Zu Weihnachten Gutscheine verschenken?
Ist schon klar: Früher war geschenketechnisch natürlich alles viel, viel besser. Stundenlang sind wir in der Vorweihnachtszeit durch wohl sortierte Spielzeuggeschäfte gezogen, haben die neuesten Raumstationen, Zuggarnituren und Schiffe von Lego mühsam nach Hause geschleppt und uns auf die leuchtenden Kinderaugen vor dem glitzernden Weihnachtsbaum gefreut. Herrlich – ist aber leider 20 Jahre her! Gute Freunde haben wir – nach quälenden Abwägungsprozessen – gern mit dem siebten Grillbesteck oder, alternativ, dem elften Kriminalroman beglückt, der wahrscheinlich nie gelesen wurde. Reizend. Hauptsache etwas Gegenständliches, lautete die gnadenlose Devise, bloß kein Geld oder keinen Gutschein. Igittibäh, wie unpersönlich! Was selbstverständlich horrender Quatsch ist. Wer einen Gutschein verschenkt – sei es für ein Konzert, einen Kochkurs oder eine Hüttenübernachtung in den Alpen –, muss sein Gegenüber und seine Vorlieben genau kennen. Idealerweise erkundet er zuvor diskret einen möglichen Termin. Und in der besten aller Welten begleitet er den Beschenkten freudig zu dem, was neudeutsch so gern „Event“genannt wird. Eine herrliche Erinnerung an Weihnachten, ein wunderbares, gemeinsames Erlebnis. Und allemal besser als das achte Grillbesteck. Von Dirk Uhlenbruch d.uhlenbruch@schwaebische.de
Das Thema, das derzeit vermutlich mehr Menschen umtreibt als Regierungsbildung oder Brexit, sind die Weihnachtsgeschenke. Alle Jahre wieder stellt sich doch die Frage: Was schenke ich wem? Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass es kaum Fanta- sieloseres gibt als in Sternchenpapier eingewickelte Socken. Man könnte auch gleich einen Zettel überreichen, auf dem steht: „Sorry, mir ist nichts Besseres eingefallen.“
Den zweiten Platz auf der Liste der No-go- oder „Sorry, mir ist nichts besseres eingefallen“-Präsente belegen Gutscheine. Sie sind vor allem ein Geschenk für die Unternehmen, die sie herausgeben und nicht ganz unberechtigt darauf hoffen, dass sie niemals eingelöst werden. Was einer Umfrage zufolge immerhin bei 51 Prozent der Deutschen schon vorgekommen ist.
Gutscheine sind für den Beschenkten eine Last. Entweder muss er in Läden einkaufen, in die er zuvor noch nie einen Fuß gesetzt hat, oder aber ein freies Wochenende opfern und zusätzlich noch Geld investieren. Zum Beispiel für den Sprit, den er braucht, um das geschenkte Event besuchen zu können, oder für die Flasche Wein, die beim Romantik-Dinner leider nicht inklusive war. Und wer kam eigentlich auf die absurde Idee, dass die Mittfünfzigerin einen Fallschirmsprung klasse findet? Geschenkt! Von Simone Haefele s.haefele@schwaebische.de