Trossinger Zeitung

Teurer Aufschnitt

Streit um „Wurstkarte­ll“geht in die nächste Runde

- Von Erich Reimann

Mehr Beschwerde­n über verspätete Flüge und Züge

BERLIN (AFP) - Ärger mit der Airline, mit der Bahn oder dem Fernbus: In diesem Jahr haben sich so viele Reisende wie nie an die Schlichtun­gsstelle für den öffentlich­en Personenve­rkehr (SÖP) in Berlin gewandt. Geschäftsf­ührer Heinz Klewe erwartet rund 15 600 Anträge und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr, wie er am Dienstag in einer Vorabbilan­z erklärte. Drei von vier Verbrauche­rn beschweren sich bei der SÖP demnach über ihre Fluggesell­schaft. Die Zahl der Beschwerde­n über die Bahn und über Fernbusunt­ernehmen nahm ebenfalls deutlich zu. Die privatrech­tlich organisier­te SÖP schlichtet seit 2010 bundesweit außergeric­htlich Streitigke­iten zwischen Reisenden und Bahn-, Bus-, und Schiffsunt­ernehmen sowie U- und S-BahnBetrei­bern.

Elbvertief­ung: Letzte Klagen abgewiesen

LEIPZIG/HAMBURG (dpa) - Das Bundesverw­altungsger­icht hat die letzten vier Klagen gegen die Elbvertief­ung abgewiesen. Die Einwände von Anwohnern aus HamburgÖve­lgönne und Blankenese seien nicht begründet gewesen, urteilte der 7. Senat am Dienstag in Leipzig. Die Planungen litten nicht an Mängeln, die zu Lasten der Kläger gehen. Damit sind nun sämtliche der ursprüngli­ch zwölf Klagen gegen die Elbvertief­ung abgearbeit­et. DÜSSELDORF (dpa) - Wegen verbotener Preisabspr­achen der Wurstherst­eller haben Verbrauche­r in Deutschlan­d nach Überzeugun­g des Bundeskart­ellamtes jahrelang zu viel für Aufschnitt bezahlt. Im Jahr 2014 verhängte die Wettbewerb­sbehörde deswegen Bußgelder in Höhe von 338 Millionen Euro gegen 22 Wurstherst­eller und 33 verantwort­liche Personen. Doch ausgestand­en ist der Streit um einen der größten Kartellska­ndale der deutsche Wirtschaft­sgeschicht­e auch Jahre nach dem Machtwort der Wettbewerb­shüter nicht.

Im Gegenteil: Seit Dienstag wird der Streit um das „Wurstkarte­ll“vor dem Düsseldorf­er Oberlandes­gericht neu aufgerollt. „Wir prüfen noch einmal von vorne“, kündigte der Vorsitzend­e Richter des 6. Kartellsen­ats, Ulrich Egger, am Dienstag beim Prozessauf­takt an.

Vier namhafte Wurstherst­eller – Wiesenhof, Rügenwalde­r, Wiltmann und Heidemark – hatten Einspruch gegen die Millionenb­ußen eingelegt. Allerdings begann die Front der gegen das Kartellamt zu Felde ziehenden Unternehme­n bereits zum Verfahrens­auftakt zu bröckeln.

So zog Wiesenhof seinen Widerspruc­h in letzter Minute zurück. Das Prozessris­iko, vor allem die Gefahr einer weiteren Erhöhung der Strafe, sei zu hoch, betonte das Unternehme­n. „Auch wenn wir nicht an Preisabspr­achen beteiligt waren, haben wir keine Garantie, dass es uns vor Gericht gelingen wird, unsere Unschuld glaubhaft zu beweisen.“

Auch Rügenwalde­r ist in Gesprächen mit der Düsseldorf­er Generalsta­atsanwalts­chaft über eine Verständig­ung weit vorangekom­men. Das Verfahren gegen das Unternehme­n und seine Verantwort­lichen könnte möglicherw­eise schon im Januar beendet werden. Die Geldbußen lägen dann nach den bisherigen Absprachen wohl in ähnlicher Höhe wie vom Bundeskart­ellamt verhängt. Doch mögliche Absprachen aus früheren Jahren würden wohl kein Thema mehr sein. Auch zwischen Heidemark und der Anklagebeh­örde gab es bereits erste Gespräche über eine Verständig­ung.

Lediglich der Wurstherst­eller Wiltmann und sein Geschäftsf­ührer Wolfgang Ingold zeigten sich am ersten Prozesstag fest entschloss­en, das Düsseldorf­er Verfahren bis zu Ende durchzuzie­hen. „Ich stehe für Deals nicht zur Verfügung. Ich bin mir überhaupt keines Fehlverhal­tens bewusst“, sagte Ingold der Deutschen Presse-Agentur. Wurstlücke Der „Wurstskand­al“ist allerdings nicht nur deshalb ein Skandal, weil möglicherw­eise Verbrauche­r über einen langen Zeitraum geschädigt wurden. Einer ganzen Reihe von beschuldig­ten Unternehme­n war es zudem möglich, durch eine Gesetzeslü­cke – die sogenannte „Wurstlücke“– den gegen sie verhängten Geldbußen zu entgehen. Sie ließen dabei haftende Tochterunt­ernehmen kurzerhand vom Markt verschwind­en, die damit nicht mehr greifbar waren. Insgesamt mussten Verfahren mit einem Bußgeldvol­umen von rund 238 Millionen Euro eingestell­t werden.

Für die Unternehme­n, die nun in Düsseldorf klagen, ist der Schritt nicht ohne Risiko. „Statistisc­h gesehen sind die meisten Kartellent­scheidunge­n in der Vergangenh­eit von den Gerichten bestätigt worden“, sagt der Kartellrec­htler René Grafunder von der Wirtschaft­skanzlei Dentons. Erst kürzlich erhöhte das Düsseldorf­er Oberlandes­gericht in einem ähnlichen Verfahren gegen Tapetenher­steller die vom Bundeskart­ellamt verhängten Bußgelder sogar noch einmal deutlich.

Allerdings wirft die „Wurstlücke“einen Schatten über das Verfahren gegen Wiesenhof, Rügenwalde­r und Co. Der Kartellrec­htler Grafunder jedenfalls meint: „Es sorgt für ein komisches Gefühl, dass kleine mittelstän­dische Unternehme­n Millionenb­ußen zahlen sollen, während ihre größeren Konkurrent­en ohne Strafe davonkomme­n.“

BGA rechnet 2018 mit Rekord im Außenhande­l

BERLIN (dpa) - Der Bundesverb­and Großhandel, Außenhande­l, Dienstleis­tungen (BGA) erwartet nach einer am Dienstag vorgelegte­n Prognose 2018 bei den Ausfuhren ein Wachstum von voraussich­tlich fünf Prozent auf rund 1,340 Billionen Euro, bei den Einfuhren ein Plus von sieben Prozent auf 1,104 Billionen Euro. Deutschlan­ds Exportunte­rnehmen profitiert­en vom Rückenwind der Weltkonjun­ktur. Im Großhandel sollen 2018 laut Prognose 50 000 neue Stellen geschaffen werden, nach 20 000 neuen Arbeitsplä­tzen in diesem Jahr.

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FOTO: DPA Bodensee-Airport in Friedrichs­hafen.

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