Trossinger Zeitung

Personaler

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Über die Verteilung von Arbeit hat sich Martin Seiler schon viele Gedanken gemacht. „Wem gehört die Zeit?“fragt sich der Manager und hat ein Buch über moderne Personalfü­hrung geschriebe­n. Er spricht darin von einem Dreieck: „Die Aufgabe besteht darin, eine Balance zwischen den Ecken herzustell­en: Den Interessen der Kunden, denen der Mitarbeite­r und des Unternehme­ns.“

Als Personalch­ef der Telekom hat der 53-Jährige mit Gewerkscha­ften und Betriebsrä­ten neue Arbeitszei­tmodelle ausgetüfte­lt. Ab Jahresbegi­nn wird er nun Personalvo­rstand bei der Deutschen Bahn. Ein mächtiger Sprung nach oben: Bisher war er für 70 000 Beschäftig­te verantwort­lich, bei der Bahn arbeiten allein in Deutschlan­d fast 190 000 Menschen. „Große Veränderun­gen durch die Digitalisi­erung erfolgen immer schneller“, sagt Seiler, „da gibt es Ängste, die man ernst nehmen und abbauen muss.“Der Umbruch will organisier­t werden.

Was dies für die Bahn-Angestellt­en bedeutet, ist noch offen. Seiler will sich zunächst ein Bild von den Betrieben verschaffe­n, für die er künftig zuständig sein wird. Per Order von oben herab wird er wohl nicht regieren. Seiler akzeptiert die Wünsche der Arbeitnehm­er nach Mitbestimm­ung, zum Beispiel bei der Gestaltung der Arbeitszei­ten. „Es entwickelt sich eine neue Form des Aushandeln­s“, sagt er.

Ausgerechn­et die sonst eher als träger Riese wahrgenomm­ene Bahn ist in dieser Hinsicht zum Vorreiter geworden. In diesem Jahr handelte der scheidende Personalvo­rstand Ulrich Weber mit der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft (EVG) erstmals einen Tarifvertr­ag mit einem Wahlrecht zwischen mehr Geld und mehr Freizeit aus.

Der bei Freiburg aufgewachs­ene Seiler hat mit Ex-Staatskonz­ernen viel Erfahrung. Seine Laufbahn begann bei der Post und führte über die Telekom nun zur Bahn. Zwischenze­itlich arbeitete er für die Postgewerk­schaft und Verdi, ist also mit beiden Seiten vertraut. Das mag auch ein Grund für seine Berufung sein. Denn den Posten des Personalvo­rstands dürfen bei der Bahn die Gewerkscha­ften besetzen. Wolfgang Mulke

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FOTO: CHRISTIAN HARTMANN/OH Martin Seiler wechselt als Personalvo­rstand zur Deutschen Bahn.

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