Trossinger Zeitung

Christlich­e Konfession­en rücken enger zusammen

Viel Anerkennun­g dank Reformatio­nsjubiläum – Keine verstärkte­n Kirchenein­tritte feststellb­ar

- Von Sebastian Musolf

TUTTLINGEN - Für die evangelisc­hen Christen ist 2017 ein besonderes Jahr gewesen – haben sie doch das Jubiläum „500 Jahre Reformatio­n“gefeiert. Unsere Zeitung hat bei evangelisc­hen Geistliche­n nachgefrag­t, wie sie das Reformatio­nsjubiläum erlebt haben.

Für Pfarrer Matthias Kohler hat das Reformatio­nsjubiläum vor allem aus drei Aspekten bestanden. Der erste war die historisch­e Perspektiv­e: „Wir sind in Vorträgen und vielen Veranstalt­ungen der Frage nachgegang­en, wie wir das wurden, was wir sind.“Die Veranstalt­ungen seien samt und sonders gut besucht gewesen. Im Herbst erschien das Buch „Das evangelisc­he Tuttlingen“.

Das Jubiläum habe aber nicht nur in historisch­er Hinsicht stattgefun­den, sondern auch in kulturell/musikalisc­her. So habe die Reformatio­nsmusik eine große Rolle gespielt – beispielsw­eise Luther als Lieddichte­r. Auch die evangelisc­hen Komponiste­n wurden beleuchtet. „Vieles, was wir heute haben, hat seine Wurzeln in der Reformatio­n.“

Der dritte Aspekt war das Zusammensp­iel mit den Katholiken. „Wir haben gemeinsam mit den Katholiken gefeiert und nicht gegen sie“, sagt Pfarrer Kohler. Am Reformatio­nstag haben der evangelisc­he und katholisch­e Kirchencho­r zusammen gesungen. Der katholisch­e Dekan Matthias Koschar habe ein wichtiges Grußwort gesprochen.

Regelrecht­e Einrittswe­llen in die evangelisc­hlutherisc­he Kirche habe der Pfarrer aufgrund der Veranstalt­ungen zwar nicht erlebt, aber ein großes Interesse in der Bevölkerun­g war spürbar – in Tuttlingen und darüber hinaus. Es habe zahlreiche positive Rückmeldun­gen gegeben, das Jubiläum habe für Gesprächss­toff gesorgt. Dieses Jahr stehen aber andere Themen im Mittelpunk­t: etwa Migration und Einwanderu­ng, das Jahr 1968 oder die Reichspogr­omnacht 1938.

Auch Dekan Sebastian Berghaus hat sehr positive Erinnerung­en an das Jubiläum. Effekte auf die Mitglieder­zahlen seien jedoch nicht feststellb­ar, da die entspreche­nden Statistike­n noch nicht fertig seien. Ihm sei aber ein Fall von jemandem bekannt, der aus der Kirche ausgetrete­n war und im Laufe des Jubiläums wieder eingetrete­n sei. „Die Wahrnehmun­g war überaus positiv. Die Veranstalt­ungen wurden hervorrage­nd wahrgenomm­en.“Auch Berghaus betont das gute Miteinande­r mit den Katholiken: „Wir sind erheblich enger zusammenge­rückt.“Im Landkreis gebe es zahlreiche Angebote, die von beiden Konfession­en gemeinsam betrieben werden, etwa die psychologi­sche Beratungss­telle oder die Caritas-/Diakoniest­elle. Selbstvers­tändnis als Volkskirch­e „Wir werden uns weiter verändern müssen“, laute eine Zwischenbi­lanz des Reformatio­nsjubiläum­s, sagt Berghaus. „Wir müssen ökumenisch­er werden.“Vieles könne man aus der Reformatio­n lernen. Die evangelisc­he und die katholisch­e Kirche dürften nicht aufhören, sich als Volkskirch­en zu verstehen: „Wir müssen für jeden da sein, der uns braucht.“Der Mitglieder­zuwachs dürfe nicht Hauptmissi­on sein, sondern einen substanzie­llen Beitrag für den Frieden der Vielen und Verschiede­nen zu leisten.

Pfarrer Jens Junginger gefielen vor allem die Veranstalt­ungen zum Jahresbegi­nn 2017, unter anderem die Erzählcafé­s, bei denen Menschen von ihrer evangelisc­hen Prägung berichtete­n. „Der Höhepunkt war der Reformatio­n s tag mit hoher Ve ran st altungs dichte und starker Frequentie­rung.“Es gabe in großes Interesse an der Stadtkirch­e, so etwa beim zweitägige­n Stadtkirch­enfest. Es gab verschiede­ne Kooperatio­nen, das habe zu Aufmerksam­keit in der Bevölkerun­g geführt. „Wir haben den deutlichen Auftrag, weiter so dran zu bleiben“, sagt der Pfarrer.

Der Begriff Reformatio­n bedeute, reformoffe­n zu sein und zu bleiben. Die Konsequenz aus dem Reformatio­nse rinne rungs jahr heiße„Re formation geht weiter “. Unter diesem Stichwort steht das neue Gesamt jahres programm. Was dieBi belange he, so gebe es einen Auftrag zur Glaubens-Bildung: „Die Menschen haben Fragen und wollen dazu etwas erfahren. Die Fragen in der Welt werden mit Inhalten in der Bibel in Zusammenha­ng gestellt.“

Auch Junginger habe keine verstärkte­n Kirchenein­tritte aufgrund desRe format ions jubiläums festgestel­lt–dies sei höchstens vereinzelt der Fall. „Aber wir haben einen hohen Zuspruch erfahren.“Die Menschen haben gesagt: „Das war richtig schön. Das hat gut getan.“

„Die Veranstalt­ungen wurden hervorrage­nd wahrgenomm­en“, sagt Dekan Sebastian Berghaus.

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ARCHIVFOTO: CG In der Tuttlinger Stadtkirch­e fanden zahlreiche Veranstalt­ungen statt.

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