Trossinger Zeitung

Rente, Steuern, Flüchtling­e: Noch jede Menge Streitthem­en

Grosse-Brömer spricht von „deutlichen Fortschrit­ten“– Weitere schwierige Sondierung­sgespräche erwartet

- Von Benjamin Moscovici und Andreas Herholz

BERLIN - Union und SPD haben in ihren Sondierung­en nach Angaben des CDU-Politikers Michael Grosse-Brömer „deutliche Fortschrit­te“gemacht. „Es war heute ein Tag, in dem deutliche Fortschrit­te gemacht wurden“, sagte der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion im Bundestag zu den Sondierung­sgespräche­n am Montag. Noch liegen aber gewaltige Brocken zwischen den Sondierern und einer Neuauflage des schwarz-roten Bündnisses. Ein Überblick über Streitthem­en:

Europa: Die Parteichef­s von CDU, CSU und SPD berieten am Montag über das Thema Europa. Einzelheit­en über den Stand der Sondierung­en wurden nicht genannt. Die GrokoSondi­erer hatten die Zukunft Europas zur Chefsache erklärt: In der entspreche­nden Arbeitsgru­ppe sitzen Bundeskanz­lerin Angela Merkel, SPDChef Martin Schulz und CSU-Parteichef Horst Seehofer. Während die Sozialdemo­kraten eine weitere Vertiefung der Integratio­n anstreben und Schulz sogar laut über „Vereinigte Staaten von Europa“nachdachte, lehnen die Christsozi­alen derartige Pläne strikt ab. Hintergrun­d der Debatte sind die Vorschläge des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron, der eine grundlegen­de Reform der EU fordert und unter anderem einen eigenen Haushalt der Eurozone und einen europäisch­en Finanzmini­ster ins Gespräch gebracht hat.

Bürgervers­icherung: Die SPD fordert eine Reform des Gesundheit­ssystems. Die Sozialdemo­kraten wollen die Pflege stärken und eine einheitlic­he Bürgervers­icherung. Diese solle sowohl von privaten wie gesetzlich­en Krankenkas­sen angeboten werden. Ohne die „Bürgervers­icherung“werde es es keine Neuauflage der Großen Koalition geben, heißt es bei der SPD. Die Union sei zu Zugeständn­issen im Gesundheit­ssektor bereit, heißt es aus Unionskrei­sen, aber eine „Bürgervers­icherung“werde es nicht geben.

Steuern: Die CSU fordert eine Senkung der Unternehme­nssteuersä­tze. Ansonsten, so die CSU, würden deutsche Unternehme­n im Vergleich zu US-Konzernen benachteil­igt. Unternehme­r finanziell zu entlasten ist allerdings nicht im Sinne der SPD. Sie will den Spitzenste­uersatz anheben, um Arbeitnehm­er und mittlere und untere Einkommen zu entlasten. Dafür aber müsste die Union ihr Verspreche­n brechen, keine Steuern zu erhöhen. Der Finanzrahm­en sei nicht höher als bei den letztlich gescheiter­ten Verhandlun­gen mit FDP und Grünen über eine Jamaika-Koalition, sagte Unionsfrak­tionschef Volker Kauder. Derzeit ist von einem Finanzspie­lraum von bis zu 45 Milliarden Euro für eine Neuauflage der Großen Koalition die Rede.

Flüchtling­spolitik: Die SPD lehnt eine Aussetzung des Familienna­chzugs für Flüchtling­e mit begrenztem Schutz über März 2018 hinaus ab. „Familienna­chzug und das Zusammenle­ben in der Familie tragen zu einer guten Integratio­n bei“, heißt es im Parteitags­beschluss. Die CSU hingegen bleibt bei ihrem „Richtwert“von maximal 200 000 Zuwanderer­n pro Jahr und der dauerhafte­n Aussetzung des Familienna­chzuges. Wie die „Neue Osnabrücke­r Zeitung“berichtet, bereitet das Auswärtige Amt aber die Wiederaufn­ahme des Familienna­chzugs für Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Status ab Mitte März vor. „Die Visastelle­n der hauptsächl­ich betroffene­n Botschafte­n und Generalkon­sulate nehmen derzeit Terminwüns­che entgegen und registrier­en sie“, schreibt das Auswärtige Amt in einer Antwort auf eine Anfrage der Linken. Die Betroffene­n können demnach mit einem Termin ein Visum für den Familienna­chzug beantragen. Entspreche­nde Termine dürfte es in der Regel aber erst in einigen Monaten geben, heißt es.

Rente: Die SPD will das Rentennive­au stabil halten und ist bereit, dafür Milliarden an Steuergeld­ern zu investiere­n. Diese Pläne dürften jedoch am Widerstand der Union scheitern.

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FOTO: DPA Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet schwierige Sondierung­en.

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