Eine Rose gegen Melancholie
Serie „Heilsame Natur“: Der Spaichinger Heilpraktiker Helmuth Gruner gibt Lesern Tipps
SPAICHINGEN - Die Christrose ist um die Weihnachtszeit uns allen bekannt und schmückt mit ihren weißen Blüten die weihnachtlichen Zugaben. Sie ist uns auch als Schneerose, Nieswurz oder Schelmerwurzel bekannt. Auf die Idee, dass es auch eine attraktive Heilpflanze ist, kommen die Wenigsten.
Die Schneerose gehört zu unseren geschützten Pflanzen und wächst ausschließlich auf Kalkböden, und sie bevorzugt feuchte Regionen. Man sollte aber auch beachten, dass alle Pflanzenteile giftig sind. Trotzdem hat man die Wurzel in der Volksmedizin verwendet. Seit Hahnemann wissen wir: „Die Dosis macht das Gift“. Die gepulverte Wurzel war früher Ersatz für Schnupftabak und Niespulver. Diese Anwendung ist heute verboten und wäre auch schade, weil die Schneerosenbestände bereits jetzt in freier Natur viel zu knapp sind. Krampflösende Eigenschaften In der Homöopathie verwenden wir die Wurzel-Droge Helleborus bei Kopfschmerzen und Krampfzuständen. Häufig auch bei GehirnhautEntzündung, Nierenentzündung und Herzkrankheiten. Die Verwendung in der Homöopathie ist segensreich und oft als einziges Mittel bei bestimmten Krankheiten wirksam. Die Verwendung sollte ausschließlich durch den Fachmann erfolgen. In der alten Volksmedizin wurde die Schneerose wegen ihrer krampflösenden Eigenschaften, bei Epilepsie, geistiger Verwirrtheit und Menstruationsbeschwerden eingesetzt.
Unsere mittelalterlichen Kräuterweiblein, oft fälschlicherweise auch als Hexen bezeichnet, verwendeten sie als Abtreibungsmittel. Dies war auch bereits Dioscurides bekannt. Sie wurde auch gegen Zahnschmerzen eingesetzt. Im mittelalterlichen „ Compendium Salernitanum“(1160 – 1170) finden sich Hinweise auf Helleborus, ebenso zählt Pietro d’Abano (1257 – 1315) in seinem „Conciliator“die Nieswurz auf. Auch Paracelsus (1493 – 1551) erwähnte Helliborus niger in seinem „Herbarius“als Diuretikum (zur Wasserausleitung) und für die Altersheilkunde.
Im 18. Jahrhundert war die absolute Hoch-Zeit der Schneerose, weil man sie als sicheres Herzmittel und harntreibendes Medikament genutzt hat und noch bis heute nutzt. Es empfiehlt sich, hier auf geprüfte Arzneimittel aus der Apotheke zurückzugreifen. Allerdings haben unsere Heilkundigen schon im 16. und 17. Jahrhundert in ihre Kräuterbüchern auf die Giftigkeit sowie auf die Gefahr einer Überdosierung hingewiesen. Hier entstand der Spruch: „Drei Tropfen machen rot, zehn Tropfen machen tot“
Um 1900 setzte man diese Pflanze (Helliborus nigra) in der Herzmedizin ein. Es gelang allerdings nicht, ein wirkungsvolles medizinisches Präparat in den Handel zu bringen.
Von der Antike bis in die frühe Neuzeit wurde Helliborus nigra, mit dem aus dem Arabischen stammenden Begriff „Condisum“bei Versuchsreihen eingesetzt. Es wurden besonders für die Verwendung als ein harntreibendes und menstruationsfördendes Arzneimittel Versuche gemacht, die nicht immer nur gut ausgingen.
Dass hier ein großes Potenzial an Heilwirkungen freigelegt werden kann, ist allen klar. Spagyriker und Alchimisten wie Paracelsus konnten mit der Pflanze am besten umgehen, weil sie die Wirkstoffe trennen und neu zusammenfügen konnten. Deshalb war sie bei Melancholie z.B. ein probates Mittel und besonders bei lange andauernden Phasen sehr hilfreich. Paracelsus beschrieb Helliborus auch als geeignetes Mittel bei Wechselfieber, „Wahnsinn“, Epilepsie, Lepra, Gelbsucht, Gicht, Ischias und Zuckungen, z.B. auch das heute noch schwierig zu beherrschende Krankheitsbild des „restless leg“.
In der Volksmedizin findet die Christrose noch heute Verwendung, und zwar als Brech- und Abführmittel, sowie gegen Wassersucht und Harnverhalt. In jedem Fall empfiehlt es sich, auch weil die Pflanze selten geworden ist, auf fertige Arzneimittel zurückzugreifen und von eigenen Experimenten die Finger zu lassen.