Eine Symbiose, die ins Herz trifft
Die Cubaboarischen vereinen in der Stadthalle Volksmusik mit kubanischen Rhythmen
TUTTLINGEN - Die Cubaboarischen haben am Samstagabend mit ihrem Neujahrsprogramm „Feliz Navidad – Prosit Neujahr“die voll besetzte Stadthalle Tuttlingen zum Feiern gebracht – und dabei mit ihren mitreißenden Rhythmen ein Stück kubanisches Lebensgefühl aufkommen lassen. Die Spielfreude der bayrischen Musiker und ihrer Begleiter, die BRModeratorin Traudi Siferlinger mit Violine und das Blechbläserensemble „Die Grassauer“, begeisterten die Besucher von Beginn an und traf mitten in das so viel besungene „Corazon“(Herz).
Mit einem „Schnipp, aber ohne Kerosinausstoß“nahm Traudi Siferlinger, die den Abend kurzweilig moderierte, die Besucher aus dem winterlichen Tuttlingen mit in das sonnige Kuba. Die zunächst ungewöhnlich scheinende Liaison zwischen Oberbayern und Karibik entpuppte sich dabei schnell als ein Glücksfall. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass es die Cubaboarischen überhaupt gibt: Im Jahr 2000 machten die Mitglieder der Vagener Dorfmusikanten, Hubert und Andreas Meixner sowie Michael Mayer, gemeinsam Urlaub auf Kuba und kamen zum ersten Mal mit der dortigen Musik in Berührung. Dabei stellten sie fest, dass sich bayrische Volksmusik gut mit südamerikanischen Klängen und Rhythmen kombinieren lässt. Experiment ist geglückt Ländler mit Latin-Groove, ist das möglich? Aus der intensiven Verwurzelung in der heimischen Volksmusik heraus, die in Bayern nach wie vor allerorts gepflegt wird, entwickelte sich bei den Musikern die Leidenschaft, die Musik Kubas eingehend zu erkunden und umzusetzen. Angesteckt durch die Lebensfreude der lateinamerikanischen Rhythmen kombinierten sie Salsa und Cha-ChaCha mit Polka und Songs mit bayerischem Dreigesang. In der Tuttlinger Stadthalle stellte sich schnell heraus: Das Experiment ist hervorragend geglückt.
Erstaunlich ist dabei, wie sehr der bayrische Humor der kubanischen Lebensart entspricht und die kubanischen Rhythmen mit den bodenständigen, alpenländischen Rhythmen austauschbar sind. Die Melodien, Harmonien und Texte sind einfach, aber die rhythmischen Eigenarten sind in beiden musikalischen Bereichen anspruchsvoll – und das meisterten die Musiker scheinbar mühelos. Es war faszinierend mitzuerleben, wie sie nicht nur die Sprache innerhalb eines Liedes mehrmals wechselten, sondern auch die Rhythmen wie die Instrumente: Akkordeon, die Steirische, Gitarren, Kontrabass, Trompete, Klarinette, Sopranund Baritonsaxophon wechselten sich mit hervorragendem spanischen Gitarrenspiel, karibischen Congas, Bongos und Cajon ab.
Super auch „Die Grassauer“, die mit klassischen Bläserwerken und ihren Ausflügen in die karibische Welt, egal ob mit Trompeten, Horn, Bassposaune oder den Alphörnern, zum Gelingen des begeisternden Abends beitrugen. Toll, wie das Publikum am Samstag von den Musikern einbezogen wurde, entweder rhythmisch klatschend oder von Traudi Siferlinger mit einem dreistimmigen Kanon. Mit Salsa in die Nacht Es wurde zur Polka zum Tanzen aufgefordert, und noch weit vor dem offiziellen Ende stand der ganze Saal, um Salsaschritte, unterstützt durch den kubanischen Hüftschwung, auszuführen, oder fröhlich den Refrain beim „Heut gibt’s a Rehragout auf’d Nacht“mitzusingen. Selbstverständlich wurden Zugaben eingefordert, bevor sich alle in der vorletzten Nacht des Jahres 2017 mit einem Stückchen kubanischen Lebensgefühls im Herzen auf den Heimweg machten.