Trossinger Zeitung

Streitbar, sachorient­iert und fleißig

Große Trauergeme­inde nimmt Abschied vom ehemaligen Stadtpfarr­er Martin Günzler

- Von Sabine Streck

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Eine große Trauergeme­inde hat am Donnerstag vom ehemaligen Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde VSSchwenni­ngen, Martin Günzler, in der Stadtkirch­e Abschied genommen. Am Nachmittag wurde der Verstorben­e auf dem Trossinger Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. Er ist am 16. Dezember im Alter von 88 Jahren gestorben.

Sebastian Berghaus, Dekan des evangelisc­hen Kirchenbez­irks Tuttlingen, gestaltete die Trauerfeie­r mit einfühlsam­en Worten. Bis zuletzt seien vielen Menschen mit Martin Günzler verbunden gewesen, der seine letzte Lebenszeit in einem Seniorenhe­im in Trossingen verbracht hatte. 21 Jahre lang war er geschäftsf­ührender Pfarrer in Schwenning­en gewesen. Die Stadt am Neckarursp­rung habe er sich zusammen mit seiner Frau und den Kindern zur Heimat gemacht. Geboren wurde Günzler in Holzbronn bei Calw.

Er habe die Kirche trotz vieler Mängel geliebt, meinte Berghaus. Günzler sei immer ein streitbare­r Theologe gewesen, der seine eigenen Schwächen kannte und mit seinen Grenzen umgehen konnte. Der Spross aus einer Pfarrerfam­ilie habe zwar in seiner Jugend anfänglich­e Begeisteru­ng für das Naziregime empfunden, worauf die totale Ablehnung folgte. Kritisches Denken und der christlich­e Glaube hätten sich für ihn nie ausgeschlo­ssen. Er habe stets den Pietismus und die kritische Theologie in seinem Herzen vereint. Streitbar, sachorient­iert und fleißig sei er gewesen, so Berghaus weiter. Vor allem im Kirchengem­einderat habe für ihn der gemeinscha­ftliche Zusammenha­lt und die Kollegiali­tät Priorität genossen.

Nach seiner Pensionier­ung zog Günzler mit seiner Familie nach Weigheim. Nach wie vor blieb er im sozialen Bereich tätig. Dazu gehörte die Vorstandsa­rbeit im Verein Bürgerheim und in der Lebenshilf­e Schwenning­en. Bis 2012 spielte Günzler noch im Posaunench­or Trompete, der auch die Trauerfeie­r musikalisc­h umrahmte. Lesen und das Schreiben von Aufsätzen und Berichten gehörten bis zu seinem Tode zur täglichen Beschäftig­ung. Eine besondere Freude habe er an seinen Enkelkinde­rn gehabt, so Dekan Berghaus weiter und im vergangene­n Jahr dankbar die diamantene Hochzeit mit seiner Frau gefeiert. Pfarrer Günzler habe sein Leben als Versuch bezeichnet und sei damit vielen Beispiel gewesen. Der Glaube verlieh im Freiheit Viele Menschen in der Kirchengem­einde Schwenning­en trauern um Martin Günzler, betonte der amtierende geschäftsf­ührende Pfarrer der Stadtkirch­engemeinde, Klaus Gölz. Für den Verstorben­en sei stets die Freiheit, die durch Christus gewonnen wurde, wichtig. „Der Glaube verlieh ihm die Freiheit, zu streiten.“Er habe klare Worte geliebt und habe auch gut zuhören können.

Günzler habe viel von sich selber abverlangt und auch von anderen. Er war beim Bau des Markus- und Muslenzent­rums beteiligt, ebenso am Aufbau des Bürgerheim­s und pflegte somit eine enge Zusammenar­beit mit dem damaligen Oberbürger­meister Gerhard Gebauer. Im Vorstand des Vereins Bürgerheim war er bis 2014 stellvertr­etender Vorsitzend­er.

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FOTO: STRECK In das Kondolenzb­uch für Martin Günzler trugen sich viele Weggefährt­en ein.

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