Schwenninger Zunftmeister Wittner tritt zurück
Narrenchef gibt Amt zum Jahresende überraschend ab – Deutliche berufliche Mehrbelastung
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Die Narrenzunft hat wenige Wochen vor der Fasnet keinen Ersten Zunftmeister mehr. Am Wochenende informierte Martin Wittner die Führungsriege darüber, dass er sein Amt zum 31. Dezember niederlegen wird.
Paukenschlag bei der Narrenzunft, und das wenige Wochen vor der Fasnet: Martin Wittner gibt sein Amt als Erster Zunftmeister zum Jahresende ab. Das teilte die Zunft am Donnerstagmorgen schriftlich mit. „Wir waren komplett überrascht, weil damit niemand gerechnet hatte“, sagt Lutz Melzer, Zweiter Zunftmeister. Er und die anderen Ratskollegen seien am vergangenen Wochenende von Wittner informiert worden, „und mussten das erst einmal verdauen“, ergänzt Melzer.
Wie die Narrenzunft mitteilte, habe Wittner berufliche sowie private Gründe aufgeführt, die ein weiteres ehrenamtliches Engagement nicht zulassen würden. So heißt es in der Pressemitteilung: „Eine umfangreiche geschäftliche Umstrukturierung in Verbindung mit einer weitreichenden Fortbildung führen zu einem Druck zwischen Familie, Beruf und Ehrenamt, der Martin Wittner nunmehr zu diesem Schritt bewogen hat.“
Dabei war der langjährige Zunftmeister erst im September bei der Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit wiedergewählt worden. Dass er gerade einmal drei Monate nach der Wahl und knapp zwei Monate vor der Fasnet nun zurücktritt, bezeichnet Melzer „als ungeschickter Zeitpunkt“, betont gleichermaßen aber: „Es gibt für eine solche Entscheidung allerdings nie einen günstigen Zeitpunkt.“Er akzeptiere aber, wenn auch schweren Herzens, Wittners Schritt. „Wir reden hier nach wie vor über ein Ehrenamt und wenn das, was sich jemand auferlegt, zu viel wird, muss man Konsequenzen ziehen. Es bringt niemandem was, wenn ein Mensch ausbrennt“, versucht es Melzer nüchtern zu betrachten. „Es war jedenfalls allein Martins Entscheidung aufgrund seiner beruflichen Pläne. Es gab keinen Streit innerhalb der Zunft“, betont Melzer. Vize Lutz Melzer übernimmt zusätzliche Aufgaben Dieser wird in den kommenden Wochen nun mehr zu tun bekommen. Als bisheriger Stellvertreter Wittners wird er einige Termine mehr wahrnehmen müssen. „Die Fasnet findet natürlich trotzdem statt. Das Abstauben, die Mitgliederversammlung im Januar sowie den Zunftmeisterempfang werde ich übernehmen“, blickt Melzer nach vorne. Es sei kein schöner Anlass, weshalb er das nun machen müsse. Aber im Grunde auch kein anderer Umstand, als wenn sich Martin Wittner ein Bein gebrochen hätte und er einspringen müsste, erklärt der Zweite Zunftmeister.
Wie die Spitze der Narrenzunft in Zukunft aussehen wird, kann Lutz Melzer derzeit noch nicht sagen. „Wir haben im Narrenrat entschieden, dass wir es auf jeden Fall bis zur regulären Hauptversammlung im September vorerst so laufen lassen.“Rechtlich gebe es da keine Schwierigkeiten, denn laut Satzung wird der Verein durch jeweils zwei Mitglieder des Vorstandes vertreten. „Das ist durch mich sowie unseren Säckelmeister und den Zunftschreiber gegeben“, erklärt Melzer.
Martin Wittner war seit 2011 an der Spitze der Narrenzunft und hatte in seiner Amtszeit vor allem zwei große Anliegen, für die er sich immer wieder einsetzte, die aber auch mit Forderungen verbunden waren: Intern appellierte er nahezu Jahr für Jahr bei den Mitgliederversammlungen, dass das Mitwirken in der Zunft im Sinne des Vereinswohls erfolgen solle und müsse.
Auf der anderen Seite war er stets ein Freund derer, die das Brauchtum traditionsbewusst pflegten und beispielsweise durch den Betrieb von Besenwirtschaften die Schwenninger Fasnet mitgestalteten. Martin Wittner war nicht für eine Stellungnahme erreichbar.