Wirt der Lemberghütte hört auf
Anton Hermle war 54 Jahre „höchster Hüttenwirt der Schwäbischen Alb“
GOSHEIM - „Dä Anton heert uff“(Anton hört auf ). Inzwischen wissen es viele – auch seine zahlreichen Wanderfreunde aus der Region Rottweil-Wilflingen-Schörzingen-Deilingen-Weilen unter den Rinnen: Lemberghüttenwirt Anton Hermle schließt am 31. Dezember die beliebte Albvereinshütte auf dem Lemberg, dem mit 1015 Metern höchsten Berg der Schwäbischen Alb. Beim 30 Meter hohen Eisenturm mit den 152 Stufen gibt es dann keine Einkehrmöglichkeit mehr – wenn sich nicht ein Nachfolger findet.
Warum war der inzwischen 70Jährige fast sein ganzes Leben lang – 54 Jahre – als „höchster Hüttenwirt der Schwäbischen Alb“tätig? „Vielleicht, weil ich ein geselliger Mensch bin und unter die Leute gehe“, schmunzelt der Ur-Gosheimer. „Der Lemberg ist meine zweite Heimat.“Jedes Wochenende war er oben – am Samstagnachmittag und am Sonntag. Die Fahne auf der Turmspitze war das Zeichen dafür, dass Anton da ist. „Meistens hatte sich eine Wandergruppe angemeldet. Da musste ich da sein und alles vorbereiten.“
Oft haben ihm sein Bruder Klaus und seine Ehefrau Elisabeth geholfen. und nebenher ein bisschen wirten, schlug nach der Fete der damalige Gosheimer Albvereinsobmann Erich Weber vor. Zu dritt hätten sie sich an die Arbeit gemacht – Hans Häring, Hermann Weber und er, Anton Hermle. Zunächst hätten sie das ganze Zeug im Rucksack hochgeschleppt. Dann hätten sie einen Irus-Mäher mit einem Transportgestell versehen und damit die Getränkekästen befördert. Fast jeder alte Gosheimer kennt die Geschichten um Esel Kasimir, den die drei für 500 Mark erstanden hatten und der ihnen als Lastenträger diente, bis sich das Trio einen gemeinsamen Unimog leistete.
Längst ist Anton Hermle alleiniger Herr über die Lemberghütte. Vor vier Jahren hat er sich für den Transport ein geländegängiges Fahrzeug, einen „Gator“von Jon Deer, zugelegt. Hermle bewirtschaftet die Hütte, die dem Hauptverein des Schwäbischen Albvereins gehört und auf Gosheimer Gemarkung steht, im Auftrag der hiesigen Ortsgruppe. In einem detaillierten Vertrag, den er mit dem Ex-Vorsitzenden Manfred Weber im Auftrag des Albvereins geschlossen hat, wurde vereinbart, dass Hermle die Hütte in eigener Regie betreiben darf, keine Miete bezahlen muss und pro Jahr dem Verein eine Spende über 100 Euro zukommen lässt. Lediglich beim Lemberghüttenfest an Christi Himmelfahrt ist die Ortsgruppe ihr eigener Wirt. Nachfolger gesucht Andreas Mauch, Webers Nachfolger als Albvereins-Chef, ist im Moment ziemlich ratlos. „Wir werden per Annonce in Zusammenarbeit mit der Gemeinde einen neuen Wirt suchen“, meint er. „Es müsste ein Idealist sein wie Anton, der mitten in der Natur am Wochenende eine kleine Gaststätte betreiben will. Wir wären gottfroh, wenn wir jemanden finden würden“. Als Gemeinderätin Heike Weber im Gemeinderat das Thema anschnitt, machten ihre Kollegen samt Bürgermeister Bernd Haller betretene Gesichter. „So jemanden wie Anton finden? – Nie“, hieß es.
Die Aktiven des Vereins sind natürlich sehr daran interessiert, dass es auf dem Lemberg mit der Bewirtung und der Hütten- und Turmbetreuung weitergeht. „Es fehlen halt fließendes Wasser, Strom und eine richtige Zufahrt“, geben sie zu bedenken. „Vielleicht müsste eine Solaranlage aufs Hüttendach oder ein Windrad auf den Turm.“Schließlich haben die älteren Albvereinler bei den mehrfachen Erweiterungen der Hütte kräftig mit Hand angelegt. Deshalb ist es ihnen eine Herzensangelegenheit, dass es „da oben“weitergeht. „Jetzt baut die Gemeinde eine teure Spielanlage unterm Lemberg, um die touristische Attraktivität Gosheims zu erhöhen. Da kann man doch die Lemberghütte nicht einfach zuschließen.“ Infos zur Betreuung und Bewirtung der Lemberghütte gibt es bei Andreas Mauch, Telefon 07426/ 1245.