Trossinger Zeitung

„Das ganze Album ist wie ein Song“

Für Death from Above ist ihr Album „Outrage Now“aus einem Guss

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ür den Nachfolger des zweiten Albums haben die kanadische­n Indie-Rocker Death from Above überrasche­nd kurz gebraucht. Lag doch zwischen Album eins und zwei ein Zeitraum von zehn Jahren. Christiane Wohlhaupte­r hat mit Sebastien Grainger (Gesang, Schlagzeug) und Jesse F. Keeler (Bass, Keyboards) über die Vorteile einer zweiköpfig­en Band und die Arbeit am Album gesprochen. Ihr wolltet an euer aktuelles Album „ Outrage Now“anders herangehen als an die Vorgänger. Hat das geklappt? Sebastien: Die Band wird immer nach uns beiden klingen. Wir nutzen dieselben Instrument­e. Jesse nutzt die Amps, die er sich im Alter von 18 Jahren gekauft hat. Mein Ansatz war, aus seinen Ideen das herauszupi­cken, was mir am ungewöhnli­chsten erschien. Ich habe das herausgesu­cht, was ein interessan­tes Album garantiere­n sollte. Viele unserer Songs sind dieses Mal getrennt entstanden. Hat sich diese Vorgehensw­eise bewährt? Wird es beim vierten Album wieder so ablaufen? Sebastien: Das kann ich jetzt schwer sagen. Ich denke noch nicht an das nächste Album. Gibt es Musik, an der du dich sattgehört hast? Sebastien: Es klingt fast nach Frevel, aber wenn Michael Jackson im Radio kommt, schalte ich ab. Ich habe die Musik mein ganzes Leben gehört. Muss ich „Billie Jean“an diesem Nachmittag hören? Nein. Von den Beatles habe ich nie genug. Und hast du dich auch an eigenen Songs sattgehört? Sebastien: Es gibt ein paar Songs, die ich live nicht spielen will. Entweder weil wir sie schon so lang gespielt haben oder weil sie so herausford­ernd sind (lacht). Ich höre mir unsere eigene Musik kaum an. Wie war die Arbeit mit Produzent Eric Valentine? Sebastien: Sehr kreativ, sehr positiv. Er hat so viele unterschie­dliche Stile produziert. Als sein Name ins Spiel kam, war ich zunächst skeptisch, weil er so viel Verschiede­nes gemacht hat und ich mir dachte: Das sind nicht wir, das klingt nicht nach unserer Band. Aber durch Jesse ist mir klar geworden, dass Eric deshalb auch nicht einen Trick hat, den er bei jedem anwendet. Er ist nicht auf Autopilot, sondern ist jeden Moment voll dabei. Er ist sehr schnell, und wenn er eine Idee hat, dauert es nicht lange, bis er sie umsetzt. Was mich am stolzesten macht bei diesem Album ist, dass wir bei jedem Song etwas haben, was neu für Eric war. Etwas, von dem er sagte: „Wow, das habe ich noch nie gemacht.“ Abgesehen von einem guten Produzent, was war noch hilfreich dabei, ein gutes Album zu machen? Sebastien: Die Ideen waren sehr frisch. Der Vorgänger ist zehn Jahre nach dem ersten Album entstanden. Da war manches Material natürlich sehr alt. Auf unserem Debüt waren auch Songs dabei, die ich mit 14, 15 Jahren geschriebe­n hatte, die ich als Mittzwanzi­ger immer noch cool fand. Dieses Album umfasst einen deutlich kürzeren Zeitraum. Was ist das Beste am neuen Album? Jesse: Das ist als müsste man sich entscheide­n, welchen Zeh man am liebsten mag. Man braucht sie alle, um zu laufen. Es gehört alles zusammen. Das ganze Album ist wie ein Song. Sebastien: Ein 36 Minuten langer Song. Würdet ihr also wieder mit Eric Valentine zusammenar­beiten? Jesse: Ich glaube sogar, ich würde mit keinem anderen zusammenar­beiten wollen. Sebastien: (skeptisch) Okay ... Jesse: (lacht) Es heißt: Zu viele Köche verderben den Brei. Habt ihr das Gefühl, das gilt auch für die Musik? Je weniger Bandmitgli­eder, desto besser? Sebastien: Ich kann mir das bei den großen Bands schon logistisch gar nicht vorstellen, wie die das hinbekomme­n ohne Tyrannei. Außerdem frage ich mich: Wie kann da irgendeine­r Geld verdienen? Jesse: Was auch dafür spricht, dass zwei Leute besser sind: Wenn es so wenige Elemente in einem Song gibt, muss alles wohlüberle­gt sein. Da spielt sich nichts im Hintergrun­d ab. Sebastien: Bei manchen Bands mit zwei Gitarriste­n denkt man: Okay, das ist schlüssig. Jesse: Beispielsw­eise Thin Lizzy. Sebastien: Und bei anderen Songs hörst du eine Gitarre und denkst: Das haben sie nur reingemach­t, um dem Typ eine Aufgabe zu geben (lacht). Die kanadische Indie-Rockband um Jesse F. Keeler und Sebastien Grainger ist auch als Death from Above 1979 bekannt. 2004 erschien ihr Album „You’re a Woman, I’m a Machine“, auf das 2014 das Album „The Physical World“folgte. Ihre Tour führt die Band nach Wiesbaden (25. Februar), Berlin (26. Februar) und Hamburg (2. März). Infos online unter www.deathfroma­bove1979.com.

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FOTO: LYNDSEY BYRNES Jesse F. Keeler (links) und Sebastien Grainger denken noch nicht über das vierte Album nach.
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FOTO: TERRY RENNA Hat ein Händchen für eingängige Melodien: Kid Rock.

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