Die Zeit ist reif
Engagierte Bürger gründen Verein zur Erforschung und Erinnerung an das KZ Spaichingen
SPAICHINGEN - Die Primstadt hat sich immer schwer getan mit der Erinnerung, selbst der Kenntnisnahme der Tatsache , dass es hier in den letzten Monaten des zweiten Weltkriegs ein Konzentrationslager gab.
Ein Überlebender wird Jahrzehnte nach seiner Rettung sagen, er habe bei einem Besuch hier mit Leuten geredet, die rundweg abstritten, dass es das KZ gegeben habe, das von mehreren Überlebenden als das Schlimmste aller KZ, in denen sie gefangen waren, bezeichnet wurde.
Die Wachmannschaft waren keine Spaichinger, aber es gab Beziehungen in die Stadt. Alle haben die ausgemergelten Gestalten gesehen, die zur Lehmgrube schlurften. Einige wollten helfen mit Lebensmitteln. Mit diesem dunklen Fleck in ihrer Heimatstadt sich auseinanderzusetzen war schwierig und widerstandsreich. Doch die Zeit war reif: 2017 finden sich engagierte Bürger zusammen und gründen den Verein „Initiative KZ Gedenken“.
Mit der Zeit stellt sich heraus, dass noch vieles unerforscht ist. Eine Fotomontage dieser Zeitung mit einem neuen Luftbild aus derselben Perspektive wie die eines Luftbilds vom Winter 1944/45 zeigt: Das KZ befand sich im Bereich Post- und Rathausparkplatz, nicht bis weit in den Marktplatz hinein, wie bisher angenommen.
Die Spaichinger schließen sich mit anderen Gedenkstätten der Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof im Elsass zusammen. Große Hilfe kommt von der Leiterin der dortigen Gedenkstätte und der Landeszentrale für politische Bildung.
Spaichinger Schulen nehmen an einem gemeinsamen Fotoprojekt teil. Und zum Jahresende erkennt eine Jury dem Verbund der Gedenkstätten, darunter Spaichingen, das europäische Kulturerbe-Siegel zu. Tobias Schumacher