Große Opern in appetitlichen Happen
Gesangsklasse zeigt Ausschnitte aus Werken von acht großen Komponisten
Gesangsklasse zeigt Ausschnitte aus Werken von acht großen Komponisten.
TROSSINGEN – Große Opern in appetitlichen Happen serviert: Beim Vortragsabend der Gesangsklasse von Alexandra Coku zauberten zwölf Studierende am Mittwochabend Ausschnitte aus Werken von acht großen Komponisten auf die Bühne des Konzertsaals der Hochschule.
„Alle Jahre wieder“geht es im Schein der Kerzen zwischenmenschlich oft hoch her. Und das nicht immer nur friedlich. Zu dem aktuellen Thema hatte Coku, Sopranistin aus den USA und seit drei Jahren Gesangsdozentin in Trossingen, markante Passagen aus Werken des 18. und 19. Jahrhunderts ausgewählt. Das Bühnenbild war bei dieser zweiten „Night at the Opera“relativ schlicht: ein Tisch, drei Stühle, Geschenke unterm Weihnachtsbaum. Umso opulenter die Garderobe, größtenteils von Coku selbst geschneidert.
In einem Traum aus gelber Seide gab die Sopranistin Oksana Poliarush die Contessa di Folleville aus Rossinis Opera buffa über die Reise nach Reims: Zuerst suchte sie Trost in der Flasche, freute sich dann wie ein Kind über ein Geschenk: einen eleganten Hut. Drama unterm Weihnachtsbaum lieferte sie als sterbenskranke Violetta im Duett „Parigi, o cara!“aus Verdis „La Traviata“mit dem Tenor Kangchun Seo. Der gab nicht nur hier den Alfredo Germont glaubwürdig, auch in dem sehnsuchtsvollen „Lunge da lei…“. Zoff um das falsche Geschenk Die Mezzosopranistin Elisabetta Picello gefiel als Leonor de Guzman aus Donizettis „La Favorita“ebenso wie als Muse mit der Romanze „Vois sous l’archet frémissant“aus Hoffmans Erzählungen. Als Rosenkavalier Octavian zeigte sie zärtliche Annäherung an Sophie (Ye-Eun Won). Handgreiflicher ging es bei der Werbung zu, als Bariton Jiacheng Tan als Papageno sich an seine Papagena (Dolgormaa Gankhuyag) heranmachte. Die Zauberflöten-Szene erhielt besonders kräftigen Applaus. Gankhuyag, Sopranistin aus der Mongolei, lieh ihre schöne und kraftvolle Stimme auch der Servilia aus Mozarts „La Clemenza di Tito“und sang das „Quia respexit“aus dem Bachschen Magnificat. Die Arie „Et exsultavit spiritus meus“hieraus übernahm Megan Henry, die auch als Annio im Duett mit Servilia zu hören war.
Auch Einsamkeit beim Lichterfest war ein Thema: Viktoria Matt sang als Klare ihr „Leibstückchen“aus Beethovens „Egmont“. Zoff um das falsche Geschenk hatten SeongHoon Hwang (Tenor) und Ye-Eun Won in dem Duett „Una parola, o Andina“aus Donizettis „Liebeselexir“. Friedliches Weihnachten spiegelte sich in der Arie „Bereite dich, Zion“, andächtig dargebracht von Olivia Peschke.
Die Sopranistinnen Viktoria Matt und Ye-Eun Won sangen „Sull’aria“aus der Hochzeit des Figaro, Kristin Ivanova gefiel als Rossinis Rosina mit „Una voce poco fa“. Besonders gut gesungen waren die zwei Szenen aus „Cosi fan tutte“: Bass Andreas Ocker überzeugte als intriganter Don Alfonso und die Schwestern Dorabella und Fiordiligi nutzten Handys, um die Bilder ihrer Verlobten zu zeigen: „Ah, guarda, sorella“
Jan Henning, Leonardo Spadaro und Ivan Moisieiev wechselten sich am Steinway-Flügel ab, um gekonnt die so unterschiedlichen Stücke zu spielen und das Orchester zu ersetzen.
Als Dank für den kräftigen Beifall erklangen noch a cappella zwei Weihnachtslieder: „Stille Nacht“und „White Christmas“. Prädikat: unbedingt hörens- und sehenswert.