Evangelische Kirchengemeinde trauert um Martin Günzler
Ehemaliger Stadtkirchen-Pfarrer mit 88 Jahren gestorben – Engagement in Lebenshilfe und Bürgerheim
VS-SCHWENNINGEN (mk/sbo) Große Trauer um Martin Günzler: Der ehemalige Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde VSSchwenningen ist am vergangenen Samstag im Alter von 88 Jahren gestorben.
Günzler bekleidete von 1970, als er mit seiner Familie aus Untergruppenbach bei Heilbronn nach Schwenningen kam, bis 1991 das Amt des geschäftsführenden Pfarrers der Stadtkirche. Zuletzt hat er im Pflegeheim in Trossingen gelebt, gestorben ist er im Krankenhaus.
„Die evangelische Kirchengemeinde erinnert sich dankbar an Pfarrer Günzler zurück“, sagt Pfarrer Andreas Güntter, der ihn aus dem gemeinsamen Wirken kennt und sein unermüdliches theologisches Engagement würdigt. Er sei eine für die Gemeinde prägende Persönlichkeit gewesen, habe viele Impulse gegeben und zusammen mit dem Kirchengemeinderat viele Strukturen geschaffen, die bis heute wirken, unter anderem die Aufteilung der verschiedenen Referate. „Er hat sehr wachsam sein Christsein gelebt und sich stets der Verantwortung gestellt“, fährt Güntter fort.
Inhaltsschwer und wortgewaltig waren stets seine Vorträge, keinesfalls abgehoben, sondern durch tiefes Verständnis der menschlichen Natur im Guten und im Bösen ausgezeichnet. Doch auch darüber hinaus hat sich Günzler in mehrfacher Hinsicht engagiert: An erster Stelle stand sein Einsatz in der Lebenshilfe. Dort war er erst im vergangenen Jahr nach 33 Jahren als Vorsitzender aus dem Führungsgremium des Ortsvereins ausgeschieden. Die Mitgliederversammlung hat ihn daraufhin zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er habe sich 1983 ganz bewusst entschieden, sich als Christ in einer nicht konfessionell gebundenen Organisation einzubringen, hatte er beim Abschied aus dem Vorstand gesagt. Dabei sei es ihm nicht um die Missionierung, sondern um den Dienst am Menschen gegangen.
Sein Engagement in der Lebenshilfe, für gesellschaftliche Randgruppen und sozial Schwache basiert auf den Erfahrungen, die der 1929 in Holzbronn bei Calw Geborene unter der Naziherrschaft machen musste. Als Sohn eines Pfarrers erlebte er die Auswirkungen des Kirchenkampfes im persönlichen Umfeld und fand bereits damals in der Bekennenden Kirche, die dem braunen Ungeist Paroli bot, eine Heimat in Gedanken, Worten und Werken.
Nicht nur durch die Lebenshilfe, sondern auch durch den Aufbau des Bürgerheims, an dem er maßgeblich mitbeteiligt war, hat Martin Günzler eine intensive Zusammenarbeit zu Oberbürgermeister-Familie Gebauer gepflegt. Im Vorstand des Vereins Bürgerheim war er bis 2014 stellvertretender Vorsitzender. Die kritische Teilhabe an gesellschaftlichen Entwicklungen gehörte ebenso zu seinem Leben wie die Liebe zur Musik: So hat der Wahl-Schwenninger lange im Posaunenchor des CVJM Trompete gespielt.
Seinen Ruhestand hat der Pfarrer i.R. mit seiner Frau in Weigheim verbracht. Er sei bis zuletzt geistig rege und fit gewesen und habe sich stets an der theologischen Diskussion beteiligt, weiß Andreas Güntter. Martin Günzler hinterlässt seine Frau, drei Söhne und mehrere Enkelkinder. Trauerfeier ist am 28. Dezember Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 28. Dezember, um 11 Uhr in der Stadtkirche statt. Sie wird von Sebastian Berghaus, Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Tuttlingen, gestaltet. Auch der Posaunenchor des CVJM wird zu Ehren des Verstorbenen spielen. Die Beisetzung erfolgt anschließend auf dem Friedhof in Trossingen.