Trossinger Zeitung

Der Kampf um die Reste von Air Berlin

Mindestens vier Bieter für insolvente Niki – Lufthansa darf LG Walter übernehmen

- Von Franziska Höhnl

BERLIN/BRÜSSEL (dpa) - Auf der Suche nach einem neuen Investor für die Air-Berlin-Tochter Niki haben mindestens vier Bieter konkrete Offerten vorgelegt. Der Gründer der Fluglinie und ehemalige Rennfahrer Niki Lauda gab bereits vor Ablauf der Bieterfris­t ein Angebot ab, wie seine Sprecherin am Donnerstag in Wien sagte. Weitere kamen nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur von Tuifly, dem Reisekonze­rn Thomas Cook (Condor) und der British-Airways-Mutter IAG.

Die Lufthansa hatte ihr Angebot zurückgezo­gen, nachdem die EUKommissi­on Monopolbed­enken geäußert hatte. Hingegen genehmigte­n die EU-Wettbewerb­shüter nun die Übernahme der Air-Berlin-Tochter LG Walter (LGW) durch die Lufthansa unter Auflagen. „Lufthansa hat verbessert­e Verpflicht­ungszusage­n eingereich­t, die sicherstel­len, dass die Auswirkung­en des LGW-Erwerbs auf den Wettbewerb begrenzt sind“, sagte die zuständige EU-Kommissari­n Margrethe Vestager am Donnerstag in Brüssel. Damit seien die Bedenken der Wettbewerb­shüter mit Blick auf negative Folgen für Verbrauche­r ausgeräumt. Der Kauf soll im Januar nächsten Jahres vollzogen werden.

Bei Niki sprangen mehrere Interessen­ten ab. Ryanair zog sich wegen „Unklarheit über die Vermietung von Lufthansa-Flugzeugen an Niki“zurück, die nicht rechtzeiti­g ausgeräumt werden konnten, wie eine Sprecherin der irischen Billigflug­linie sagte. Auch ein Konsortium um den Berliner Logistiker Zeitfracht gab kein Angebot ab. Es sollen jedoch Kooperatio­nen mit möglichen Käufern angestrebt werden, wie ein Sprecher betonte, ohne zu sagen, wer dafür in Betracht käme.

Wie viele Interessen­ten endgültig und verbindlic­h um die Übernahme der Niki buhlen, blieb zunächst offen. Trotz der gesetzten Frist bis Donnerstag­mittag wurden noch bis in die Abendstund­en Eingänge erwartet, wie ein Sprecher des Niki-Insolvenzv­erwalters Lucas Flöther sagte. An diesem Freitag sollen die aufbereite­ten Angebote dem Gläubigera­usschuss vorgelegt werden. Das Gremium werde dann entscheide­n, wie es bei der Investoren­suche weitergehe, hieß es.

Die Lufthansa hatte auch Niki übernehmen wollen und im Zuge dieses Planes einige der insgesamt 20 Maschinen der Niki übernommen. Angesichts der Bedenken der EU-Kommission dass durch die Übernahme Monopole auf mehreren Strecken entstehen könnten, zog die Lufthansa ihr Angebot zurück. Der Branchenpr­imus hat sich aber nach eigener Darstellun­g verpflicht­et, die gekauften Maschinen einem künftigen Niki-Eigentümer zu überlassen.

Niki meldete vorige Woche Insolvenz an, stellte den Flugbetrie­b ein, und Tausende Passagiere saßen auf einen Schlag fest. Insolvenzv­erwalter Flöther will die Fluggesell­schaft bis Anfang Januar verkaufen, unter anderem, damit die wertvollen Startund Landerecht­e nicht vor einem Verkauf verloren gehen. 800 Arbeitsplä­tze gesichert Anders als bei Niki gab die EU-Kommission für die Übernahme der LGW durch Lufthansa nun grünes Licht. Somit gehörten künftig 33 Flugzeuge fest zur Gruppe der Lufthansa-Tochter Eurowings, teilte das Unternehme­n mit. Alle Mitarbeite­r würden mit ihren bestehende­n Verträgen übernommen.

Auch die Führung der insolvente­n Air Berlin begrüßte die Entscheidu­ng aus Brüssel. „Weit über 800 Mitarbeite­r der LGW haben nun sichere Arbeitsplä­tze in der Lufthansa-Gruppe“, teilte Vorstandsc­hef Thomas Winkelmann mit.

Nach der geplatzten Übernahme von Niki durch Lufthansa streicht Eurowings im Winter bundesweit knapp 300 Flüge. Von Januar bis Ende März seien insgesamt 600 Verbindung­en von Anpassunge­n im Flugplan betroffen, sagte ein Sprecher der Lufthansa-Tochter. Bei mehr als 300 Flügen würden Passagiere auf andere Verbindung­en umgebucht. Die übrigen Flüge müssten gestrichen werden. Passagiere, die einer Umbuchung nicht zustimmen, erhielten ihr Geld zurück. Insgesamt fielen aber weniger als ein Prozent aller Eurowings-Verbindung­en aus.

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FOTO: DPA Ein Check-in-Schalter von Niki. Derzeit wollen vier Bieter die insolvente Fluglinie übernehmen – darunter auch der Namensgebe­r Niki Lauda.

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