Bürgermeister ist um klare Worte nicht verlegen
Beim Neujahrsempfang in Deißlingen fordert Ralf Ulbrich Nörgler auf, sich der Verantwortung zu stellen
DEISSLINGEN (sbo) - 2017 ist ein Jahr gewesen, dass es in sich hatte, so Bürgermeisters Ralf Ulbrich beim Neujahrsempfang der Gemeinde Deißlingen in der modernisierten Festhalle vor zahlreichen Besuchern. Unter den vielen Ehrengästen gaben sich auch Ulbrichs Amtsvorgänger Ernst Spadinger und Wolfgang Wesner sowie Schultes-Kollege Martin Ragg aus Niedereschach die Ehre.
Der Deißlinger Bürgermeister sprach von einem sehr speziellen Jahr für die Gemeinde. „Für Pessimisten und Stammtisch-Bruddler ein gefundenes Fressen. Nicht alles lief glatt.“So zum Beispiel die sich schleppend zeigende Entwicklung der Deißlinger Ortsmitte. Die Kosten für den öffentlichen Teil der Baumaßnahme seien gewaltig gestiegen, von Aufbruchstimmung sei noch nicht allzuviel zu spüren. Da füge es sich schon fast ins Bild, dass die Gastronomie-Situation und die Leerstände im Ortskern nicht besser geworden seien. Unklar sei auch, ob und wer künftig eine Metzgerei in der Ortsmitte betreibe.
Gebruddelt wurde an den Stammtischen auch dahingehend, ob die neue Halle überhaupt rechtzeitig fertig werde. Doch Gottseidank habe jede Medaille zwei Seiten, meinte der Schultes: „Wer wollte, konnte bei näherer Betrachtung doch auch viele positive Aspekte ausmachen.“So sollen die Bauarbeiten für das Projekt „Ortsmitte“nun in wenigen Tagen starten, der Auftrag für die Tiefbauund Erschließungsarbeiten ist erteilt und das Baugesuch des Bauträgers für den ersten Bauabschnitt gestellt. An der Nachfrage nach Wohnraum habe es noch zu keinem Zeitpunkt gemangelt.
Und: „Unsere Mehrzweckhalle ist samt Lehrschwimmbecken nun endgültig in Betrieb und die Narrenzunft sieht der kommenden Fasnet mit der legendären und jetzt wiederbelebten ,Bierschwemme’ freudig entgegen“, wird launig betont.
Das vergangene Jahr werde einen prominenten Platz im Geschichtsbuch der Gemeinde auch deshalb einnehmen, weil mit 6,47 Millionen Euro die bisher höchste Gewerbesteuerveranlagung eingefahren worden sei. Angesichts steigender Geburtenzahlen habe man zehn weitere Krippenplätze geschaffen. Im Jahr 2018 sollen nach dieser „Aufbauarbeit“weitere Kindergartenplätze hinzukommen. Die Kindergärten in beiden Ortsteilen werden jährlich mit 1,5 Millionen Euro bezuschusst. Für den Umbau der Schule sind rund zehn Millionen Euro veranschlagt.
Mit Optimismus, Tatendrang und Zuversicht wolle man sich weiter als familienfreundliche Gemeinde etablieren, ohne die Ansprüche anderer Interessengruppen aus den Augen zu verlieren. Wenn Ralf Ulbrich dies betont, verhehlt er auch nicht, dass Störfeuer auch aus der Mitte der Gemeinde es zusehends schwieriger machten, in gemeinsamem Geist geschlossen voranzukommen. Ablesbar sei die manchmal als höchst seltsam zu empfindende unzufriedene Stimmungslage auch in Wahlergebnissen. Wenn man bei Kritikastern dann konkret nachfragen wolle, gebe es aber kaum vernünftige Antworten.
„Uns geht es offenbar viel zu gut“, stellt Ulbrich mit einem bitteren Unterton fest. Bruddler und Nörgler fordert der Schultes auf, sich der Verantwortung zu stellen und zum Beispiel als Kandidat für die Kommunalwahl im Jahr 2019 aufstellen zu lassen. „Nur so, im Miteinander, in der offenen Diskussion und im Einsatz füreinander können wir unsere Gemeinde, unsere Gesellschaft zusammenhalten und weiter voranbringen.“