankchef Lothar Broda stellt das Konzept im Kreistag vor
TUTTLINGEN - Die Kreissparkasse Tuttlingen schließt zum Jahresende rund ein Viertel ihrer Filialen im Landkreis Tuttlingen, insgesamt elf Stück (wir haben berichtet). Nach Protesten der betroffenen Gemeinden lenkt die Kreissparkasse nun ein kleines Stück ein: Als Ersatz soll es nun eine Sprechstunde mit einem Sparkassenmitarbeiter im jeweiligen Rathaus geben. Für jeweils eine Stunde kommt dieser einmal pro Woche in den Ort und dient den Kunden als Ansprechpartner. Der scheidende Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Lothar Broda, stellte das Konzept in der Kreistagssitzung am Donnerstag vor.
Betroffen von der Schließung sind die Filialen Aixheim, Gunningen, Durchhausen, Bärenthal, Irndorf, Königsheim, Mahlstetten, Renquishausen, Egesheim, Mühlheim Oberstadt und Tuttlingen Brückenstraße. Es handelt sich um überwiegend kleine Filialen. Die Schließungen erfolgen vor allem wegen des geänderten Nutzungsverhaltens der Bankkunden – immer mehr Menschen wickeln ihre Geschäfte online ab und suchen nur noch selten eine Filiale auf. „Dieses Jahr gab es allein 6,6 Millionen Online-Banking-Anmeldungen, im Vorjahr waren es noch 4,7 Millionen“, nannte Broda ein Zahlenbeispiel. Trotz der geplanten Schließungen habe die Kreissparkasse immer noch 28 Geschäftsstellen und 53 Geldautomaten: „Wir haben weiterhin das größte Servicenetz in der Region.“
In den von den Schließungen betroffenen Gemeinden soll weiterhin ein persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung stehen, so entstand die Idee einer Sprechstunde im Rathaus. Für eine Stunde pro Woche steht der Bankangestellte den Kunden dort zur Verfügung. Von diesem Angebot sollen vor allem ältere Kunden profitieren, die ihre Bankgeschäfte nicht online abwickeln. So könne der Mitarbeiter
„Es werden immer weniger“,
vor Ort bis zu 500 Euro auszahlen – nach Vorbestellung. Er unterstützt die Kunden unter anderem beim Ausfüllen von Überweisungen, gibt Hilfe bei den Vertragsunterlagen und kann Kundenrückfragen annehmen. Neben der Sprechstunde soll innerhalb des Rathauses ein Briefkasten aufgehängt werden, dieser wird einmal pro Woche im Rahmen der Sprechstunde geleert.
Die Sprechstunden sollen direkt nach der Schließung der Filialen eingerichtet werden. Darüber hinaus wird es einen kostenlosen Bargeldservice geben: Der Kunde könne per Telefon bis zu 500 Euro monatlich sagt Kreisrätin Isabella Kustermann zur Schließung der Filialen. bestellen, das Geld werde am Tag drauf vom Briefträger gebracht. In den größeren Geschäftsstellen werden die Öffnungszeiten von 16.30 bis 17 Uhr ausgeweitet.
Kreisrätin Isabella Kustermann (FWV) sagte in der Sitzung zur Schließung der Filialen: „Es werden immer weniger.“Auch Broda bedauere diese Entwicklung: „Aber in kleineren Filialen hatten wir teilweise drei Kunden pro Stunde. Das ist nicht wirtschaftlich.“Broda gab noch einen Überblick über das Geschäftsjahr 2016, wobei er mit durchweg positiven Zahlen aufwarten konnte – mit Ausnahme der Zinsentwicklung. Die Bilanzsumme der Kreissparkasse stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozentpunkte auf 3,235 Milliarden Euro.
Broda geht nun in den Ruhestand, sein Nachfolger als Vorstandsvorsitzender wird Markus Waizenegger. Für Waizenegger rückt der 44-jährige Daniel Zeiler in den Vorstand nach. Zeiler stellte sich in der Sitzung kurz vor. Er war lange Jahre bei der Sparkasse Pforzheim tätig, wechselt jetzt nach Tuttlingen. Er nannte sich einen „Generalisten im Bankgeschäft.“
Der Kreistag verabschiedete Broda. Kreisrat Michael Beck (CDU) dankte ihm für die geleistete Arbeit. „Sie haben die Sparkasse hervorragend geführt“, sagte Beck zu Broda. Dem schloss sich auch Landrat Stefan Bär an. Broda habe wichtige Weichen gestellt. Bär überreichte Broda einen Gutschein für maßgeschneiderte Freizeitschuhe.