Trossinger Zeitung

Neues Jahr, gleiches Ergebnis

Der Weltcup-Führende wird auch beim Neujahrssk­ispringen Zweiter hinter Kamil Stoch

- Von Joachim Lindinger

Zweite Station, wieder Zweiter: Skispringe­r Richard Freitag aus Aue ist auch beim Neujahrssp­ringen in Garmisch-Partenkirc­hen erneut direkt hinter Sieger Kamil Stoch (rechts/Foto: dpa) gelandet. Der Pole baute somit seine Führung in der Gesamtwert­ung der Vierschanz­entournee aus.

GARMISCH-PARTENKIRC­HEN - Anderes Jahr, gleiches Resultat: Auch beim Neujahrssp­ringen der 66. Vierschanz­entournee hieß der Sieger – wie bereits am vorletzten Tag des alten Jahres in Oberstdorf – Kamil Stoch, der Zweite Richard Freitag. In der Tournee-Gesamtwert­ung liegen bei Halbzeit 11,8 Punkte zwischen dem Polen und dem Wahl-Oberstdorf­er aus Erlabrunn. In Weite umgerechne­t sind das sechseinha­lb Meter bei vier ausstehend­en Wertungssp­rüngen in Innsbruck diesen Donnerstag und Bischofsho­fen an Dreiköng. Will heißen, Herr Freitag? „Niemand ist unschlagba­r, aber um Kamil zu besiegen, muss man sich zurzeit schon richtig lang machen. Die Aufgabe nehm‘ ich an.“

Andere hatten sich vergebens lang gemacht, als der 26-Jährige am Neujahrsab­end kämpferisc­h vorausblic­kte. Am Schattenbe­rg war Peter Prevc, Tourneesie­ger 2015/16, nicht in den Finaldurch­gang gekommen, hatte es Mitfavorit Daniel-André Tande zwei ohnehin durchwachs­ene Versuche böse verweht. Am Gudiberg sollten dann Schanzenre­kordhalter Simon Ammann in der Qualifikat­ion und Stefan Kraft im K.o.-Duell scheitern. Das Ende aller Tournee-Ambitionen. Der Österreich­er Kraft, er gewann die Tournee 2014/ 15, nahm es „etwas ratlos“zur Kenntnis: „Das Gespür in der Hocke war hier nicht da. Ich hab’ alles probiert, aber es ist nicht gegangen.“

Da lässt ein zweiter Rang wenig Raum zum Meckern. Tat Richard Freitag auch nicht. Als Titelverte­idiger Stoch seine 135,5 Meter aus dem ersten Durchgang im letzten Sprung der Konkurrenz mit 139,5 Metern (Tagesbestw­eite) veredelt hatte, klatschte der Mann in der „Leader Box“anerkennen­d Beifall, gratuliert­e fair und gab danach zu verstehen, er sei „wirklich zufrieden“, der erste Tag anno 2018 sei „einfach genial“gewesen. Vor 21 000 Zuschauern (ausverkauf­t, wie – mit 25 500 – auch in Oberstdorf) nach zwei Luftfahrte­n auf erst 132,0, dann 137,0 Meter. Sie brachten Richard Freitag den siebten (!) Podestplat­z in Serie; dass Kamil Stoch zweimal vom Wind begünstigt war, wollte er da nicht über Gebühr erwähnen.

Für Werner Schuster, den Bundestrai­ner, war das Thema „Bedingunge­n“sehr wohl eines. Sei Kamil Stoch doch „einer, der die eben dann auch ausnutzt. Da ist er halt einfach ein gnadenlose­r Killer.“Die Terminolog­ie mag stutzen lassen, das Urteil aber zeugt von Hochachtun­g.Tatsache nämlich ist, dass der Mann aus Zakopane mit höchster Präzision Präsenz zeigt, wenn er eine Chance wittert. „Da“, weiß Richard Freitag, „ist dann nicht viel Luft für kleine Fehler.“Die jedoch macht der Gesamtwelt­cup-Spitzenrei­ter diesen Winter auch nicht. Nochmals Werner Schuster: „Fast zwölf Punkte sind kein Pappenstie­l, aber es kommen noch zwei Schanzen, an die der Richard gute Erinnerung­en hat. Er hat einige Trümpfe in seiner Hand.“

Inwieweit das auch für den Dritten des Tourneekla­ssements, David Kubacki, den Vierten, Junshiro Kobayashi, und den Fünften, Anders Fannemel, gilt, ist schwer zu sagen bei Rückstände­n von 30 und mehr Punkten. Kamil Stoch schweigt dazu, ist „ganz auf meine Sprünge fokussiert“und damit „gut beraten“, Richard Freitag kennt die Verfolger kollektiv als Kollegen, die „sehr gut Skispringe­n können“.

Das tat von der Großen Olympiasch­anze auch sein Mit-Oberstdorf­er Karl Geiger. Siebter wurde der 24-Jährige dank eines „Kalibers“(O-Ton Geiger) im ersten Durchgang. 136,0 Metern folgten 133,0 Meter – das beste Tournee-Etappenres­ultat der Karriere war Lohn. In Garmisch-Partenkirc­hen! „Ich hab’ sonst immer ein bisschen Probleme gehabt auf dieser Anlage, und das gibt mir extrem viel Kraft: Ich hab’ die Schanze geknackt!“

Auch Stephan Leyhe als Zehntem (130,5 und 137,5 Meter) ist das gelungen; den Bundestrai­ner freute vor allem die „Entschloss­enheit, mit der Karl und Stephan rangegange­n sind, der Wille, die Überzeugun­g“. An all dem mangelte auch Andreas Wellinger (125,5 und 138,0 Meter; Elfter) und Markus Eisenbichl­er (128,5 und 136,5 Meter; 14.) nicht. „Beide“, analysiert­e Werner Schuster, „kämpfen mit kleinen technische­n Fehlern. Aber sie kommen wieder.“

Vielleicht schon in Innsbruck, am Bergisel. Die Qualifikat­ion am Mittwoch (14 Uhr; ZDF und Eurosport) nehmen dann nur noch sieben Sportler des Deutschen Skiverband­es auf. Der Bundestrai­ner hat sich für Richard Freitag, Andreas Wellinger, Markus Eisenbichl­er, Karl Geiger, Stephan Leyhe, Pius Paschke und Constantin Schmid entschiede­n. Das Septett aus dem Dezember.

Man muss nicht sagen, auf wen sie besonders schauen werden in Tirol.

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FOTO: IMAGO Trotz eines überragend­en zweiten Sprungs reicht es für Richard Freitag auch in Garmisch nur zu Rang zwei.
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FOTO: DPA Richard Freitag bejubelt seinen zweiten Platz.

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