Ehemalige
Es ist ja so: Der Trossinger an sich ist ein Ort für Ehemalige. Ob unten am Marktplatz oder oben in der Hauptstraße: Grundstücke warten Jahre, ja in Einzelfällen sogar Jahrzehnte darauf, bebaut zu werden, und im Volksmund sind sie der Ort vom „ehemaligen Gasthaus Löwen“und dem dahinter liegenden „ehemaligen Oldtimer“, was davor das „ehemalige Café Melodie“war, Trossingens wichtigste Disco und Jugendtreff über etwa vierzig Jahre.
Überall dort macht sich heute gähnende Leere breit. Ob relativ alt oder noch frisch, verwunderlich sind die unbebauten Flächen schon, gilt doch die Wohnungssituation in Trossingen als angespannt. Während in der Peripherie indessen Neubauten um Neubauten entstehen, präsentiert sich die Hauptstraße wie ein Gebiss mit fehlenden Eckzähnen: lauter Ehemalige, die irgendwann verschwunden sind.
Nun soll wenigstens das Grundstück des ehemaligen „Löwen“neben dem ehemaligen Küchenstudio Efinger wieder bebaut werden. In der Zwischenzeit droht ein weiteres Gebäude, ein künftig „ehemaliges“zu werden: der alte Güterschuppen, von den Stadtwerken bald nicht mehr genutzt, könnte der Abrissbirne zum Opfer fallen – oder transloziert werden, ein feineres Wort für „versetzen“: Das ist seinerzeit schon unter dem ehemaligen Bürgermeister mit dem ehemaligen Vogtshaus geschehen, auf dessen ehemaligem Grundstück heute der blaue Kasten der Hochschule steht.
Das ehemals historische Gebäude entschwand ins Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck, allerdings nur seine wertvolle Kassetten-Decke. Alles andere wurde zu ehemaliger Bausubstanz: es ging den Gang alles Ehemaligen und landete auf der Schutthalde …