Durchhalten lohnt sich immer
Sabine Leduc und Karl Zischka beschreiben in Buch existenzielle Krisen und Umgang damit
GOSHEIM/REGION - Gute Stimmen, innerlich und von außen zu hören, Bindungen, Liebe, Freude, Dankbarkeit – das sind die Hauptthemen des neuen Buchs der Gosheimerin und Wahlkanadierin Sabine Leduc, geborene Zischka. Der Titel: „Durchhalten lohnt sich immer“. Was schon für gesunde Menschen ein probates Motto ist, ist für Sabine Leduc im Verlauf ihres Lebens überlebensnotwendig gewesen, denn sie ist als junge Erwachsene wie aus dem Nichts an einer lange nicht korrekt diagnostizierten Schizophrenie erkrankt. Über Jahrzehnte ficht sie einen ununterbrochenen Kampf gegen böse, destruktive Stimmen – und gewinnt immer.
2011 veröffentlicht sie ihr erstes Buch, in dem sie ihre Geschichte erzählt. Zum ersten Mal erfahren ihre Freunde und Verwandten, ihre Heimat auf dem Heuberg, von ihrer Erkrankung. Das zu dieser inzwischen sehr gut bewältigten Krankheit Stehen bedeutet einen Wendepunkt in Sabine Leducs Leben. Immer an ihrer Seite: ihr Ehemann Raymond, den sie im Alter von 17 Jahren kennen lernt und einige Jahre später zu ihm nach Kanada zieht, nachdem sie dort als Au-pair-Mädchen gearbeitet hat; und ihre Eltern, vor allem Vater Karl Zischka, mit dem sie über all die Jahre in intensivem Kontakt ist. Mit ihm hat sie die ersten beiden Bücher genauestens besprochen. Das zweite ist eine Indianererzählung mit dem Ur-Thema Gut und Böse. Bereits das dritte Buch Das dritte Buch nun ist eine Gemeinschaftsarbeit mit dem Vater. Zweieinhalb Jahre lang haben Vater und Tochter über den Atlantik hinweg wöchentlich ein- oder mehrfach gemeinsam am Telefon daran gearbeitet. Und auch in den Monaten im Winter, die die heute 48-jährige Sabine Leduc regelmäßig in ihrer Heimat verbringt. Sie beide und mehrere fiktive Charaktere berichten in IchForm oder werden beschrieben. Die Abschnitte sind der Natur abgeschaut: der Frühling, Sommer, Herbst und Winter des Lebens und existenzielle Krisen in diesen verschiedenen Phasen sowie das Ringen um innere Stärke, positiven Lebensmut.
Sabines und Karls Frühling – die eine eine erfolgreiche Sportlerin, mutige Rebellin, gute Schülerin, bis die Krankheit ausbricht, der andere ein Kind in den Wirren und Erniedrigungen des Krieges und der Vertreibung – machen den Auftakt des ganz einfach zu lesenden Buchs.
Die Geschichte eines jungen Bergsteigers, der durch einen Unfall querschnittsgelähmt ist, und der durch tiefste Depression neuen Mut fasst, die eines jungen Mannes im Zweiten Weltkrieg, den die Liebe zu seiner Freundin über alle Krisen und Gefahren trägt, die psychische Erkrankung eines erfolgreichen Piloten im Herbst seines Lebens, als er mit der Rente plötzlich seinen Wert zu verlieren glaubt, die Leiden und die neue Hoffnung des alten, verwitweten Bauern, der sich plötzlich lieblos behandelt auf dem Abstellgleis sieht, aber in tiefer Liebe zu seinem Enkel zurück findet und sich mit seinem bevorstehenden Tod ohne Angst beschäftigen kann. All diese Geschichten sind erfunden und ergänzen die Kapitel von Vater und Tochter. Dass es sich lohnt, sich seiner eigenen Ängste zu stellen, sich über das Zusammenspiel von Geist, Seele und Körper Gedanken zu machen, sensibel gegenüber der unsichtbaren Welt zu sein – das alles zieht sich durch das Buch. Karl Zischka und seine Tochter sind über dieses Buch weiter zusammen gewachsen. „Ich habe immer Hausaufgaben mitgenommen und wusste, die müssen bis zum nächsten Telefongespräch erledigt sein“, sagt Sabine Leduc. Das habe Struktur und Ansporn gegeben. Unbedingte Offenheit und Ehrlichkeit waren Grundlage.
Und über diese gemeinsame Arbeit an dem Buch haben sich auch immer wieder die Perspektiven gewandelt. Der Vater, eher ein forscher, anpackender und offenherziger und optimistischer Mensch, erkrankte zunehmend am Herzen, hatte eine schwere Operation. Er nahm das als Lehre. Nun habe er, der eher zum typisch Schwäbischen „Stell dich nicht so an“tendierte, am eigenen Leib erfahren, wie es sei, nicht mehr zu können. Auch dies ist heilsam.
Die große Stärke dieses Buchs ist, dass sich fast alle Menschen an irgendeiner Stelle darin finden können, dass es zum Nachdenken anregt über sich, Forderung und Überforderung von sich und anderen, Erwartungen und Dankbarkeit.
Alles zusammengefasst im Fazit auf Seite 231, in dem der Geist in kurzen Sätzen feststellt, warum wir da sind: um Prüfungen zu bestehen, einander zu lieben und zu verzeihen und vieles mehr. Und um durchzuhalten. Sabine Leduc stellt ihr neues Buch „Durchhalten lohnt sich immer“in einem Dialog mit der Spaichinger Autorin Daniela Mattes am Donnerstag, 4. Januar, um 19.30 Uhr in der Mediathek in Denkingen vor. Mattes hatte das Lektorat übernommen. Das Buch ist in Gosheim bei der ABC-Schulecke und bei Weiß und Hermle sowie im Spaichinger Buchladen und im Buchhandel erhältlich, ISBN 9783 0005 81137.