Rupert Kubon: kein eindeutiges Ja
OB kann sich Kandidatur vorstellen – Keine definitive Äußerung beim Neujahrsempfang
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Spannend bis zuletzt ist es beim Neujahrsempfang der Stadt Villingen-Schwenningen geblieben. Die Erwartungen waren hoch. Denn viele Bürger erwarteten, dass sich Rupert Kubon äußern wird, ob er im Herbst bei der Oberbürgermeisterwahl wieder antreten wird. Er sagte weder Ja noch Nein.
„Haben Sie’s kapiert?“, meinte ein Bürger nach der 35-minütigen Rede, die neun Seiten Redemanuskript umfasste. Doch alles Blättern half nicht. Ein eindeutiges Ja oder klares Nein fanden die Leser nicht und hörten auch die gut 500 Gäste im großen Saal des Theaters am Ring in Villingen nicht.
Wildes Spekulieren bestimmte sodann die Gespräche im kleinen Saal bei Getränken und Snacks. Viele Gäste waren sich sicher, dass Kubon sich eindeutig für eine weitere Amtsperiode warmläuft. Andere ärgerten sich über sein Taktieren. Und der OB selbst musste in vielen Gesprächen seine Rede mehrfach erklären.
Am Eindeutigsten wurde Kubon auf Seite acht seiner Rede. Da sagt er: „Ich bin davon überzeugt, dass ich Ihnen hiermit darstellen konnte, wie die Zukunft unserer Stadt nicht nur aussehen kann, sondern auch wie sie aussehen wird, wenn wir alle dies wollen. Ich kann mir vorstellen, diesen Prozess auch in den nächsten Jahren als Oberbürgermeister weiter mitzugestalten, denn ich bin gerne Oberbürgermeister unserer prosperierenden Stadt.“ Mit Haut und Haaren auf Aufgaben eingelassen Und weiter: „Ich habe mich in den letzten 15 Jahren mit Herz und Seele, mit Haut und Haaren, auf alle damit verbundenen Aufgaben eingelassen, so unterschiedlich, ja gegensätzlich sie auch waren, von tröstenden Worten zu Trauernden bis hin zum ausgelassenen Feiern auf der Fasnet, von Marathoneinsätzen für ansiedlungsbereite Wirtschaftsunternehmen bis hin zur strategischen Entscheidungsvorbereitung im Gemeinderat. Bis heute gibt es für mich nur den vollen Einsatz an sieben Tagen in der Woche.“
Und weil er sich mit Haut und Haaren für Villingen-Schwenningen einsetzt, erbat er sich am Sonntag weitere Bedenkzeit, wenn er sagte: „Aber genau deshalb ist es für meine Entscheidung, ob ich diesen Einsatz auch über den nächsten Jahreswechsel hinaus bringen will, wichtig zu wissen, auf welcher politischen Grundlage der Gesamtprozess unserer Stadtentwicklung denn tatsächlich stattfinden kann.“
Und er will seine Kandidatur auf eine breite Basis stellen. Dies wurde in einer weiteren Passage deutlich: „Ich weiß, und Sie wissen es auch, ich bin kein geborener Villinger und kein geborener Schwenninger, ich spreche kein richtiges schwäbisch und kein klassisches alemannisch und ich bin vielleicht gerade deswegen auch streitbar. Ich war und bin nicht immer beliebt, wenn es darum geht, die besten Lösungen für unsere ganze Stadt zu finden und genau deshalb braucht diese Arbeit breite Unterstützung. Aber wir haben mit vollem Einsatz sehr viel in den letzten Jahren erreicht, ich bin stolz darauf, aber wir alle können stolz darauf sein, denn diese Erfolge haben wir gemeinsam errungen. Ich kenne auch die Erfahrung, im Konflikt mühselig Mehrheiten für Beschlüsse zu erringen, um nicht selten im Nachhinein doch erleben zu müssen, dass das gemeinsame Handeln dann ausblieb.“
Kubon machte überdies deutlich: „Ich weiß also, wie wichtig gerade bei sehr großen Herausforderungen ein breit angelegtes Tun ist, und die beschriebenen Aufgaben unserer Stadt bedeuten große Herausforderungen.“Kubon: „Sie kennen das, die Bürgerlichen und die Sozis, die Grünen und die Liberalen. Konservativ und fortschrittlich. In welche Schublade würden Sie mich stecken? Gut katholisch, Sozialdemokrat, seit 26 Jahren mit der gleichen Frau verheiratet, heimatverbunden und entschieden eintretend für eine vielfältig bunte Gesellschaft.“
Und schließlich: „Klischees bedienen erfolgreich die eigenen Vorurteile, aber sie helfen in keiner Weise dabei, eben diese beschriebenen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.“Es freue ihn, und das hätten viele Gespräche gezeigt, dass sich immer mehr von solchen Denkmustern lösten. Das stimme ihn optimistisch, denn so sei es in ganz anderer Weise möglich, Probleme anzugehen und Erfolge zu erringen, dies habe die Entscheidung gezeigt, den Standort VS der Polizei-Hochschule auszubauen. Viele Beteiligte hätten an einem Strang gezogen.
So stellt sich Kubon die Zukunft mit VS vor. Und wenn er überzeugt ist, dass ihn viele dabei unterstützen, wird er kandieren. Wann er dies öffentlich macht, ließ er offen.