Kulturzentrum krönt lange Entwicklung
Wehinger Schlossberghalle wird eingeweiht – Megathema Flüchtlinge ist keines mehr
HEUBERG - Die großen Infrastrukturmaßnahmen sind in vielen Gemeinden abgearbeitet. 2017 scheint ein Jahr zu sein, in dem die Bürger die Früchte ihrer bisherigen Anstrengungen zu genießen scheinen. Sinnbild dafür ist die Wehinger Schlossberghalle, die mit etwas Verzögerung gleich zu Jahresbeginn eingeweiht wird.
Getreu der Heuberger Mentalität, haben die Gemeinden klare Prioritäten gesetzt: Erst die Ortsmitten, die Schulen, die Feuerwehrgerätehäuser, die Kindergärten, die Friedhöfe, dann die Hallen. Die Wehinger Schlossberghalle ist in dieser Reihenfolge sozusagen das I-Tüpfelchen: Der Gemeinderat beschließt, sie als reine Veranstaltungshalle zu bauen. Das Geld liegt auf dem Sparbuch, Schulden werden für das 6,8 Millionen-Projekt nicht aufgenommen. Viele äußern leise und auch lautere Zweifel, ob sich auf dem Heuberg ein solcher „Kulturtempel“auch trägt.
Er ist flexibel konzipiert: Für die Vereinsveranstaltungen ebenso wie für ein 610-Zuschauer-Konzert. Es läuft tatsächlich etwas ruckelig an. Der neue Kulturverein kommt zunächst nicht zustande. Im zweiten Anlauf aber! Mit Verantwortlichen wie Dieter Volz an der Spitze, die ein feines Gespür für die Bedürfnisse der Menschen seiner Heimat haben, bauen sie ein Programm, das 2017 die Halle bereits ausgebucht sein lässt.
Wertigster Coup dürfte die Kooperation mit dem Theater Lindenhof sein, die dann später auch mit dem „Brandner Kaspar“gastieren. Das Theater Lindenhof als bedeutender Kulturträger der weiteren Region garantiert dauerhafte Qualität.
Die SWR3-Elchparty, die Dialektgruppe Findling, die Acabellas und anderes sind ein Eckpfeiler im Leben der Halle. Zweiter sind die Konzerte und Veranstaltungen, die aus der Gemeinde selbst, von den Vereinen gestaltet werden. Und drittes Standbein scheinen kreisweite oder regionale Veranstaltungen zu werden. Wie es die Wehinger geschafft haben, in einem einzigen Jahr die Volksbank Donau-Neckar, die Gartenbauvereine oder den Wirtschaftstag in die Halle zu holen – alle Achtung!
Und im neuen Jahr 2018 – auch wieder gleich zu Beginn – schließt sich in der Halle ein Kreis für den, der das Ganze bis fast vor Schluss auf den Weg gebracht und begleitet hat: Der bis 2016 „regierende Bürgermeister“Josef Bär wird in seiner Gemeinde zum Ehrenbürger ernannt.
Und noch jemand schreibt die Erfolgsgeschichte im kommenden Jahr fort: Die Gruner AG, die schon für die Gestaltung der Wehinger Halle mit beachtlicher Glaskunst von Gabi Weiß mit 30 000 Euro beigetragen hat, will ein Hotel gleich neben der Halle bauen. Megathema Füchtlinge Doch was ist mit dem Megathema von 2015 und 2016 – den Flüchtlingen? Manchmal erledigt sich etwas durch Gewöhnung. Doch in den Heuberggemeinden – nachdem der Zuzug der Flüchtlinge deutlich zurück gegangen und manche Unterkünfte wieder aufgelöst worden sind – nimmt allein durch die tägliche Erfahrung die Verunsicherung ab. Nach wie vor setzen sich Helferkreise für die Geflohenen ein. Diese gehören inzwischen zum Ortsbild der Dörfer dazu, meist ohne dass sich jemand groß darüber erstaunt oder gar aufregt.
Konflikte gibt es natürlich. Manche Helfer – wie in Gosheim – werfen das Handtuch. Zu unterschiedlich sind manchmal auch die wechselseitigen Ansprüche und Erwartungen. Auch läuft seitens des Landkreises nicht alles rund, so der Vorwurf. Die Unkenrufe – bis auf Kleinkriminalität im Drogenbereich – bleiben aber weitgehend ohne reale Resonanz.
Die Heuberger sind pragmatisch. Anpassungen dauern viele Jahre Zeit, das haben die meisten erkannt. Nur zur Bundestagswahl werden – absurderweise vor allem in Gemeinden, in denen selbst viele Migranten – Spätaussiedler oder Osteuropäer – leben, rassistische Ressentiments geschürt. Ein rassistisches Plakat allerdings findet sofortigen breiten, unmissverständlichen Widerspruch. Die AfD bekommt trotzdem in manchen Gemeinden hohe Werte. Die meisten Heuberger bleiben aber immun gegen die Angstmacherei.