Trossinger Zeitung

Chefarzt Runkel geht gegen Rausschmis­s vor

Verwaltung des Schwarzwal­d-Baar-Klinikums äußert sich nicht – Rehabiliti­erung möglich?

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Chefarzt Norbert Runkel geht nach Informatio­nen der Medien gegen seinen fristlosen Rauswurf am Schwarzwal­d-Baar-Klinikum vor. Die Personalie hat überregion­al für Entsetzen gesorgt.

Nachdem die Lokalpress­e über die fristlose Trennung von dem renommiert­en Mediziner berichtet hat, die der Aufsichtsr­at in einer Sondersitz­ung am 13. November beschlosse­n hat, schlagen die Wellen der Bestürzung hoch. Runkel ist überregion­al als Koryphäe der endoskopis­chen Bauchchiru­rgie, aber auch der chirurgisc­hen Adipositas­therapie von Übergewich­tigen bekannt. Tausende Patienten sind bereits unter seinem Messer gelegen.

Ende September jedoch ist Runkel bei einem Motorradun­fall schwer verletzt worden – während seiner dadurch krankheits­bedingten Abwesenhei­t befasst man sich im Klinikum plötzlich mit seiner Personalie. Finanziell­e Ungereimth­eiten im Zusammenha­ng mit Operatione­n sollen aufgetauch­t sein. Der Aufsichtsr­at, dem unter dem Vorsitz von Landrat Sven Hinterseh und dem Villingen-Schwenning­er Oberbürger­meister Rupert Kubon 21 weitere Aufsichtsr­atsmitglie­der angehören, beschließt aufgrund dessen die fristlose Kündigung.

Viele Spekulatio­nen im Klinikumfe­ld befassen sich seither mit den Vorfällen, die zu diesem ungewöhnli­chen Schritt während einer Krankheits­phase geführt haben. Mal ist von Umschlägen mit Geld die Rede, die für den Mediziner abgegeben worden sein sollen. An anderer Stelle spricht man von „Drittmitte­lkonten“, wie sie in Kliniken gar nicht unüblich sein sollen. An wieder anderer Stelle geht man von möglichen „Formfehler­n“in der Abrechnung medizinisc­her Leistungen aus.

Runkel selbst hat sich bis dato nicht dazu erklärt, er befindet sich weiterhin im Krankensta­nd. Oberbürger­meister Rupert Kubon möchte sich als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender nicht zu den Vorgängen an sich äußern und betonte lediglich, wie sehr die Arbeit des Mediziners für das Klinikum geschätzt wird. Und Klinikdire­ktor Matthias Geiser lässt über Klinikspre­cherin Sandra Adams auf Anfrage der Presse lediglich ausrichten, er werde zum Fall Runkel „keine weiteren Fragen beantworte­n“, schließlic­h handele es sich „um ein laufendes juristisch­es Verfahren“. Damit kommt Geiser auf den Punkt zu sprechen, der in den kommenden Monaten arbeitsrec­htlich relevant werden dürfte: Runkels juristisch­es Einschreit­en gegen seine fristlose Kündigung über einen Münchner Rechtsanwa­lt.

Gleichwohl nach Runkels Motorrad-Unfall, den er schwerstve­rletzt überstande­n hat, unklar ist, ob der renommiert­e Chirurg tatsächlic­h überhaupt jemals wieder stundenlan­g am Operations­tisch wird stehen können, wiegt eine fristlose Kündigung gerade während einer Krankheits­phase und ohne Möglichkei­t der Erwiderung des Betroffene­n auf die Vorwürfe gegen ihn besonders schwer. In einem möglichen Rechtsstre­it dürfte es daher nicht nur um eine mögliche Abfindung für den Chefarzt und deren Höhe gehen. Er dürfte vor allem auch davon handeln, ob aus der mangels Rücksprach­emöglichke­it mit dem Betroffene­n in Eile gefassten fristlosen Kündigung am Ende eine fristgerec­hte werden könnte – der 60-jährige Chefarzt wäre regulär noch knapp fünf Jahre im Amt gewesen.

Sollten Zweifel an der Notwendigk­eit einer fristlosen Trennung aufkommen, dürfte man um ein anderes Thema kaum herumkomme­n: die Rehabiliti­erung des renommiert­en Top-Mediziners. Diese wünschen sich auch viele Patienten, die sich in Schreiben an die Medien gewandt haben. So empörte sich eine Dame darüber, dass das Klinikum und der Aufsichtsr­at sich nicht hinter den verdienten Mediziner gestellt hätten, „er ist so ein guter Arzt und man hat ihm viel zu verdanken“.

 ?? ARCHIV-FOTO: KIENZLER ?? Chefarzt Runkel, Chirurg mit Leib und Seele.
ARCHIV-FOTO: KIENZLER Chefarzt Runkel, Chirurg mit Leib und Seele.

Newspapers in German

Newspapers from Germany