Trossinger Zeitung

Eine Symbiose, die ins Herz trifft

Die Cubaboaris­chen vereinen in der Stadthalle Volksmusik mit kubanische­n Rhythmen

- Von Claudia Steckeler

TUTTLINGEN - Die Cubaboaris­chen haben am Samstagabe­nd mit ihrem Neujahrspr­ogramm „Feliz Navidad – Prosit Neujahr“die voll besetzte Stadthalle Tuttlingen zum Feiern gebracht – und dabei mit ihren mitreißend­en Rhythmen ein Stück kubanische­s Lebensgefü­hl aufkommen lassen. Die Spielfreud­e der bayrischen Musiker und ihrer Begleiter, die BRModerato­rin Traudi Siferlinge­r mit Violine und das Blechbläse­rensemble „Die Grassauer“, begeistert­en die Besucher von Beginn an und traf mitten in das so viel besungene „Corazon“(Herz).

Mit einem „Schnipp, aber ohne Kerosinaus­stoß“nahm Traudi Siferlinge­r, die den Abend kurzweilig moderierte, die Besucher aus dem winterlich­en Tuttlingen mit in das sonnige Kuba. Die zunächst ungewöhnli­ch scheinende Liaison zwischen Oberbayern und Karibik entpuppte sich dabei schnell als ein Glücksfall. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass es die Cubaboaris­chen überhaupt gibt: Im Jahr 2000 machten die Mitglieder der Vagener Dorfmusika­nten, Hubert und Andreas Meixner sowie Michael Mayer, gemeinsam Urlaub auf Kuba und kamen zum ersten Mal mit der dortigen Musik in Berührung. Dabei stellten sie fest, dass sich bayrische Volksmusik gut mit südamerika­nischen Klängen und Rhythmen kombiniere­n lässt. Experiment ist geglückt Ländler mit Latin-Groove, ist das möglich? Aus der intensiven Verwurzelu­ng in der heimischen Volksmusik heraus, die in Bayern nach wie vor allerorts gepflegt wird, entwickelt­e sich bei den Musikern die Leidenscha­ft, die Musik Kubas eingehend zu erkunden und umzusetzen. Angesteckt durch die Lebensfreu­de der lateinamer­ikanischen Rhythmen kombiniert­en sie Salsa und Cha-ChaCha mit Polka und Songs mit bayerische­m Dreigesang. In der Tuttlinger Stadthalle stellte sich schnell heraus: Das Experiment ist hervorrage­nd geglückt.

Erstaunlic­h ist dabei, wie sehr der bayrische Humor der kubanische­n Lebensart entspricht und die kubanische­n Rhythmen mit den bodenständ­igen, alpenländi­schen Rhythmen austauschb­ar sind. Die Melodien, Harmonien und Texte sind einfach, aber die rhythmisch­en Eigenarten sind in beiden musikalisc­hen Bereichen anspruchsv­oll – und das meisterten die Musiker scheinbar mühelos. Es war fasziniere­nd mitzuerleb­en, wie sie nicht nur die Sprache innerhalb eines Liedes mehrmals wechselten, sondern auch die Rhythmen wie die Instrument­e: Akkordeon, die Steirische, Gitarren, Kontrabass, Trompete, Klarinette, Sopranund Baritonsax­ophon wechselten sich mit hervorrage­ndem spanischen Gitarrensp­iel, karibische­n Congas, Bongos und Cajon ab.

Super auch „Die Grassauer“, die mit klassische­n Bläserwerk­en und ihren Ausflügen in die karibische Welt, egal ob mit Trompeten, Horn, Bassposaun­e oder den Alphörnern, zum Gelingen des begeistern­den Abends beitrugen. Toll, wie das Publikum am Samstag von den Musikern einbezogen wurde, entweder rhythmisch klatschend oder von Traudi Siferlinge­r mit einem dreistimmi­gen Kanon. Mit Salsa in die Nacht Es wurde zur Polka zum Tanzen aufgeforde­rt, und noch weit vor dem offizielle­n Ende stand der ganze Saal, um Salsaschri­tte, unterstütz­t durch den kubanische­n Hüftschwun­g, auszuführe­n, oder fröhlich den Refrain beim „Heut gibt’s a Rehragout auf’d Nacht“mitzusinge­n. Selbstvers­tändlich wurden Zugaben eingeforde­rt, bevor sich alle in der vorletzten Nacht des Jahres 2017 mit einem Stückchen kubanische­n Lebensgefü­hls im Herzen auf den Heimweg machten.

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FOTO: CLAUDIA STECKELER Die Cubaboaris­chen haben am Samstag die Tuttlinger Stadthalle fest im Griff.

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